Sehr geehrte Damen und Herren Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS hat am 26. November 2020 seine neue nationalen Risikoanalyse «Katastrophen und Notlagen Schweiz» (KNS) veröffentlicht. Laut BABS ist das grösste Risiko für die Schweiz nach wie vor eine Strommangellage, gefolgt von einer Pandemie und dem Ausfall des Mobilfunks. Wir haben unseren Standpunkt dazu in einer Medienmitteilung bekannt gegeben und im E-Bulletin darüber berichtet. Auch swissnuclear hat dazu eine Medienmitteilung verschickt. Den gesamten Bericht finden Sie hier, die Broschüre dazu hier. Im Folgenden befassen wir uns zudem einmal mehr mit Deutschland, den USA, dem Klimawandel und mit nuklearen Entwicklungen. Freundliche Grüsse, Nuklearforum Schweiz Wenn die Energiepolitik die Klimapolitik untergräbt Im letzten Newsletter haben wir auf ein Video von «Dinge erklärt – Kurzgesagt» verwiesen, das nicht nur bei uns für Aufsehen gesorgt hat. Die Gegner der Kernenergie haben mit altbekannten Argumenten reagiert. Auch die Meldung des «PV-Magazine», wonach in der EU auch mit Atomstrom hergestellter Wasserstoff als grün gelten soll, enthält standesgemäss mehr oder weniger bekannte Kritik. Beim «Handelsblatt» sind uns zwei Artikel aufgefallen, die teilweise hinter der Paywall liegen: Vattenfall will mit dem Kohleausstieg vorwärts machen und 2021 eines der modernsten Kohlekraftwerke stilllegen – selbstverständlich nicht ohne entsprechende Entschädigung. Da kommt es natürlich gelegen, dass die EnBW Solarparks «so stark wie ein Kohlekraftwerk» baut. Nicht aus der Industrie, sondern von der Hamburger Umweltbehörde stammt die Idee, mit Buschholz aus Namibia Energie zu gewinnen. Wir runden das Thema Deutschland und seine Klimapolitik mit der französischen Sicht darauf ab. Auch in Belgien stehen die Zeichen auf Atomausstieg. Die Belegschaft des belgischen KKW Doel hat diese Woche dagegen und den damit drohenden Verlust ihrer Arbeitsplätze demonstriert. Kernenergie als Hoffnung für Einigkeit im US-Kongress? Die USA sind bekanntlich weit davon entfernt, als Nation den Atomausstieg zu beschliessen. Trotzdem ist die frühzeitige Stilllegung für verschiedene KKW in einzelnen Bundesstaaten wie zum Beispiel New Jersey ein realistisches und bedrohliches Szenario. Bereits beschlossen ist die endgültige Ausserbetriebnahme von Diablo Canyon bis 2025 in Kalifornien. Gegessen ist das Thema indes noch nicht, wie der Disput über die Rollen und Verantwortlichkeiten der involvierten Akteure zeigt. Das nach dem Bundesstaat benannte Isotop Californium-252 spielt eine wichtige Rolle beim ersten Anfahren neuer Reaktoren. Laut dem Oak Ridge National Laboratory haben die beiden noch im Bau stehenden Vogtle-Reaktoren in Virginia die benötigte Menge bereits erhalten. Weitere KKW-Neubauten könnten im Rahmen von Joe Bidens «Green New Deal» folgen. Die Kernenergie sei eines der wenigen Themen, bei dem sich Demokraten und Republikaner einig sind, vermeldet die «Energy Post» schon beinahe hoffnungsvoll. Ähnlich klingt es bei «Axios», wo der American Nuclear Infrastructure Act of 2020 als Beispiel genannt wird für die überparteilichen Kompromisse, wie sie bei einem geteilten Kongress und Biden als Präsident zu erwarten seien. Mehr oder weniger ambitionierte Ziele Wenn wir bei Schweizer News-Portalen Überschriften wie «Osteuropäische Staaten wollen Klimaschutz durch Kernkraft» lesen, freut uns das zuerst mal. Leider wird dann die Freude oft, wie auch in diesem Fall, von der Bildauswahl getrübt. Angesichts von Meldungen wie dieser aus den Niederlanden könnte man die Schlagzeile eigentlich auf mitteleuropäische Staaten ausweiten. Für Grossbritannien gilt das «Null bis 2050»-Ziel schon länger. Nun hat die Regierung ein konkretes Zwischenziel ausformuliert. Die «BBC» hat die Verlautbarung aufgenommen und Einschätzungen eingeholt. Neben Staaten setzen sich auch Unternehmen mehr oder weniger ambitionierte Emissionsziele. Die Ontario Power Generation will bis 2040 klimaneutral sein. Der Produktionsmix des Energieversorgers ist mit 58% Kernenergie, 24% Wasserkraft und 11% neuen Erneuerbaren schon heute sehr sauber. Die japanische Mitsubishi Heavy Industries will unter anderem mit Kernenergie klimaneutral werden – natürlich bis 2050. 2040 Fusionsstrom? Mitsubishi kommt vielleicht in Polen zu Aufträgen, wo ebenfalls für den Klimaschutz sowie für die Versorgungssicherheit KKW gebaut werden sollen. Weiter fortgeschritten ist das Neubauprojekt Hanhikivi in Finnland, wo mit dem Bau des Bürogebäudes begonnen wurde. Als offiziell im Bau gilt ein KKW mit dem Giessen des ersten Betons für den nuklearen Teil der Anlage. Damit halten wir uns an die Nomenklatur der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO. Letztere hat eine IRRS-Folgemission zur Überprüfung der Nuklearsicherheit in Litauen virtuell durchgeführt. Überraschend weit fortgeschritten scheint auch die Entwicklung der Kernfusion in Grossbritannien zu sein: Gemäss dem «New Scientist» sucht man nach einem geeigneten Standort für das weltweit erste Fusionskraftwerk (NB: «Kraftwerk»!), den Spherical Tokamak for Energy Production (STEP). Ebenfalls ziemlich überraschend mutet es für uns an, wenn die ausgewählte Standortgemeinde für ein Tiefenlager das Parlament darum bittet, mit dem Bau vorwärtszumachen – so geschehen in Australien. |