Sehr geehrte Damen und Herren Im Jahr 2020 kamen fünf neue KKW ans Netz. Eines davon, Tianwan-5 in China, nahm bereits den kommerziellen Betrieb auf – einen Monat nach der Netzsynchronisation und drei Monate nach der ersten Brennstoffbeladung. Mit Fuqing-5 ging zudem in China im November der weltweit erste Reaktor des chinesischen Typs Hualong One ans Netz. Kurz davor war die europäische Auslegung davon zertifiziert worden. Ebenfalls besonders hervorzuheben sind die ersten Stromabgaben von Barakah-1 und von Belarus-1, womit die Vereinigten Arabischen Emirate und Weissrussland neu in die Kernenergienutzung eingestiegen sind. Leningrad-II-2 in Russland komplettiert den Reigen. Die Inbetriebnahme des vierten WWER-1200 ebnete den Weg für die Stilllegung der RBKM-Einheit Leningrad-2. Indien vermeldete zudem die erste Kritikalität von Kakrapar-3. Der erste einheimisch entwickelte Reaktor Indiens gab am vergangenen Wochenende erstmals Strom ans Netz ab. Bereits seit 2019 am Netz, aber seit Mai 2020 im kommerziellen Betrieb ist das schwimmende KKW Akademik Lomonosow in Russland. 2020 sah zudem die Baustarts von Zhangzhou-2 und Zhejiang-Sanao-1 in China und neben der von Leningrad-2 die Stilllegungen von Fessenheim-1 und -2 in Frankreich, Ringhals-1 in Schweden sowie Duane-Arnold-1 und Indian-Point-2 in den USA. Im Weiteren befassen wir uns heute mit Deutschland, Japan, Grossbritannien sowie den USA. Freundliche Grüsse, Nuklearforum Schweiz Deutschland ist Weltmeister – beim Strompreis Auf Berichte des «Spiegels» und anderer Medien, wonach in Deutschland 2020 die Entschädigungszahlen für abgeregelte Ökostromanlagen gestiegen sind, hat der Bundesverband Erneuerbare Energie mit Kritik an den konventionellen Kraftwerken und der Forderung nach einem neuen Strommarktdesign reagiert. Die Industrie setzt derweil weiter auf die Kernenergie – zumindest legt dies die Überschrift der «Welt» zum Interview mit der Chefin eines französischen Grossunternehmens nahe. Ebenfalls bei der «Welt» haben wir erfahren, dass die Deutschen «die mit Abstand höchsten Strompreise der Welt» bezahlen. Der Artikel ist zwar kostenpflichtig, die darin zitierte Meldung des Vergleichsportals Verifox jedoch frei zugänglich. Und während sich deutsche Umweltschützer und linke Medien weiter über internationalen Brennelementhandel empören, ist Europa knapp an einem Blackout vorbeigeschrammt. Japan fährt Ölkraftwerke hoch Strommangel ist derzeit auch in Japan ein drängendes Problem. «Nikkei» zufolge liegt der Grund dafür bei aussergewöhnlich tiefen Temperaturen und der gleichzeitigen Knappheit von Flüssiggas. Laut «Bloomberg» hat die prekäre Lage zur Folge, dass verschiedene alte Ölkraftwerke wieder hochgefahren wurden. Wir erinnern an dieser Stelle an die stillstehenden Kernkraftwerke des Landes. Das deutsche «Handelsblatt» dagegen gibt dem Unfall in Fukushima die Schuld an der Stromknappheit. In einem der wenigen anderen deutschsprachigen Artikel zu diesem Thema erfuhren wir, dass die japanischen Stromversorger zur gegenseitigen Aushilfe aufgerufen wurden. Immerhin soll nun der mit der Knappheit einhergehende Anstieg der Strompreise gebremst werden, wie «Reuters» mitteilt. Wie geht es für die US-Nuklearindustrie weiter? Man kann von Donald Trump halten, was man will – der Nuklearindustrie der USA hat seine Präsidentschaft gutgetan. Auch der Kongress hat zu ihrer Förderung beigetragen. Das Nuclear Energy Institute hat detailliert aufgelistet, wie viel Geld für welche Projekte für das Jahr 2021 gesprochen wurde. Laut «Greentechmedia» wird 2021 ein gutes Jahr für Small Modular Reactors, und das nicht nur in den USA. Noch-Präsident Trump hat inmitten der Unruhe eine Verfügung zur Förderung von SMR für militärische Zwecke und in der Raumfahrt unterzeichnet. Eine Zusammenfassung gabs von seinem Pressebüro. Bei der American Nuclear Society haben wir von der strategischen Vision des Office of Nuclear Energy im Energieministerium erfahren, das neben fortschrittlichen Reaktoren auch die laufende Flotte unterstützt. Wie «Reuters» berichtet, hofft die US-Nuklearindustrie nun auf Unterstützung im Rahmen der Klimaschutzpläne von Joe Biden. Derweil geht es für dem SMR von NuScale schon ziemlich konkret vorwärts. Weniger Strahlung dank Nukleartechnologie Die USA sind nicht der einzige Staat, der die Entwicklung von Nukleartechnologie für die Raumfahrt fördert. Die britische Raumfahrtbehörde will zusammen mit der Firma Rolls-Royce nukleare Raketenantriebe erforschen. Damit könnte die Reise zum Mars gegenüber herkömmlichen Antrieben auf die Hälfte reduziert werden, wie der «Guardian» schreibt. Die Institution of Mechnical Engineering merkt zudem an, dass mit der kürzeren Reisedauer auch die Strahlendosis der Astronauten verringert würde. Wir erinnern uns, dass Rolls-Royce auch an der Entwicklung von SMR arbeitet. Und während das Konsortium, das am Standort Wylfa Newydd in Wales ein Kernkraftwerk geplant hat, aufgelöst wird, will eine andere Firma dort ein SMR-Windkraft-Wasserstoff-Hybridwerk bauen. Schule wegen Geschirr evakuiert Ganz zum Schluss begeben wir uns noch einmal in die USA, genauer nach Haddon Township im Staat New Jersey. Die dortige High School wurde evakuiert, nachdem ein Schüler einen «mit Uran überzogenen Teller» mitgebracht hatte. Wie «News 12» berichtet, sah die Staatsanwaltschaft von einer Anzeige ab, nachdem sich zahlreiche Wissenschafter per Brief an die Schulleitung gewendet haben. Anstatt uns ab solcher Überreaktionen nur an den Kopf zu fassen, empfehlen wir an dieser Stelle die Schulmaterialien zum Thema Strahlung der United States Environmental Protection Agency, ein Lernvideo der kanadischen Kollegen oder denen, die es greller mögen, die Website illuminating-radioactivity.com des Bombshelltoe Policy x Arts Collective. |