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Bankenbrief

Wichtiges vom 2. März 2020

Das Thema

OECD: Virus-Krise könnte Wirtschaftswachstum halbieren

Die Coronavirus-Epidemie drückt nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) auf die Weltkonjunktur: Die Organisation erwartet im laufenden Jahr nur noch ein Wachstum der globalen Wirtschaft von 2,4 Prozent. Das ist ein halber Prozentpunkt weniger als zuletzt vorhergesagt. Im Vorjahr hatte die Wirtschaft weltweit noch um 2,9 Prozent zugelegt. Falls die Krise länger dauere, seien auch noch deutlichere Auswirkungen zu befürchten. "In diesem Fall könnte das weltweite Wachstum 2020 auf 1,5 Prozent sinken." Die Finanzminister der G7-Staaten wollen unterdessen ihr Vorgehen gegen die wirtschaftlichen Folgen der Virus-Krise abstimmen. Das sagte heute der französische Amtsinhaber Bruno Le Maire in einem Interview. "Es wird eine konzertierte Aktion geben", kündigte er an. Er habe bereits am Sonntag mit US-Finanzminister Steven Mnuchin gesprochen, der den G7-Vorsitz innehat. Es werde eine Telefonschalte geben, "um unsere Reaktionen zu koordinieren". Auch die Europäische Zentralbank (EZB) ist auf ein mögliches Eingreifen wegen der Krise vorbereitet, wie Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau heute mitteilte. Zusätzliche Schritte seien aber derzeit noch nicht erforderlich, sagte das EZB-Ratsmitglied. Die japanische Zentralbank hat unterdessen das nationale Finanzsystem angesichts der Krise mit zusätzlicher Liquidität versorgt. Auch die Bank of England (BoE) ist zum Schutz von Banken und Konjunktur bereit. Dazu werde eng mit dem Finanzministerium und internationalen Partnern zusammengearbeitet, sagte ein Sprecher der Notenbank in London. 

Meldungen

EU und Großbritannien beginnen Handelsgespräche

Die Europäische Union (EU) und das Ex-Mitglied Großbritannien haben heute am Nachmittag Verhandlungen über ihre künftigen Beziehungen begonnen. Die Unterhändler Michel Barnier für die Staatengemeinschaft und Brexit-Minister David Frost kamen in Brüssel zusammen. In der vergangenen Woche hatten beide Seiten ihre Grundpositionen vorgestellt, wobei große Differenzen zu Tage traten. Die EU strebt ein umfassendes Abkommen an, das unter anderem Freihandel bei fairem Wettbewerb garantiert. Großbritannien möchte einen Vertrag ohne Verpflichtung zur Angleichung seiner Gesetze an EU-Recht abschließen und über weitere Themen wie Fischerei oder Luftfahrt getrennt verhandeln. 


Britische Finanzaufsicht rügt Deutsche Bank

Die Deutsche Bank könnte den Zugang zum britischen Markt verlieren. Laut eines Medienberichts von heute hat die britische Finanzaufsicht das Geldhaus vor solch einer Konsequenz gewarnt, wenn es keine Fortschritte beim Kampf gegen Geldwäsche durch die Bank gebe. Die Deutsche Bank muss nun monatlich an die Aufsicht berichten, zuvor waren vierteljährliche Berichte angefordert worden. Der deutsche Branchenprimus betonte, dass das Institut die Zahl der Mitarbeiter in diesem Bereich seit 2015 verdreifacht habe. Dabei arbeite man eng mit den Aufsichtsbehörden zusammen.


Handelsabkommen mit USA: Großbritannien legt Linie fest

Die britische Regierung hat heute ihre Positionen für die Gespräche mit den USA über ein Freihandelsabkommen veröffentlicht. Demnach gehört das nationale Gesundheitssystem nicht zur Verhandlungsmasse. Das Land will zudem seine hohen Standards bei Lebensmitteln und Tierwohl verteidigen.


Ministerium dementiert Pläne für geänderte Schuldenbremse

Eine Sprecherin von Finanzminister Olaf Scholz hat Meldungen zurückgewiesen, die Behörde untersuche die Möglichkeit, die nach der Schuldenbremse mögliche Neuverschuldung ausuweiten. "Es besteht hier (…) weiterhin kein Änderungsbedarf", hob sie hervor. Zuvor war berichtet worden, die Grundsatzabteilung des Bundesfinanzministeriums prüfe, ob die Regierung neue Schulden in Höhe von 35 Milliarden Euro pro Jahr machen könne. Die grundgesetzlich verankerte Schuldenbremse erlaubt zurzeit nur ein Defizit von 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), was rund 12,5 Milliarden Euro entspricht.

 

SNB mit 49-Milliarden-Franken-Gewinn

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat 2019 einen Gewinn in Höhe von 48,9 Milliarden Franken (45,9 Milliarden Euro) erzielt. Das gab die Notenbank heute bekannt. Im Vorjahr gab es noch einen Verlust von 14,9 Milliarden Franken (14 Milliarden Euro). Allein das Fremdwährungsdepot der SNB verbuchte vergangenes Jahr ein Plus von 40,3 Milliarden Franken (37,9 Milliarden Euro). 


Banking Circle erhält Banklizenz

Der auf internationale Transaktionen spezialisierte Finanzdienstleister Banking Circle hat in Luxemburg eine Banklizenz erhalten. Gleichzeitig bietet das Unternehmen seine Services nun auch in Deutschland an, wie heute berichtet wurde. Banking Circle stelle eine Finanzinfrastruktur für den Zahlungsverkehr und das Bankwesen zur Verfügung, die Unternehmen zu günstigen Konditionen einen Zugang zu Echtzeit-Zahlungen ermöglichen solle, hieß es. 


Stimmung in Industrie der Eurozone gestiegen

Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie im Euroraum hat sich im Februar deutlich aufgehellt. Wie das Institut IHS Markit heute in London mitteilte, stieg das von ihm erhobene Barometer im Vergleich zu Januar um 1,3 Punkte auf 49,2 Zähler. Das ist der höchste Stand seit einem Jahr. Die Talfahrt der Industrie habe sich trotz Schwierigkeiten infolge der Corona-Krise verlangsamt, kommentierte Markit-Chefökonom Chris Williamson. Für die deutsche Industrie stieg der entsprechende Wert sogar um 2,7 Punkte auf 48 Zähler.

Die Köpfe

Sherborne gegen Barclays-Chef Staley

Der Aufsichtsrat und das Managementteam der britischen Großbank Barclays sollten ihre Unterstützung für Vorstandschef Jes Staley zurücknehmen, forderte heute der Großaktionär Sherborne Investors. Die Rückendeckung für Staley sei "äußerst unklug". Der Investor sprach sich gegen den Bankchef wegen dessen Kontakt zum verstorbenen US-Banker und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein aus. Sherborne hält knapp 5,5 Prozent an der Bank und ist drittgrößter Aktionär. 


Heinrichs wird Europa-Chef bei Vontobel

Andreas Heinrichs folgt bei dem Geldhaus Vontobel Europe am 1. September dieses Jahres auf Interimschef Bernhard Heye, wie heute berichtet wurde. Heinrichs kam 1999 von der Privatbank Sal. Oppenheim zu dem Institut und gehört bereits seit 2008 zum Vorstand. 

Die Tweets des Tages

Was man alles mit Geldscheinen machen kann: Tonkünstler Michael Ridge spielt mit einer britischen 5-Pfund-Note eine Schallplatte ab: youtube.com/watch?v=0WjOdjkrzMM #Bargeld #Musik #LifeHacks

Am Freitag meistgeklickt

Was tun, wenn der Chef sich im Ton vergreift?

Es gibt Führungskräfte, die schnell die Geduld verlieren und dann laut oder ausfällig werden, wenn sie Kritik üben. Mitarbeiter müssen sich das nicht gefallen lassen. Arbeitnehmer haben Anspruch darauf, angemessen behandelt zu werden, wie Johannes Schipp, Fachanwalt für Arbeitsrecht, erläutert. Ein Chef dürfe seine Mitarbeiter nicht anschreien oder gar beleidigen. Geschieht dies doch, empfiehlt Schipp im ersten Schritt, den Vorgesetzen auf sein unangemessenes Verhalten hinzuweisen und ihn zu bitten, Kritik künftig sachlich vorzutragen. Zudem sollten Sie sich den Vorfall und mögliche Zeugen notieren. Weitere Tipps lesen Sie hier:

Was morgen wichtig wird

Beim Super-Tuesday kommt es in den USA in 14 Bundesstaaten zu Vorwahlen zwischen den Bewerbern für das Präsidentenamt. Beobachter erwarten eine Vorentscheidung über den Kandidaten der Demokraten, da auch in bevölkerungsreichen Staaten wie Texas und Kalifornien abgestimmt wird. – An einer EZB-Konferenz zur europäischen Kapitalmarktunion nehmen unter anderem deren Vizepräsident Luis de Guindos und EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis teil. – In München wird der zweitägige Cybersecurity-Summit eröffnet. 

Der Nachschlag

Virus-Epidemie: Welche Rechte Arbeitnehmer haben

Auf Dienstreise nach China? Dorthin wird zurzeit wohl kein Chef einen Mitarbeiter schicken. Aber was passiert, wenn ein Unternehmen wegen des Virus vorübergehend behördlich geschlossen wird? Laut Bundesarbeitsministerium besteht dann Anspruch auf Lohnfortzahlung. Ob Arbeitnehmer aus Angst vor Ansteckung zu Hause bleiben dürfen, lesen Sie hier: 

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