Die Olympischen Spiele am Donnerstag, 10. Februar
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Die Olympischen Spiele am Donnerstag, 10. Februar
von Fabian Scheler
Sportredakteur, ZEIT ONLINE

Guten Abend! Salchow! Rittberger! Toeloop! Wenn Sie dabei an Expressionisten (oder Impressionisten?) denken, liegen Sie nicht ganz falsch: Eiskunstlauf trägt Kunst ja schon im Namen.

© Antonin Thuillier/AFP/Getty Images
© Antonin Thuillier/AFP/Getty Images

Gold des Tages

Der 22-jährige Eiskunstläufer Nathan Chen kuft, tanzt und lächelt sich seit drei Jahren von Sieg zu Sieg. Was also sollte schon passieren, fragen Sie nicht ganz zu Unrecht. Am schwierigsten aber sind Siege, die alle erwarten. Im Gegensatz zu anderen olympischen Favoriten jedoch lieferte Chen: Er drehte sich bei seinen Sprüngen zu Elton Johns Rocket Man so oft um die eigene Achse, dass er nach seiner Sportkarriere als Karussell auf dem Rummel weitermachen wird. So schön, so elegant und kraftvoll war das, dass auch der Olympiasieger von 2014 und 2018, Yuzuru Hanyū, den in Japan manchmal 100.000 Fans empfangen, chancenlos war. Der scheiterte übrigens am vierfachen Axel, den ich nicht mal in ein Bällebad hinein probieren würde. 

Überraschung des Tages

Hubert Strolz wurde 1988 Olympiasieger in der Alpinen Kombination. Heute schaffte sein Sohn Johannes dasselbe. Diese Vaterschaft wird der Vater nicht abstreiten können. Strolz junior wurde vor der Saison aus dem österreichischen Kader geworfen, arbeitete deshalb weiter als Verkehrspolizist und reiste alleine durch den Weltcup. Zu den Spielen kam er nur wegen einer Verletzung eines anderen, seine Slalomski präpariert er selbst, geliehen waren die Abfahrtsski noch dazu. Er sagte nach seinem Überraschungssieg: “Ich muss mich zusammenreißen, damit ich nicht losheule.“ Johannes ist der Selfmade-Olympiasieger dieser Spiele, die FDP wäre strolz auf ihn. 

© [M] Tom Pennington/Getty Images; Robertson/AFP/Getty Images
© [M] Tom Pennington/Getty Images; Robertson/AFP/Getty Images

Schmerz des Tages

Trimetazidin sorgt für einen besseren Blutfluss unter starker körperlicher Belastung, ist aber auch ein Mittel gegen Angina. Eine weitere Nebenwirkung zeigt sich in diesen Tagen: Trimetazidin verzögert wohl die Siegerehrung des Teamwettbewerbs im Eiskunstlauf. Es gibt eine “offene Rechtsfrage“, wie das IOC es nennt, was auch damit zu tun haben könnte, dass die 15-jährige Russin Kamila Waljewa die betroffene Sportlerin sein könnte. Athleten unter 16 Jahren gelten nach den Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur als "geschützte Personen", deren Name nicht veröffentlicht werden darf. Wann die Probe genommen wurde, ist noch unklar, wie so vieles in diesem Fall. Russland darf wegen seines aufgedeckten Dopingprogramms übrigens nicht als Russland, sondern nur als Russisches Olympisches Komitee starten. Wird aus dem bisher unklaren ein positiver Fall: Wie könnte man das russische Team dann nennen? Vorschläge bitte an uns.

Neues aus der Blase

Mein Kollege Christof Siemes schreibt aus Peking: 

“Die meisten Journalistinnen und Journalisten dürften sich darin einig sein, dass für ihre Arbeit diese Spiele die schlimmsten aller Zeiten sind. Aber das bedeutet ja nicht, dass man kein Souvenir mit nach Hause nehmen möchte. Also ist die Schlange vor dem Laden mit dem olympischen Merchandising im Obergeschoss des gigantischen Kongresspressezentrums so lang, dass die Ware rationiert werden muss. Für Plüschtiere, Schneekugeln, Schlüsselanhänger, Dekokissen gilt: nur noch ein Exemplar pro Nase, so steht es auf einem Schild am Eingang. Und das: ‘Vielen Dank für Ihr Verständnis und die Anbetung unserer Lizenzprodukte’.“

Die Lage in China

Erinnern Sie sich noch an Zhu De’en? Das ist der mutige Neunjährige, der bei der Eröffnungsfeier ganz allein das Lied Ich und mein Mutterland auf seiner stolz gereckten Trompete spielte. Süß! Jetzt berichtet die Zeitung China Daily bewundernd, wie er für den Auftritt übte: Sein Vater, ebenfalls Trompeter, hängte eine Wasserflasche ans Instrument, die er nach und nach immer mehr befüllte, um die Armkraft des Jungen zu trainieren. Auch Seilspringen und Push-ups standen auf dem Programm im Trötenbootcamp. Über tausend Mal habe De’en den Song in den beiden Monaten vor dem großen Auftritt geübt, “oft war er zu müde, um noch zu sprechen”. Für den Fall, dass er schlappgemacht hätte, standen zwei Ersatzspieler schon parat.

IOC-Mitglied des Tages

Anita de Frantz

Seit 1986 ist die Juristin und Tochter eines schwarzen Bürgerrechtlers Vizepräsidentin im IOC, nur vier Mitglieder sind länger dabei. Sie engagiert sich dort für die Rechte von Frauen, Mädchen und Minderheiten im Sport, außerdem war sie die erste schwarze Frau, die 1976 für die USA im olympischen Rudern antrat – und Bronze im Achter holte. Sie wäre beinahe auch die erste Frau an der Spitze des ICO geworden, verlor aber 2001 gegen Jacques Rogge. Anita de Frantz gewöhnte sich aber auch so schnell an die Gepflogenheiten der Szene.

Bis heute ist ungeklärt, ob sie von den Bestechungen rund um die Vergabe der Spiele nach Salt Lake City 2002, also in ihr Land, wusste. Bei einer Anhörung vor dem US-Senat 1999 trat sie als IOC-Vizepräsidentin auf, war aber zur gleichen Zeit Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees der USA und Teil des Organisationskomitees von Salt Lake City. Die übliche Ämterhäufung in der Branche. Als sie zu den Korruptionsvorwürfen vom US-Senator John McCain befragt wurde (im Blog des Journalisten Jens Weinreich findet sich eine schöne Nacherzählung) gab sie sich erstaunlich ahnungslos. Anschließend sagte sie: “Mein Problem, und dafür entschuldige ich mich, ist, dass es mir mit Zahlen nicht so leichtfällt.“ Seit 2002 sitzt sie in der IOC-Finanzkommission.

Medaillen des Tages

  • Snowboard, Halfpipe:

    Chloe Kim (USA), Queralt Castellet (Spanien), Sena Tomita (Japan)

  • Eiskunstlauf, Einzel:

    Nathan Chen (USA), Yuma Kagiyama (Japan), Shoma Uno (Japan)

  • Snowboardcross:

    Alessandro Hämmerle (Österreich), Éliot Grondin (Kanda), Omar Visintin (Italien)

  • Ski Alpin, Kombination:

    Johannes Strolz (Österreich), Aleksander Aamodt Kilde (Norwegen), James Crawford

  • Skilanglauf, 10 Kilometer:

    Therese Johaug (Norwegen), Kerttu Niskanen (Finnland), Krista Parmakoski (Finnland)

  • Ski-Freestyle, Mixed-Team, Aerials:

    USA, China, Kanada

  • Eisschnelllauf, 5.000 Meter:

    Irene Schouten (Niederlande), Isabelle Weidemann (Kanada), Martina Sablikova (Tschechische Republik)

  • Rennrodeln, Team-Staffel:

    Deutschland, Österreich, Lettland

Das normale Ergebnis

Liu Jiayu (China) wird Achte in der Halfpipe.

© Adam Pretty/Getty Images
© Adam Pretty/Getty Images

Satz des Tages 

“Über die Glückwünsche von ihm habe ich mich nicht gefreut. Er hat sich dazugestellt, ein Foto gemacht und dann war er wieder weg. Das war einfach nur Show. Eine komische Situation nach den ganzen Vorfällen.“

Der Rodel-Olympiasieger Tobias Wendl über den Selfiejäger Thomas Bach. Der Ärger aber war schnell verflogen: Heute gewann Arlt mit den anderen drei deutschen Olympiasiegern auch die Staffel. Auf Kufen mit einem Hightech-Schlitten in einem künstlichen Eiskanal, da macht den Deutschen keiner was vor. Deutschland, einig Rodelland.

Wir wünschen einen guten Abend!

Das war der Extraletter zu den Olympischen Spielen, Redaktionsschluss war heute um 17 Uhr. 

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