Omikron-Regelchaos: Was jetzt gilt
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Moritz Döbler

15. Januar 2022

Liebe Frau Do,

die sogenannte Omikron-Wand – ein nahezu apokalyptisches Bild und deswegen aus meiner Sicht falsch  – baut sich auf. Es kommt nun noch stärker auf die leidigen Masken, auf Hygiene und Abstand an, also auf Vorsicht, Rücksicht, Umsicht und gesunden Menschenverstand. Zugleich ändern sich aber auch wieder einmal die Regeln, die der Gesetzgeber vorgibt. Einigermaßen unübersichtlich ist dieser Rechtsrahmen, hier finden Sie einen Überblick.

Heute wichtig:

Lauterbach, Wieler, Drosten:  Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht vorerst keinen Grund für neue schärfere Alltagsauflagen. Gleichzeitig warnt Charité-Chefvideologe Christian Drosten vor einer zu frühen Durchseuchung der Bevölkerung. Nach Ansicht von RKI-Chef Lothar Wieler tritt Deutschland in eine „neue Phase der Pandemie“ ein. Wie die Bundesregierung versucht, die Welle zu brechen haben Jana Wolf und Jan Drebes aufgeschrieben.

Djokovic:  Der serbische Tennisspieler Novak Djokovic muss Australien wahrscheinlich verlassen. Der australische Einwanderungsminister Alex Hawke hat das Visum für die Australian Open storniert. Nun will Djokovic Einspruch einlegen. In der Nacht zu Samstag nahmen die australischen Behörden den Tennis-Star in Gewahrsam. Hier gibt‘s die Details.

Rutte: Die Niederlande beenden nach fast vier Wochen den Lockdown. Aber strenge Maßnahmen bleiben. Geschäfte, Friseure und Sportclubs sowie Hochschulen dürfen ab Samstag wieder öffnen. Das kündigte Premier Mark Rutte am Freitagabend an. Geschlossen aber bleiben weiter Gaststätten, Museen, Theater und Kinos.

Meinung am Morgen:

Omikron: In die Apokalypse mündet die Pandemie, wie eingangs erwähnt, auf keinen Fall. Und es hilft auch in der Klimadiskussion wenig, über das Ende der Welt zu sinnieren – aber das ist ein anderes Thema. Sehr ernst nehmen müssen wir die aktuelle Corona-Entwicklung allerdings schon, und das macht Antje Höning in ihrem Leitartikel.

Neujahr:  Wenn ich Ihnen jetzt ein frohes neues Jahr wünsche, werden viele von Ihnen stutzen. Jetzt noch? Juden in aller Welt feiern heute Abend eines von vier Neujahrsfesten. Die Einzelheiten schildert unser Kolumnist Jehoschua Ahrens, ein Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz. Es geht dabei auch Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

Fräulein: Vor 50 Jahren wurde diese förmliche Anrede gestrichen. Wie es dazu kam und was sich seitdem änderte, schildert Julia Rathcke in ihrer Analyse. „Es mag sein, dass sich der ‚junge Mann‘ Mitte 50 freut, als solcher angesprochen zu werden. Es mag auch sein, dass es Frauen freut, Fräulein oder jung genannt zu werden. Der Sache dient es nicht“, schreibt sie.

So gesehen: Mitte 50 bin ich, und wenn ich an der Supermarktkasse als „junger Mann“ angesprochen werde, stört mich das zwar nicht besonders, freut mich aber auch nicht. Wie alt ich wirklich bin, sehe ich nicht zuletzt an den Plattenkisten im Keller. So viele großartige LPs, die schon seit vielen Jahren nicht gehört werden. Dann kamen CDs auf (und stehen jetzt ebenfalls kistenweise im Keller), inzwischen wird auch bei mir längst gestreamt. Martin Bewerunge, ungefähr mein Jahrgang, ruft trotzdem die „Renaissance der Rille“ aus: „Denn Vinyl steht für Gefühl.“ Und das offenbar besonders bei jüngeren Menschen. Im Keller steht auch mein Thorens-Plattenspieler von 1984 im abgewetzten Orginalkarton. Vielleicht sollte ich das Zeug raufholen? Und „The End“ von den Doors so laut hören, wie es die Boxen hergeben? Der Song eröffnete den Film „Apocalypse Now“, womit wieder am Anfang wären. Beste Unterhaltung und ein rundum gelungenes Wochenende wünscht Ihnen 

Herzlich,

Ihr

Moritz Döbler

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