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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 17.02.2022 | Sturmgefahr mit Böen der Stärke 10, Regenschauer, Gewitter und um die 10°C. | ||
+ Orkantief fegt durch Berlin + Die kürzeste aller Berlinalen ist beendet + Wie Berliner Stimmzettel in Mülltonnen landeten + |
von Lorenz Maroldt |
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Guten Morgen, falls Sie heute aus dem Haus müssen: Halten Sie sich gut fest, und passen Sie auf, dass Ihnen nicht der Himmel auf den Kopf fällt (oder ein morscher Baum). Das Sturmtrio Xandra, Ylenia und Zeynep, das seit vergangener Nacht hintereinander und noch bis zum Sonnabend bei uns mal so richtig durchfegt, hält sich nicht an die ortsüblichen Tempolimits – auf bis zu 120 km/h kommen die Orkanböen. Die Behörden empfehlen jedenfalls … ja was denn nun eigentlich? Also, 1) die Fenster zu schließen, um den Sturm nicht reinzulassen, und 2) die Fenster zu öffnen, um die Viren rauslassen. Hm, am besten machen Sie also endlich mal wieder, was Sie selbst für richtig halten. | |||||
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Die kürzeste aller Berlinalen ist beendet – unser Kino-Checker Robert Ide resümiert das Finale so: „Keine Partys, für die Autoscooter in Clubs eingebaut werden. Keine Stars, die nach Mitternacht ihre Stöckelschuhe neben die Tanzfläche feuern. Keine Abschlussgala mit goldenem Glanz und glamouröser Gloria – aber mit ‚Alcarràs‘ hat ein Film gewonnen, in dem fast immer die Sonne scheint. Was will man mehr gerade?“ Alle Bären-Gewinnerinnen (ja, es war „ein Festival der Frauen“) und eine Bilanz von Andreas Busche finden Sie hier. | |||||
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Außer Konkurrenz lief gegenüber im Untergeschoss des Sony-Centers (früher Berlinale-Kerngebiet) übrigens ein Gruselschocker für Kinoliebhaber – einziger Zuschauer (Sie ahnen es vielleicht schon): Robert Ide (wer sonst). Er suchte so lange, bis er eine unverschlossene Tür fand und hinabstieg auf stillgelegten Rolltreppen, vorbei an verwaisten Tresen. Wo früher Originalfassungsfans ihre Heimat hatten, hängen heute Kabel aus den Wänden, stehen Kinostühle im Gang, liegen Lampen auf dem roten Teppich. Nur die Zahl am Kino 2 leuchtet fahl, als letztes Lebenszeichen. Während der Berlinale sollte niemand etwas vom Abriss mitbekommen, alle Scheiben waren abgeklebt, die Arbeiten ruhten. Einen vielleicht letzten Blick, heimlich aufgenommen, können Sie hier sehen. | |||||
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Viel Post gab’s zur exklusiven Checkpoint-Meldung über die Stellungnahme der Landeswahlleitung an den Bundestag (CP v. 14.2.): Mehrere Wahlvorstände erklärten, warum sie eine Manipulation von Tage vorher vorschriftswidrig in Wahllokalen gelagerten Stimmzetteln zumindest für ihren Einsatz „definitiv ausschließen“ würden. Aber werfen wir doch heute mal einen Blick darauf, wie die ausgefüllten Stimmzettel abgeholt wurden. Dem Checkpoint liegt der Bericht eines Wahlhelfers vor, der nach der Schließung der Wahllokale dachte, dass ihn nach dem chaotischen Ablauf tagsüber jetzt „eigentlich nichts mehr überraschen kann“ – doch es kam anders. Auszüge: + „Ich konnte mindestens bis 21 Uhr keine Zahlen, nicht mal die Eilmeldungen abgeben, weil die dafür vorgesehene Telefonnummer ‚nicht vergeben‘ war.“ + „Das Telefon mit der richtigen Nummer war später nur selten besetzt.“ „Kam ich dann doch glücklicherweise einmal durch, durfte ich auch immer nur die nächste auf dem Protokoll stehende Meldung machen – obwohl wir da schon seit über 3 Stunden sämtliche Abstimmungen vollständig ausgezählt hatten.“ + „Die ausgefüllten Stimmzettel sollten in Mülltonnen gelagert und von einer Spedition abgeholt werden. Eine der Tonnen wurde bei uns nachts um halb eins abgeholt, mindestens eine weitere Tonne blieb stehen.“ „Nach Mitternacht hatten viele Wahlvorstände keine Lust mehr, noch die halbe oder ganze Nacht auf die Spedition zu warten (wer konnte das da noch abschätzen). Die Mülltonnen mit den abgegebenen Stimmzetteln haben sie einfach für die Abholung zurückgelassen.“ Na, da kann man ja nur hoffen, dass es wenigstens Recycling-Tonnen waren – ausgefüllte Stimmzettel lassen sich in Berlin ja spätestens 2026 prima wiederverwenden (und wir ersparen uns den ganzen Ärger). | |||||
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Zu den Vorstellungen des Senats von vorbildlichen Milieuschutzgebieten gehört es offenbar, dass ältere und gehbehinderte Mieterinnen und Mieter die Treppen auf allen Vieren hochkriechen – anders ist es jedenfalls kaum zu erklären, warum Anträge auf den Einbau von Aufzügen rigoros abgelehnt werden. Das Ziel dieser Vorschrift: Verdrängung alteingesessener Mieter durch Aufwertung und Mieterhöhungen über Kostenumlage zu verhindern. Das Ergebnis dieser Vorschrift: Verdrängung alteingesessener Mieter (und Eigentümer), die sich zwar die Umlage für einen Aufzug leisten könnten, nicht aber einen Dienstboten, der sie rauf- und runterträgt. In Tempelhof-Schöneberg hat sich jetzt eine Initiative gegründet, die das ändern will – Sigrid Kneist sprach für ihren Bezirksnewsletter mit Betroffenen und Verantwortlichen, ihren Bericht finden Sie hier. | |||||
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Das schönste Bundestagwahlkreisbüro der Stadt besitzt Michael Müller: Der ehemalige Regierende Bürgermeister hat ein Ladenlokal in der feinen Bleibtreustraße gleich neben teuren Boutiquen, Modeläden und Galerien mit alten Druckereimaschinen und Bleisatzkästen aus dem früheren Familienbetrieb in Tempelhof ausgestattet (und über alles wacht an der Wand Willy Brandt). Bis zu 700 Kilogramm wiegt eine solche Maschine, und damit nicht das ganze Büro im Keller landet, musste alles gut auf den Bodenbalken verteilt werden. Ein kleines Museum ist so entstanden, und vom kommenden Monat an, so ist zu hören, wird Müller ab und zu auch mal zeigen, wie so eine Maschine funktioniert. (Bleibtreustraße 33, wochentags von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr, Tel. 030 81828330). | |||||
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Ach ja, und eine weitere Besonderheit weist das Büro noch auf: Müller blickt jetzt zu seiner früheren Senatssprecherin Claudia Sünder auf – die residiert mit ihrem riesigen „Bureau Sünder“ (u.a. Projekt- und Investmentberatung) direkt gegenüber im oberen Stockwerk eines mondänen und sündhaft teuren Altbaus. | |||||
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