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Liebe/r Leser/in,

ich bitte um Verzeihung. Aber der Vorwurf lautet nun mal „Klugscheißerei“. Den Begriff benutzte Wolfgang Schäuble in seinen posthum erschienenen „Erinnerungen“. Das derbe Wort sollte seiner Verachtung Ausdruck verleihen. Im Nachhinein unbedingt besser zu wissen, so schrieb Schäuble, wie politisch hätte gehandelt werden können, sei eine „Form von Klugscheißerei“. Derartige rückblickende „Schuldzuweisungen“ würden ihn anöden.

Ob die Debatte um die deutsche Corona-Politik Schäuble angeödet hätte? Mehr als ein Jahr nach dem Ende der Pandemie erleben wir einen Outbreak der Vorwürfe und Vorhaltungen: Die Verbote seien überzogen gewesen. Die Regeln zu streng. Die Eingriffe in die Freiheitsrechte zu weitgehend. Ich weiß: Klagen, berechtigte Klagen, waren von Anfang an zu hören. Mir ist bewusst, dass viele Menschen unter den Maßnahmen gelitten haben. Jetzt aber glaubt so ziemlich jeder zu wissen, dass so ziemlich alles schiefgelaufen ist. Fast scheint es, als habe nicht das Virus das Land in Not gebracht – sondern die Abwehr des Erregers. Im Sommerinterview der ARD sprach jetzt der Kanzler mit dem Reporter darüber, wie die Corona-Politik insbesondere Menschen im Osten Deutschlands gekränkt und verletzt habe – und der AfD zugetrieben habe.

Ist das so? Haben die Maßnahmen, die Menschen retten sollten, Menschen verwundet? Ist das Land traumatisiert und gespalten? Brauchen wir eine „Aufarbeitung“ der Pandemie, um mit der Nennung von Schuldigen und Versagern unsere geschundenen Seelen zu heilen?

Daran glaube ich nicht. Ich glaube mich an eine große Gefahr zu erinnern. Daran, dass täglich Hunderte Menschen der Seuche zum Opfer fielen. Daran, dass Ärzte, Pfleger und Kliniken vor dem Kollaps standen. Daran, dass in diesem Ausnahmezustand Rechte eingeschränkt und suspendiert wurden. Und daran, dass diese Rechte wieder zur Geltung gebracht wurden. Weil irgendwann der Ausnahmezustand nicht mehr galt.

Ob Fehler gemacht wurden? Sicher. Fehler werden immer gemacht. Und wer Verantwortung trägt, muss sich seiner Verantwortung stellen. Wer aber politisch Handelnden gerecht werden wolle, so schrieb Schäuble, müsse beurteilen, welche realistischen Spielräume und Alternativen ihnen in der Phase der Entscheidung zur Verfügung standen.

Nur so entgehe man der Besserwisserei. Oder, ich bitte um Verzeihung, der Klugscheißerei.      

Mit vielen Grüßen

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Markus Krischer,
stellvertretender Chefredakteur FOCUS Magazin

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