Die Zeit drängt: Unterzeichne jetzt für den Schutz von Bienen und Vögeln.
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Artenvielfalt in Not

Es ist eine große Gefahr für viele bedrohte Bienen- und Vogelarten: Die EU will ihre Pläne für Schutzzonen an Äckern schon wieder verschieben – auf Druck der Agrarindustrie. Nun hängt es an Landwirtschaftsminister Cem Özdemir. Bis nächste Woche muss er entscheiden, ob Deutschland die Rettungsinseln für Artenvielfalt dennoch einführt.

Hallo John,

Erdhummeln brummen, Feldlerchen trillern, Distelfalter fliegen von Blüte zu Blüte. So könnte es bei uns auf den Äckern aussehen – wenn es genügend Schutzflächen an Feldern gäbe. Die EU wollte solche Oasen gegen das Sterben von bedrohten Tieren schaffen. Der Plan: Artenschutz wird an öffentliche Gelder geknüpft. Doch nun knickt die EU ein vor der Agrarlobby – und verschiebt die Regelung.[1]

Deutschland hat noch eine Chance, es besser zu machen. Denn die EU-Mitgliedstaaten können selbst entscheiden, ob sie die Schutzzonen dennoch schon jetzt einführen. Lautstarker Protest gegen die Artenschutz-Flächen kommt vom deutschen Bauernverband, dem Interessenvertreter der Agrarindustrie. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) kann sich nun entscheiden: Gibt er klein bei oder sorgt er dafür, dass Rettungsinseln für Vögel und Insekten im ganzen Land entstehen können.[2] 

In wenigen Tagen muss Özdemir der EU mitteilen, ob auch Deutschland die Einführung von Schutzflächen wieder verschiebt. Seine Parteikollegin, Umweltministerin Steffi Lemke, hat sich klar dagegen ausgesprochen.[3]Wenn sich Hunderttausende potenzieller Wähler*innen an die Seite der Bienen stellen, zeigen wir dem grünen Minister, dass er sich für Artenschutz einsetzen muss. Dafür brauchen wir Dich, John. Unterzeichne den Eil-Appell, den wir zusammen mit Greenpeace und dem NABU gestartet haben. Fordere von Landwirtschaftsminister Özdemir: Retten Sie Vögel und Insekten vor dem Aussterben.

Großkonzerne diktieren Dumpingpreise für Lebensmittel,[4] Subventionen helfen vor allem der Agrarindustrie [5] und kleine Bauernhöfe stehen vor dem Aus:[6]Landwirt*innen bekommen die Folgen von jahrzehntelanger fehlgeleiteter Agrarpolitik schmerzlich zu spüren. Der Bauernverband instrumentalisiert nun diese Sorgen, um die Bäuer*innen gegen den Umweltschutz aufzubringen. Dabei schafft das Artensterben auch für die Landwirtschaft nur weitere Probleme, denn viele Nutzpflanzen brauchen Bienen, Hummeln und andere Insekten für die Bestäubung.[7]

Wenn die Regelung für die Schutzzonen auf den Feldern noch einmal verschoben wird, wäre das kaum eine Entlastung für Landwirt*innen: Die Vielfaltsflächen sind nämlich oft ohnehin in Lagen, die weniger Ertrag bringen, zum Beispiel am Hang oder im Schatten.[8] Wieder einmal geht es dem Bauernverband vor allem um populistische Forderungen und nicht um die tatsächlichen Sorgen der Bäuer*innen. 

Dabei wären mehr Freiflächen für Artenvielfalt ein erster Schritt hin zu einer EU-Agrarpolitik, die Natur- und Artenschutz belohnt – und Gelder nicht mehr nach Größe des Betriebs, sondern nach Beitrag zum Umweltschutz auszahlt. Und es ist höchste Zeit, denn Özdemir hat die Einführung von Artenschutz-Flächen schon einmal vertagt. Wegen der weltweiten Getreideknappheit – eine Folge des Ukraine-Kriegs – wollte der Minister mehr Fläche für den Getreideanbau schaffen. Doch er versprach, dass die Ausnahme „ausdrücklich nur für 2023” gelte.[9] 

Nun darf Özdemir seine Grundsätze nicht aus Angst vor populistischer Hetze der Agrarlobby aufgeben. Gerade jetzt vor der EU-Wahl müssen die Grünen zeigen, dass sie es mit der Agrarwende ernst meinen. John, es eilt – bis Donnerstag muss Özdemir sich entscheiden. Fordere auch Du ihn auf, standhaft zu bleiben und unterzeichne den Appell.

Herzliche Grüße
Lisa Stanew, Campaignerin

PS: Hast du schon einmal einen Kiebitz, ein Rebhuhn oder eine Grauammer gesehen? All diese Vögel finden in Deutschland immer weniger Lebensräume – denn sie werden von der Agrarindustrie vertrieben.[10] Mit den Schutzzonen können sie wieder ein Zuhause finden. Hilf mit, die gefährdeten Arten zu schützen.

[1] „Freie Fahrt für Artenschwund: EU-Kommission gibt erneut Brachen zur Nutzung für Landwirtschaft frei”, Riffreporter Online, 13. Februar 2024

[2] „EU lockert Regeln für Brachflächen – Folge für Deutschland offen”, BR24 Online, 13. Februar 2024

[3] „Weniger Brachflächen: EU lockert Auflagen”, ZDF Heute Online, 14. Februar 2024

[4] „Bauern leiden unter unfairen Lebensmittelpreisen”, Süddeutsche Zeitung Online, 15. Januar 2024

[5] „EU-Agrarsubventionen: Diese Großkonzerne profitieren”, Correctiv Online, 1. Dezember 2022

[6] „Drastisches Höfesterben: Zahl der Bauernhöfe soll sich laut Studie bis 2040 mehr als halbieren”, Redaktionsnetzwerk Deutschland Online, 12. Januar 2024

[7] „Studie: Ohne Bienen keine Landwirtschaft”, MDR Wissen Online, 13. Juli 2019

[8] „15 Tipps zu GLÖZ 8: Diese Vorgaben gelten nun zur Flächenstilllegung”, Agrarheute Online, 2. September 2023

[9] „‚Ein Kompromiss, der auch wehtut’: Agrarminister Özdemir will Getreideanbau auf Brachflächen erlauben”, Tagesspiegel Online, 7. August 2022

[10] „Mehr Brachen, mehr Arten”, Tagesschau Online, 31. Juli 2023