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Liebe/r Leser/in,

bis vor wenigen Tagen wusste ich gar nicht, dass es diese Stadt überhaupt gibt: Wuhan, eine chinesische Metropole, rund elf Millionen Einwohner, darunter 100 Deutsche mit ständigem Wohnsitz, internationaler Airport mit ca. 21 Millionen Passagieren pro Jahr (Hamburg ca. 17 Mio.).

2019-nCoV heißt offiziell der Grund, warum nun die ganze Welt Wuhan kennt. Die Abkürzung steht für das neuartige Coronavirus – und Wuhan steht seit dem 23. Januar unter Quarantäne, weil ein Fisch- und Geflügelmarkt in der Stadt offenbar die Quelle für das Virus ist. 58 Millionen Menschen sind allein in der Provinz Hubei, deren Hauptstadt Wuhan ist, mittlerweile weitestgehend von der Außenwelt abgeschottet.

Die Zahlen sind gigantisch. Outbreak live, durch Internet und Social Media global. Die Bilder, die uns aus China erreichen, beeindrucken und verstören. Ich staune. Wie die vielen Baumaschinen innerhalb weniger Tage zwei provisorische Krankenhäuser mit insgesamt 2300 Betten errichten. Chinesische Ärzte auf Isolierstationen heben die Hand zum Victoryzeichen. Soldaten marschieren mit Mundschutz, und achtspurige Magistralen sind menschenleer wie damals am autofreien Sonntag in den deutschen Siebzigern.

Wie würde eine freie Demokratie wie die unsere auf einen derartigen Seuchenausbruch reagieren? In China sind bereits mehr als 150 Menschen an dem Lungeninfekt gestorben,  mehr als 7500 Infektionsfälle wurden bis Donnerstag bestätigt. Die Krankheit beginnt mit Atemnot, Schmerzen in der Lunge, Husten und hohem Fieber. Wie gefährlich eine globale Verbreitung wäre, lässt sich derzeit schwer einschätzen. Fakt ist: Das Virus hat längst andere Staaten erreicht, auch Deutschland – von Wuhan zu Webasto, einer Firma für Standheizungen am Starnberger See, wo ein Mitarbeiter von einer chinesischen Kollegin angesteckt wurde. Und: An der Frankfurter Börse reagierte der Dax ins Minus, die Bundeswehr soll rund 100 Deutsche heimholen, in den Apotheken werden Atemschutzmasken knapp.

Das Unheimliche an diesen Viren ist, dass wir sie nicht sehen – und gerade deshalb infizieren sie unsere Fantasie, wecken Ängste und Bilder im Kopf. Mein Sohn, 12, fragt plötzlich nach Vitamintabletten und macht auf einmal ständig Liegestütze, weil er glaubt, vor dem Ernstfall schnell noch sein Immunsystem stärken zu müssen. Die Tochter, 11, erzählt aufgeregt von Super-Bakterien, Super-Viren und einem Super-Vulkan im Yellowstone-Nationalpark, der ebenfalls die gesamte Menschheit bedrohen würde. Meine Frau zeigt mir auf Instagram verwundert Fotos von Chinesinnen, die angeblich Fledermaussuppe schlürfen – angeblich eine Delikatesse, angeblich auch ein Übertragungsweg für das Coronavirus und nicht sonderlich appetitlich.

Die FOCUS-Kollegen sind da unaufgeregter. Helmut Broeg aus dem Wissenschaftsressort erinnert in der Redaktionskonferenz an die jährlichen Grippewellen und die Rekordzahl an Todesopfern im Jahr 2017/2018 mit rund 25 000 Menschen, über die heute kaum einer rede. Jörg Harlan Rohleder sagte, als er vom Gespräch mit Gesundheitsminister Jens Spahn zurück in die Redaktion kam: „Beruhigend, wie souverän unsere Regierung mit dieser Situation umgeht.“

Ich habe mir am Dienstagabend „Outbreak – Lautlose Killer“ angesehen. Hollywood, 1995. Der deutsche Regisseur Wolfgang Petersen und ein unglaublicher Cast: Rene Russo, Morgan Freeman, Dustin Hoffman, Donald Sutherland, Kevin Spacey, Cuba Gooding Jr., Patrick Dempsey. Und ein Happy End!

Evolutionsbiologen wie der Ultra-Atheist Richard Dawkins vertreten ja die Theorie, dass rund ein Zehntel des menschlichen Erbguts einst von Viren eingeschleust wurde, und scherzen gelegentlich, dass ohne Viren der Mensch immer noch Eier legen würde. Ich glaube, das Coronavirus kriegen wir in den Griff. Genießen Sie das Heft, es wird nicht der letzte FOCUS sein.

Herzlichst,

Robert Schneider
Chefredakteur FOCUS Magazin

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Aufsteiger der Woche

Für VW-Chef Herbert Diess ist es ein herber Verlust: Der Ex-Chef der VW-Tochter Seat, Luca de Meo, verzichtet auf eine weitere Karriere im Konzern und geht als Vorstandsboss zu Renault. In Paris wird er der Chef von mehr als 180 000 Mitarbeitern in 37 Ländern. Der Job erfordert Fingerspitzengefühl, denn es gilt, zwischen den Partnern Renault, Nissan und Mitsubishi zu vermitteln. Womöglich genau die richtige Herausforderung für de Meo, der fünf Sprachen spricht und als offen und kommunikativ gilt.

Absteiger der Woche

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Zitat der Woche

"Die Kommunikation ist heute entgrenzt und die Öffentlichkeit dagegen fragmentiert"

Zahl der Woche

72.000

Euro kostete die Einrichtung einer Ein-Zimmer-Wohnung für Ursula von der Leyen im 13. Stock des Verwaltungsgebäudes der EU-Kommission in Brüssel, berichtet die französische Zeitung "Liberatión"

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