Panne bei Corona-App | Das Vergewaltigungsurteil | Schwebebahn: Über die Wupper
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Rheinische Post

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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

24. Juli 2020

Liebe Frau Do,

erinnern Sie sich noch an die Präsentation der Corona-Warn-App? Politiker, Wissenschaftler und sogar die stets sehr kritischen Experten vom Chaos Computer Club lobten das Programm für Smartphones, das uns warnen soll, wenn wir mit infizierten Personen in Kontakt waren. Gestern Abend wurde bekannt, dass die App auf vielen Geräten wochenlang nicht richtig funktioniert haben soll. Bei Handys mit Android-Betriebssystemen wurde einem Bericht zufolge der so wichtige Datenabgleich automatisch unterdrückt – um Strom zu sparen. Ein womöglich folgenschwerer Fehler, der inzwischen mit einem Update behoben sein soll.

Technische Fehler kann man beheben und irgendwann wieder vergessen. Unter den Folgen einer Vergewaltigung hingegen leiden die Opfer oft ein Leben lang. Dies bringt uns zu einem aktuellen Urteil. Eine Gruppe von Flüchtlingen hat im Herbst 2018 eine junge Frau vor einer Disco vergewaltigt. Der Fall in Freiburg löste bundesweit Empörung aus. Jetzt hat das Landgericht Haftstrafen verhängt: für den Haupttäter fünf Jahre und sechs Monate, für die anderen geringere Zeiträume. Angesichts dieser relativ milden Urteile ist es für Kristina Dunz höchste Zeit, das Gesetz zu verschärfen: Vergewaltigung müsse „noch viel härter bestraft werden“, wie sie in ihrem Leitartikel argumentiert.

Markus Söder, selbst gelernter Journalist, hatte damals kritisiert, dass die „Tagesschau“ nicht über den Freiburger Fall berichtete. Jetzt lud er die Hauptstadtpresse nach Prien am Chiemsee ein, um – ja, was eigentlich? Natürlich ließ er sich nicht darauf festnageln, ob er Ministerpräsident bleiben oder Bundeskanzler werden will. Warum das typisch Söder ist und wie seine Strategie aussieht, berichtet Gregor Mayntz, der dabei war.  

Sollte es mit dem Kanzleramt in gut einem Jahr für Söder klappen, wäre Boris Johnson sein Amtskollege – oder auch nicht. Unser Londoner Korrespondent Jochen Wittmann schildert, wie ungewiss die politische Zukunft des britischen Premierministers in der Corona-Krise geworden ist. Womit wir indirekt schon wieder bei Söder wären: „Nur wer Krisen meistert, wer die Pflicht kann, der kann auch bei der Kür glänzen“, hatte er gesagt, was auf Johnson passt, aber wohl als Seitenhieb auf Armin Laschet gemeint war.

Der NRW-Ministerpräsident, der seine Kanzlerambitionen nicht versteckt, will auf dem CDU-Bundesparteitag im Dezember zum Vorsitzenden gekürt werden. Um das neue Grundsatzprogramm geht es dort auch. Von dem Vorstoß für eine allgemeine Dienstpflicht war hier gestern schon die Rede. Ein Plädoyer dafür hält der Publizist Rafael Seligmann in einem Gastbeitrag für die Rheinische Post. Junge Menschen seien zu weit von der Lebenswirklichkeit entfernt, nötig sei ein verpflichtendes soziales Jahr. Möglicherweise ist der neue Freiwilligendienst bei der Bundeswehr ein Anfang – Viktor Marinov stellt ihn vor.

Angefangen hat mein Leben in Wuppertal – aber ich war seit meiner Geburt nicht dort. Überrascht war ich, wie stark unsere Redaktion hier in Düsseldorf das Schicksal der Schwebebahn dort bewegt. Jörg Isringhaus beschreibt in seiner Analyse den desolaten Zustand und die ungewisse Zukunft dieses besonderen Verkehrsmittels. Ich lebe nun seit acht Monaten in Düsseldorf – Zeit für einen Ausflug in meinen Geburtsort, der nur eine halbe Stunde entfernt liegt. „Sieh, das Gute liegt so nah“ – das hatten wir vor drei Tagen schon. Ich bin gespannt. Schweben Sie gut in den Tag!

Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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