Presse unerwünscht! Der Weltreiterverband (FEI) plant eine Zusammenkunft aller Interessenvertreter aus dem Bereich Dressur. „Alle Interessenvertreter? Nein! Eine von unabhängigen Journalisten gebildete Gruppe muss draußen bleiben.“ So möchte man das als versierter Asterix-Leser formulieren (in Anlehnung an: „Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.“). Denn die Presse muss draußen bleiben. Die „Keyboard-Warriors“ (Tastaturkrieger, wurde mir schon mal vorgeworfen). Die Fotografen, die die bösen Bilder machen von den Pferden mit den blauen Zungen, den durchfallenden Kandaren, den im Bereich der Sporen abgewetzten, ledrig ausschauenden Flecken, den schmalen dunklen Linien, auf Kruppe und Flanke, die die Vermutung zulassen, dass die Stewards wohl gerade mal weggeguckt haben beim Abreiten mit Gerte. Diejenigen also, denen von einigen Dressurreiterinnen und -reitern gern Manipulationen per Photoshop vorgeworfen werden. Diejenigen, die dank Objektiv ganz nah dran sind am Sport. Die bleiben draußen. „Um offene und freimütige Diskussionen zu fördern, wird die Gruppe klein und nicht-öffentlich sein, und wir werden die wichtigsten Ergebnisse so bald wie möglich nach dem Treffen der breiteren Öffentlichkeit mitteilen“, heißt es aus dem Presseteam der FEI. Tja, hoffen wir, dass dem so sein wird.
Die Art und Weise, wie FEI-Präsident Ingmar de Vos allen Ernstes bei den Olympischen Spielen erläuterte, sein Verband habe ja schon so viel richtig gemacht, lässt wenig Gutes erhoffen. Sein Argument: Das Prügel-Video von Charlotte Dujardin sei älter als zwei Jahre – für ihn ein Beweis für erfolgreiche FEI-Politik. Die Schläge der Mannschaftsweltmeisterin Carina Kassøe Krüth in der Reithalle von Helgstrand Dressage, die nun gegen eine Sperre des dänischen Verbandes vorgeht, passt da nicht so ganz in die zeitliche Argumentation. Ist ja auch egal. Ganz sicher wird alles gut sein, alle Maßnahmen werden fruchten und die Öffentlichkeit wird den Pferdesport im Allgemeinen und die Dressur im Speziellen bestimmt ganz schnell wieder liebhaben. (Achtung, Ironie – falls es jemand nicht bemerkt haben sollte).
Das wäre ein blaues Wunder, das man gerne erleben würde. Blaue Zungen sind wohl wahrscheinlicher. Leider.
Eine schöne Woche mit Bundeschampionat, der WM Junger Dressurpferde und den Paralympics in Paris!
Beste Grüße aus Hamburg,