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Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 25.06.2024 | Sonne-Wolken-Mix bei 15 bis 27°C. | ||
+ Saxofonspieler begeistert auf den Fanmeilen + Festival „Fusion“ ringt um Haltung zum Nahost-Krieg + Konsum harter Drogen deutlich sichtbarer + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, Deutschland feiert sich in Pink, Berlin wird heute in holländisches Orange getaucht, die Europameisterschaft macht die Sommertage bunter. Der Fußball gönnt uns eine kurze Atempause von der Welt und erleichtert uns weiter ein wenig von uns selbst. So wie André Schnura die Massen in diesen Wochen begeistert und mit Musik nationale Fans und internationale Presse in Feierlaune swingt. Der junge Musiker aus Haan in Nordrhein-Westfalen spielt auf Fanmeilen mit seinem schwarzen Saxofon Fußballhits wie Grönemeyers neu aufgelegtes „Zeit, dass sich was dreht“ und dreht damit die Stimmung ins Grundpositive (Video hier). Auf Instagram und TikTok folgen ihm nach seinen ersten Auftritten inzwischen mehr als eine halbe Million Menschen. Sein eigentliches Ziel hat Schnura dabei längst erreicht: „das Saxofonspielen wieder cool zu machen“. Interviews zum Hype um ihn will der 30-Jährige gerade nicht geben. Erst vor kurzem war der Musiklehrer von seiner Musikschule gekündigt worden wegen der neuen Förderrichtlinien für Freiberufler (der Checkpoint berichtete), ansonsten spielte er bisher Hits auf Festen und Hochzeiten. Nach der Fußball-EM dürften ein paar Großaufträge dazukommen. Bis zum Finale reist Schnura, der stets im Rudi-Völler-Trikot auftritt, musizierend durch ein durchatmendes Land und sammelt dabei Geld für schwerkranke Kinder. Dem Checkpoint schreibt er zu seiner Motivation: „Die Musik spricht für sich. Und der Grund, warum ich das überhaupt gemacht habe, ist Liebe.“ Kann es einen besseren geben? | |||
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Mit Musik die Welt vergessen möchten ab Mittwoch auch Zehntausende beim Festival „Fusion“ auf dem ehemaligen Militärflugplatz im mecklenburgischen Lärz. Gerade feierwütige Berlinerinnen und Berliner reisen trotz langer Staus an, um dem Versprechen der Veranstaltenden zu folgen: „Im kollektiven Ausnahmezustand entfaltet sich an einem Ort ohne Zeit ein Karneval der Sinne, in dem sich die Sehnsucht nach einer besseren Welt spiegelt.“ Diese vermeintlich bessere, hier insbesondere von linken Gruppen getragene Welt wird jedoch erschüttert von heftigen internen Debatten um den Krieg im Nahen Osten nach dem Hamas-Überfall auf Israel. Ein anfängliches Statement des Veranstalterkollektivs gegen Antisemitismus wurde nach heftigen Protesten umformuliert, bis das Existenzrecht Israels als rote Linie wieder herausfiel (Hintergründe hier). Nun prangen schon erste „Free Palestine“-Parolen am Gelände (via @Sinem.) Können sich jüdische Partygäste hier auch sicher fühlen? Auf Checkpoint-Anfrage reagieren die Veranstalter von „Kulturkosmos“ ausweichend und verweisen auf eine neue Stellungnahme in dieser Sache, in der es heißt: „Wir haben nicht das Existenzrecht Israels infrage gestellt, sondern Respekt für eine weitere Perspektive gefordert.“ Auf der Fusion soll es nun Veranstaltungen zum Nahost-Krieg geben. Wie dabei offene Debatten garantiert werden sollen und warum trotzdem die höchst umstrittenen Begriffe „Völkermord“ und „Genozid“ mit Blick auf den Einsatz der israelischen Armee in den Palästinensergebieten genutzt werden, lesen Sie in der Vollversion des Checkpoints, und zwar hier. | |||
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Wie viel Platz brauchen Parkplätze? Diese Frage wird in den enger werdenden Kiezen Berlins (also in allen) mit immer heftigerer Heftigkeit geführt – und ist manchmal auch für eine Heiterkeit gut. FDP-Lokalpolitiker Reinhard Frede wittert zum Beispiel einen Skandal von „Schilda in Schöneberg“, weil Parkscheinautomaten direkt auf Parkplätzen platziert worden sind, wo nun nicht mehr parkraumgewirtschaftet werden kann (Foto hier). Damit seien vom Bezirksamt „acht vorhandene Parkplätze“ in der Innsbrucker Straße „nachhaltig vernichtet“ worden. Schaut man allerdings auf „Google Street View“ (hier), wird man erkennen: Nahezu die gesamte Innsbrucker Straße ist gesäumt von Parkplätzen, an beiden Straßenrändern und auf dem Mittelstreifen. Die zuständige Bezirksstadträtin Saskia Ellenbeck (Grüne) rechnet dazu auf Checkpoint-Anfrage vor: „Die Innsbrucker Straße durchläuft die Parkzonen 84 und 87. In diesen beiden Zonen wurden insgesamt 207 Parkschein-Automaten aufgestellt. Fast alle wurden auf Gehwegen installiert, in diesen acht Fällen musste in der Innsbrucker Straße auf Parkbuchten zurückgegriffen werden.“ Und weiter: „In den beiden Zonen gibt es rund 4700 Parkplätze.“ Wir übersetzen also den Parkplatz-Skandal von Schöneberg: 8 Parkplätze fallen weg für Parkscheinautomaten. Rund 4700 minus 8 Parkplätze bleiben erhalten. 199 Parkscheinautomaten verengen nun die Bürgersteige. Angesichts dieser Zahlen könnte man auch einmal fragen: Warum überhaupt müssen Automaten für Parkplätze generell auf Gehwegen stehen? Die Verkehrsverwaltung antwortet, dass dafür die Bezirke zuständig seien und stellt fest: „Im Allgemeinen erfolgt die Aufstellung außerhalb von Fahrbahnen und Seitenstreifen.“ In Berlin gilt damit weiterhin das Gesetz der Straße: Kannste einparken! | |||
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Wir parken gleich wieder aus für den nächsten Aufreger. „Das stinkt zum Himmel“, empört sich Grünen-Verkehrsexpertin Antje Kapek über die auf zugeparkten Straßen strandenden Mülllaster der Berliner Stadtreinigung (Checkpoint von gestern). Die häufigsten Behinderungen, bei denen „die Müllentsorgung nicht ordnungsgemäß ausgeführt werden konnte“, summieren sich laut aktueller Auswertung der BSR insbesondere in der Dunckerstraße in Prenzlauer Berg (675 seit dem Jahr 2020) und in der Neuköllner Sonnenallee (590) sowie aktuell in der Naunynstraße in Kreuzberg (74 im bisherigen Jahr). Für Kapek ist klar: „Wenn Berlin nicht im eigenen Müll stecken bleiben will, muss die freie Fahrt für die Müllentsorgung garantiert werden.“ Klar ist zumindest das: Ohne mehr Respekt für die Daseinsvorsorge können wir unsere Stadt bald wegwerfen. | |||
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Die Ampeln im Berliner Bundesdorf rund um den Reichstag stehen derzeit nicht nur wegen der nahen Fanmeile auf Rot. Auch die im Regierungsviertel oft nur noch durch immer neuen Streit aufflackernde Ampel-Koalition könnte bald komplett lahmgelegt sein. In den sich zuspitzenden Haushaltsverhandlungen baut die SPD Druck für ein erneutes Aussetzen der Schuldenbremse auf, die FDP will genau das Gegenteil und droht offen mit Koalitionsbruch, die Grünen sind schon mit ihrer Kanzlerkandidatur beschäftigt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), inzwischen vollends versunken in seinem Stoizismus, müsste bald einmal die wichtigste Aufgabe wahrnehmen, die einem Führungsamt innewohnt: reden über das, was ist und einmal sein soll. Sonst ist seine geliehene Macht bald so viel wert wie seine öffentliche Wahrnehmbarkeit: nichts. | |||
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