Pendeln sich die Ölpreise auf neuem Niveau ein?
Pendeln sich die Ölpreise auf neuem Niveau ein? von Sven WeisenhausDer Ölpreis der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) hat in der vergangenen Woche seinen seit Juni 2017 gültigen Aufwärtstrend gebrochen (siehe rote Ellipse im Chart). Und damit ist nun klar, dass der Anstieg der Ölpreise tatsächlich wie erwartet ein Ende gefunden hat. Vielleicht erinnern Sie sich noch: Schon am 29. Juni hatte ich darauf hingewiesen, dass der damals fahnenstangenartige Anstieg zur letzten Phase des Preistreibens gehören könnte. Denn die Organisation erdölexportierender Länder (kurz OPEC) wollte ihre Öl-Förderung ausweiten. Bis zum Jahresende sollten es 1,2 Millionen Barrel pro Tag sein. Stand heute ist diese Menge vermutlich noch nicht erreicht und doch hat der Ölpreis mit dem Juni-Kurssprung lediglich die obere Linie des Trendkanals bestätigt und anschließend deutlich nachgegeben - bis hin zum Trendbruch. Das liegt auch daran, dass vor einigen Wochen noch viel Spekulation im Markt war und die Ölpreise damit nach oben getrieben wurden. Grund dafür war der Ausstieg der USA aus dem Atom-Abkommen mit dem Iran. Dadurch wurde eine Angebotsverknappung befürchtet. Doch bislang haben sich die diese Befürchtungen nicht bewahrheitet. Stattdessen hat sich die Lage deutlich entspannt und die Spekulation ist entsprechend zurückgegangen. Amerika zapft die strategischen Ölreserven an Und dabei könnte es auch bleiben, selbst wenn am 4. November die Iran-Sanktionen der USA in Kraft treten, die sich insbesondere gegen den Ölsektor richten. Experten gehen derzeit davon aus, dass ab November ca. 0,7 Mio. Barrel weniger Rohöl pro Tag aus dem Iran geliefert werden. Doch vorsorglich hat das US-Energieministerium bereits vor zwei Tagen mitgeteilt, dass man die strategischen Ölreserven anzapfen und so Lieferausfälle durch die Sanktionen gegen Iran ausgleichen will. Rund 11 Millionen Barrel (Fass zu 159 Liter) sollen in den Monaten Oktober und November (von den insgesamt 660 Millionen Barrel) freigegeben werden. Pendeln sich die Ölpreise auf neuem Niveau ein? Am 12. Juli schrieb ich in einem Update, dass „sich die Preise auf dem aktuellen Niveau einpendeln könnten“. Der Preis seinerzeit: rund 70 USD. Und inzwischen zeichnet sich ab, dass die Preise in einer Range von ca. 64 bis 75 USD um diese Marke herumpendeln (blauer Pfeil, gelbes Rechteck). Und diese Range von ca. 11 USD entspricht auch in etwa der Range, in der sich der Ölpreis zuvor zwei Jahre lang aufgehalten hat (unteres gelbes Rechteck). Man kann immer wieder erkennen, dass der Ölpreis nach stärkeren Kursbewegungen einen neuen „Gleichgewichtspreis“ ausbildet, um den er dann regelmäßig mehrere Monate herumpendelt. Sicherlich mischt dabei die OPEC auch gehörig mit, die nach wie vor großen Einfluss auf die Preisbildung hat. Und wenn ich mich recht erinnere, haben sich einige Staaten (z. B. Saudi Arabien) vor nicht allzu langer Zeit einen Ölpreis von ca. 80 USD gewünscht. Pendelt sich der Kurs nun knapp unterhalb dieser Marke ein, dürften viele Länder der OPEC damit sicherlich gut leben können. Tradingidee für die Seitwärtsrange Ich erwarte daher, dass der Preis auf absehbare Zeit wieder seitwärts tendieren wird. Ob die neue Range bereits gefunden wurde, muss sich natürlich noch zeigen. Vielleicht haben wir mit dem jüngsten Trendbruch auch nur eine stärkere Gegenbewegung gesehen, auf die bald wieder steigende Kurse folgen, bis der „Wunschpreis“ der OPEC erreicht ist. Bei ca. 64 USD könnte man bei diesen Aussichten aber gut „long“ gehen und zwischen 75 und 80 USD „short“. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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