es gibt Tage, an denen kann man Überschriften gleich mehrmals nutzen. Nur ein Beispiel: „Der große Einzelgänger“. Mit diesen drei Worten hat Cicero-Autor Alexander Grau heute einen Text betitelt, über dem weiterhin folgendes Intro steht: „Er stand immer am Rand, selbst wenn er mittendrin war. Am heutigen Dienstag wird der radikal Unzeitgemäße ...“ Mal ehrlich, hätten Sie da nicht auch irgendwann an einen Artikel über Karl Lauterbach gedacht? Doch Pustekuchen! Alexander Grau hat vielmehr eine Laudatio auf Peter Handke geschrieben. Sie erinnern sich? „Meine Jahr in der Niemandsbucht“? „Der kurze Brief zum langen Abschied“? Klar, das könnten natürlich auch alles Titel von Büchern von Karl Lauterbach sein. Doch wie dem auch sei: Am heutigen Dienstag wird nicht der radikal Unzeitgemäße der internationalen Gesundheitspolitik, sondern der radikal Unzeitgemäße der deutschen Literatur 80 Jahre alt. Gratulation! Den Text zu Karl Lauterbach haben wir daher anders betitelt: „Lauterbach geht 'all in'“. Denn der Bundesgesundheitsminister kündigt bei der Vorstellung von Empfehlungen zur Reform der Krankenhausfinanzierung eine „Revolution“ an. Tatsächlich handelt es sich bei der deutlichen Begrenzung der Fallpauschalen aber um eine sozialdemokratische Konterrevolution, wie Cicero-Autor Mathias Brodkorb meint. Es war nämlich die damalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), die das System einführte und damit die Ökonomisierung des Gesundheitssystems in Gang setzte. „Wir sollen uns an den Irrsinn gewöhnen“. Auch das ist so eine Überschrift heute auf Cicero-Online. Doch keine Angst: Wir haben am Nikolaus nicht gleich zwei Artikel über den Bundesgesundheitsminister auf unserer Seite versteckt. Worum es hier geht, ist nicht das Krankenhauswesen, sondern die Nicht-Informationspolitik der Behörden zu den Angriffen auf zwei Mädchen in Illerkirchberg. Die nämlich setzte nach Meinung von Jens Peter Paul neue Maßstäbe im Verschweigen. Und auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird seinem eigentlichen Auftrag mal wieder nicht gerecht. Die Botschaft lautet: Gewöhnt Euch dran, Leute! Apropos öffentlich-rechtlicher Rundfunk: Nachdem er schon wieder eine Sendung in den Sand gesetzt hat, gibt der sogenannte Komödiant Kurt Krömer sein Verhörformat beim rbb-Fernsehen auf. Der Fall macht deutlich, woran es im öffentlich-rechtlichen Rundfunk krankt, schreibt Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier. Denn je schriller und lauter bei jeder sich bietenden Gelegenheit die moralische Überlegenheit demonstriert wird, desto geringer fällt regelmäßig der inhaltliche Sachverstand aus. Doch zurück zu Karl Lauterbach: Bayern rebelliert – ebenso wie Sachsen-Anhalt – gegen den Bundesgesundheitsminister und beendet die Maskenpflicht in Bus und Bahn. Gut so, meint mein Kollege Ben Krischke, der in München lebt. Denn irgendwer muss irgendwann halt auch mal anfangen mit „oben ohne“, damit sich „oben mit“ nicht hält bis in alle Ewigkeit. So, zum Schluss aber wirklich mal was ganz Anderes: Der deutsch-französische Motor stockt. Und Bence Bauer hat es in einem Gastbeitrag für Cicero bemerkt. Das deutsche Führungsvakuum wird in weiten Teilen Europas auch als solches vernommen und dies verheißt nichts Gutes, so Bauer. Die deutsche Ohnmacht wird besonders in Mittelosteuropa als bedrohlich empfunden. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |