Liebe Frau Do,
vor gut einem Jahr, am Anfang der Pandemie, waren sich noch alle einig: Applaus für die Pflegekräfte! Mehr Geld sollte es auch geben, doch daraus wurde nicht viel. Jetzt zeigt sich, dass sich die Lage in NRW verschlechtert: Die Barmer hat ermittelt, dass binnen eines Jahres 5700 Pflegekräfte ausgeschieden sind, häufig wegen Erkrankungen oder Frühverrentungen. Sollte es nicht ein Leichtes sein, deren wichtige Arbeit besser zu bezahlen? Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will die Heime nun per Gesetz zwingen, Tariflohn zu zahlen. Antje Höning argumentiert in ihrem Leitartikel, dass es eigentlich Aufgabe der Tarifpartner wäre, das durchzusetzen – und woran es bislang scheitert. In der heutigen Folge des „Aufwacher“-Podcasts können Sie auch hören, was sie zu sagen hat. Das, was Hans-Georg Maaßen zu sagen hat, stößt häufig auf Kritik. Am Wochenende hat die CDU den stramm konservativen Ex-Verfassungsschutzchef für den Bundestag nominiert, er soll den Süden Thüringens erobern. „Der rechte Kandidat“ stand im Betreff dieses Newsletters, und das ist doppeldeutig gemeint: rechts, aber strategisch richtig? Seine Befürworter setzen jedenfalls darauf, dass er die Wähler der AfD zurückholt. In knapp fünf Monaten zeigt sich, ob diese Rechnung mit dem Mönchengladbacher aufgehen kann. Klar ist jedenfalls, dass er von der Haltung, die Parteichef Armin Laschet verkörpert, weit entfernt ist. Gregor Mayntz beschäftigt sich in seiner Analyse mit dieser Gratwanderung. Wie weit sich das Kölner Erzbistum von den eigenen Ansprüchen entfernt, Klarheit bei den Missbrauchsvorwürfen zu schaffen, schreibt Horst Thoren, unser stellvertretender Chefredakteur, in seinem Leitartikel: Wie halbherzig der Bußgang von Erzbischof Rainer Kardinal Woelki war, zeige sich jetzt in Düsseldorf. In den Niederlanden zeigte sich am Wochenende, welche Anziehungskraft die dort gelockerten Corona-Regeln auf Deutsche ausüben. Die Außengastronomie ist geöffnet, Geschäfte dürfen auch ohne vorherige Terminabsprache besucht werden. Die Grenzgemeinde Enschede hatte erklärt: „Wir empfangen die Deutschen sehr gerne, aber aktuell eben nicht.“ Bei uns war ja wegen des Mai-Feiertags noch mehr zu als sonst – wie es jenseits der Grenze lief, berichten Maarten Oversteegen und Heribert Brinkmann. Heute ist der internationale Tag der Pressefreiheit, der für uns Journalisten logischerweise ein besonderes Gewicht hat. Wir sind stolz darauf, dass unsere Arbeit in Deutschland Verfassungsrang hat, was auch eine besondere Verantwortung bedeutet. Das passt zum 75. Geburtstag der Rheinischen Post, den wir in diesem Jahr begehen. Heute können Sie die vier Seiten unserer allerersten Ausgabe kostenlos digital anfordern. Unser Jubiläumsmotto lautet übrigens: „Wir feiern die Lesefreiheit.“ Denn Lesen und (Presse-)Freiheit bedingen einander. Wenn Sie es lieber eine Nummer kleiner hätten, lassen Sie uns doch wenigstens den Start in den Tag feiern – eine neue Woche geht los. Viel Spaß dabei, bis morgen! Herzlich
Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |