Sie haben eine völlig neue Art von Material erschaffen und der Menschheit eine unvorstellbar winzige Welt erschlossen: Den Nobelpreis für Chemie erhalten in diesem Jahr die drei in den USA lebenden Wissenschaftler Alexei Ekimov, Louis Brus und Moungi Bawendi für ihre Entdeckung der Quantenpunkte.
Quantenpunkte sind Kristalle, die oft nur aus wenigen Tausend Atomen bestehen. Ihre Größe misst sich in Nanometern, in den Milliardsten Teilen eines Meters. Sie sind eine Million Mal kleiner als der Kopf einer Stecknadel. So winzig sind sie, dass es eng wird für die Elektronen, die um die Atomkerne schwirren. Seltsame Phänomen treten deshalb auf – sogenannte Quanteneffekte. So emittieren Quantenpunkte Licht in anderen Farben, als sie es absorbieren. Aus Grün kann Rot werden.
Der gebürtige Russe Alexei Ekimov stellte Quantenpunkte aus Kupferchlorid her, der aus Cleveland stammende Louis Brus arbeitete mit Cadmiumsulfid, und dem in Frankreich und Tunesien aufgewachsenen Moungi Bawendi gelang es, die mikroskopischen Kristallstrukturen in beliebiger Größe heranwachsen zu lassen und sie so mit maßgeschneiderten Eigenschaften auszustatten. Die Periodentafel der Elemente erhielt eine dritte Dimension.
Moderne Nanotechnologie wäre ohne diese Entdeckungen kaum denkbar. Quantenpunkte stecken in den Bildschirmen von Computern und TV-Geräten mit QLED-Technologie (Q steht für Quantenpunkt.) Sie verleihen dem kalten Licht von LED-Lampen angenehme Wärme. Mediziner nutzen sie, um Tumorgewebe aufzuspüren. Chemiker beschleunigen mit ihnen verschiedene Reaktionen. Und schon bald könnten Quantenpunkte die Effizienz von Solarpanelen steigern oder Quantencomputern zum Durchbruch verhelfen. Es wären große Fortschritte dank kleinster Einheiten.
Bernhard Borgeest Wissen & Gesundheit |