Merz und Söder – das Duo Attacke läuft sich warm
● Enttäuscht: die Wirtschaftsweisen |
● Angeklagt: Marine Le Pen |
● Versteigert: „Schumis“ Renner |
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Liebe Leserin, Lieber Leser, wenn Sie mal hören, dass Kollegen Ihnen „demonstrativ den Rücken stärken“, sollten all Ihre Alarmglocken läuten. Gefährlich ist auch die Formulierung „Wir stehen voll hinter dir“. Entweder sollen Sie demnach für die anderen Deckung im Kugelhagel liefern. Oder man schubst Sie gleich über die Klippe. Olaf Scholz kann sich aktuell kaum noch retten vor Rückenstärkern und Hinter-ihm-Stehern. Niemand glaubt noch ernsthaft daran, dass man mit den charismatischen Fähigkeiten des Noch-Kanzlers die Wahl gewinnen kann. Als Königsmörder will aber auch niemand in die Partei-Annalen eingehen. Es ist ein bisschen wie die Spätphase Joe Bidens, wobei Scholz natürlich total fit ist. Nur ist er halt eher Kassengift als Menschenfänger. Nach seinem Auftritt bei „Caren Miosga“ mussten selbst letzte Scholz-Groupies erkennen: Es! Ist! Schwierig! Zur Erinnerung: Nach dem Messer-Terror von Solingen hat SPD-Parteichefin Saskia Esken im Fernsehen erklärt, aus dem Blutbad könne man eigentlich nix lernen. Nach Riesenempörung musste sie sich korrigieren. Die SPD-Finanzministerin von Brandenburg, wo zu diesem Zeitpunkt Wahlkampf tobte, schlug mit Blick auf Esken ein TV-Auftrittsverbot vor. Scholz-Auftritte wurde in Brandenburg eh frühzeitig dankend abgelehnt. Die wussten früher als der Westen: Scholz kann's nicht. Aber wer dann? |
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| SPD-Parteigenossen Olaf Scholz und Boris Pistorius (© dpa) |
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Das Unterhaltsame an der US-Politik war ja zuletzt: Als Biden schwächelte, wurde immerhin noch Kamala Harris mobilisiert. Die Kamala der deutschen Sozialdemokratie heißt Boris. Boris Pistorius. SPD-Verteidigungsminister. Kantiger Typ. Ehrliche Haut. Vor allem ist er mit Beliebtheitswerten gesegnet, an die nicht mal Barbara Schöneberger mit den beiden Panda-Babys aus dem Berliner Zoo im Arm rankäme. Letzte Ausfahrt also Pistorius? Es gehe ein „Grummeln“ durch die Basis, gestand SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich. Und wenn der sowas sagt, brennt wirklich die Hütte. Der Thüringer Genosse Andreas Bausewein, bis vor kurzem Oberbürgermeister von Erfurt, grummelt geradezu aufreizend ehrlich: „Wir leben in einer Zeit, in der Personen Parteien ziehen.“ Wenn die SPD überleben wolle, „heißt unsere beste Chance Boris Pistorius“. Das sei natürlich keine Kritik am Kanzler, nur „nüchterne Abwägung“. Das Dilemma ist greifbar. Einerseits gilt Pistorius vielen Mitgliedern quasi als Rechter unter Linken und wird wegen seines Militärjobs misstrauisch beäugt. Andererseits zählen sie in der SPD-Fraktion längst durch, wer auf welchem Listenplatz am 23. Februar mit der Stimmungskanone Scholz zuerst vom Schlitten fallen könnte. Entweder also in Treue fest mit Scholz untergehen oder sich ein bisschen illoyal am letzten Strohhalm Boris aus dem Elend ziehen. Ich stehe voll hinter der SPD. Und Sie? feedback@focus-magazin.de |
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| Friedrich Merz (l.) mit Markus Söder im Bundestag (© EPA) |
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Merz und Söder: altes Duo, neue Rollen |
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Seit sechs Jahren ist Markus Söder nun schon Bayerns Ministerpräsident. Und doch erlebte der CSU-Politiker gestern eine Premiere: Erstmals sprach der 57-Jährige im Bundestag – obwohl er als Landesvater dort ständiges Gast- und Rederecht hat. Warum ausgerechnet jetzt? Das wurde im Verlauf der Debatte klar. Söder und Friedrich Merz antworteten gemeinsam auf die Regierungserklärung von Olaf Scholz, der sich für die verspätete Vertrauensfrage zu rechtfertigen versuchte. Mit mäßigem Erfolg. Denn die Union fuhr eine Doppelstrategie auf: Zuerst zeichnete Merz die langen Linien, sprach von Deutschlands Verantwortung in einer sich verändernden Welt. Dann kam Söder – und lieferte eine Generalabrechnung mit der Ampel. Damit betonte er vor allem die Unterschiede zwischen Union und Rot-Grün. Ein wenig erinnerte es fast an Franz Josef Strauß, wie Söder da den Bundeskanzler auseinandernahm. Mit dieser Debatte dürfte der Wahlkampf endgültig eröffnet sein. Und das mit neuer Rollenaufteilung bei CDU und CSU: Söder gibt den Wahlkämpfer, Merz übt sich als Kanzlerkandidat an der staatstragenderen Rolle. |
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| Joe Biden empfing gestern seinen Präsidenten-Vorgänger und -Nachfolger Donald Trump (© imago-images) |
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Trump baut sein Team weiter aus |
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Die Show lief geradezu friedvoll ab: Gestern empfing Noch-US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus seinen Vorgänger und Nachfolger Donald Trump, der fast täglich neues Personal für sein künftiges Kabinett rekrutiert. Das sind die neuesten Ernennungen: Pete Hegseth Der TV-Moderator von Fox News soll Verteidigungsminister werden. Politische Erfahrung: keine. Laufbahn im Militär: kurz. Hegseth war immerhin mal Soldat. Genau das hob Trump bei Hegseths Ernennung hervor. Mit ihm seien „Amerikas Feinde gewarnt”, so Trump. John Ratcliffe Der langjährige Weggefährte soll den Auslandsgeheimdienst CIA führen. Ihn kennen die Amerikaner noch aus Trumps erster Amtszeit. Da war er Geheimdienstkoordinator. Diesen Job soll nun die Ex-Demokratin Tulsi Gabbard übernehmen. Die Demokraten warfen Ratcliffe einst Machtmissbrauch vor. Matt Gaetz Der Rechtsaußen aus Florida soll neuer Justizminister werden. 2020 hatte er Trumps Wahlniederlage nicht anerkannt. Elon Musk und Vivek Ramsawamy Für den Tech-Millardär hat Donald Trump eine eigene Behörde geschaffen. Im „Department of Government Efficiency” soll er gemeinsam mit Ramsawamy die Regierung bei Bürokratieabbau und Kosteneinsparungen beraten. Der Posten befindet sich außerhalb des Kabinetts, soll sich aber mit der Regierung abstimmen. |
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| Die fünf Wirtschaftsweisen gestern bei der Übergabe des Jahresgutachtens an Olaf Scholz (M.) und Arbeitsminister Hubertus Heil (l.) (© dpa) |
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Wirtschaftsweise üben harsche Ampel-Kritik |
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Die Wirtschaftsweisen blicken skeptisch auf die Entwicklung in Deutschland. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde nächstes Jahr nur um 0,4 Prozent wachsen, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Gutachten. Fürs laufende Jahr gehen die Ökonomen von einem leichten Minus von 0,1 Prozent aus, der zweite BIP-Rückgang in Folge. Das Gutachten liest sich wie eine schmerzhafte Ampel-Bilanz: Im internationalen Vergleich habe Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Um die Wirtschaft wieder flott zu kriegen, empfehlen die Experten höhere Investitionen in Bildung, Verteidigung und Infrastruktur. Angesichts maroder Straßen und Schienen hat sich das Quintett erneut für die Einführung einer Pkw-Maut ausgesprochen. Die Finanzierung der Straßen durch die Nutzer sei „eine naheliegende Lösung“, so der Wirtschaftsweise Martin Werding gegenüber FOCUS. Die Präsentation wurde überschattet von einem Streit, der die fünf Top-Ökonomen spaltet: Es geht um einen Nebenjob im Siemens-Energy-Aufsichtsrat von Wirtschaftsprofessorin Veronika Grimm, die sich zudem inzwischen gerichtlich gegen Pläne ihrer Kollegen wehrt, dem Gremium neue Compliance-Regeln zu geben. |
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329 Prozent ist der Kurs der Siemens-Energy-Aktie in den vergangenen 12 Monaten gestiegen. Vor einem Jahr kämpfte der Konzern noch mit Qualitätsmängeln und Verlusten in der Windenergiesparte. Nun steht ein Jahresgewinn von 1,3 Milliarden Euro fürs abgelaufene Geschäftsjahr zu Buche. |
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| Nachbauten von Handspindeln (© Yashuv, Grosman, 2024) |
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Das Rad wurde viel früher erfunden |
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Das Rad dürfte bereits vor nahezu 12.000 Jahren erfunden worden sein. Diese Annahme stützen neue archäologische Ausgrabungen aus dem nördlichen Israel unter der Leitung von Talia Yashuv und Leore Grosman von der Hebrew University in Jerusalem. Sie fanden mehr als 100 rundliche Steine dieses Alters mit jeweils einem Loch in der Mitte. Die Steine ähneln also einem Bagel oder Donut. Sie könnten als Teile von Handspindeln gedient haben, also Werkzeuge zum Drehen des Fadens beim Spinnen. Als älteste Räder galten bisher Teile von Töpferscheiben aus dem fünften vorchristlichen Jahrtausend. Wagenräder sollen eine Erfindung des folgenden Jahrtausends sein. Sollte sich die Hypothese der Forscherinnen bestätigen, wären die Spindeln ungefähr gleichzeitig mit der frühesten Landwirtschaft in Form von Pflanzenbau und Viehzucht entstanden. Die Studie ist gestern im Fachjournal „Plos One“ erschienen. |
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Gewinner: Der Hollywood-Schauspieler John Krasinski, 45, bekannt u.a. aus der Serie „The Office”, wurde vom „People“-Magazin zum „Sexiest Man Alive“ des Jahres 2024 gekürt. Als Krasinski von der Auszeichnung erfuhr, soll er es zunächst für einen Scherz gehalten haben. Auch seine vier Jahre jüngere Ehefrau, die Schauspielerin Emily Blunt, sei „sehr aufgeregt“ gewesen. | |
Verliererin: Fünf Jahre Haft fordert die französische Staatsanwaltschaft. In einem Prozess um die Veruntreuung von EU-Geldern geht es für die Rechtspopulistin Marine Le Pen, 56, gerade um alles. Schon vorher war sie zu einer Rückzahlung von 300.000 Euro ans Europaparlament verurteilt worden. In dem seit 2015 laufenden Verfahren wird die angebliche Scheinbeschäftigung von Assistenten untersucht. | |
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… beginnt heute eine ganz besondere Auktion: Sotheby’s versteigert in New York den Ferrari 248 F1, mit dem Michael Schumacher seine Abschiedssaison 2006 bei der Formel 1 fuhr. Das Auto mit der Chassisnummer 254 stammt aus Privatbesitz und hat mit dem Kerpener am Steuer fünf seiner damals sieben Saisonsiege errungen. | | Schumachers Ferrari 248 F1 aus dem Jahr 2006 (© imago-images) | Wenn Sie mitsteigern wollen: Die Auktion läuft online bis 19. November. Der Preis dürfte eine zweistellige Millionenhöhe erreichen, glauben Beobachter. Aber hier geht’s ja auch um viel mehr als nur einen Haufen Blech und Stahl. Es geht um „Schumi“, mit dem wir alle in jener Zeit ein bisschen Weltmeister wurden. Passen Sie auf sich auf! Herzlichst | | Thomas Tuma |
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