Das Unterhaltsame an der US-Politik war ja zuletzt: Als Biden schwächelte, wurde immerhin noch Kamala Harris mobilisiert. Die Kamala der deutschen Sozialdemokratie heißt Boris. Boris Pistorius. SPD-Verteidigungsminister. Kantiger Typ. Ehrliche Haut. Vor allem ist er mit Beliebtheitswerten gesegnet, an die nicht mal Barbara Schöneberger mit den beiden Panda-Babys aus dem Berliner Zoo im Arm rankäme. Letzte Ausfahrt also Pistorius? Es gehe ein „Grummeln“ durch die Basis, gestand SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich. Und wenn der sowas sagt, brennt wirklich die Hütte. Der Thüringer Genosse Andreas Bausewein, bis vor kurzem Oberbürgermeister von Erfurt, grummelt geradezu aufreizend ehrlich: „Wir leben in einer Zeit, in der Personen Parteien ziehen.“ Wenn die SPD überleben wolle, „heißt unsere beste Chance Boris Pistorius“. Das sei natürlich keine Kritik am Kanzler, nur „nüchterne Abwägung“. Das Dilemma ist greifbar. Einerseits gilt Pistorius vielen Mitgliedern quasi als Rechter unter Linken und wird wegen seines Militärjobs misstrauisch beäugt. Andererseits zählen sie in der SPD-Fraktion längst durch, wer auf welchem Listenplatz am 23. Februar mit der Stimmungskanone Scholz zuerst vom Schlitten fallen könnte. Entweder also in Treue fest mit Scholz untergehen oder sich ein bisschen illoyal am letzten Strohhalm Boris aus dem Elend ziehen. Ich stehe voll hinter der SPD. Und Sie? feedback@focus-magazin.de |