| In den vergangenen Wochen verzeichneten Platin-ETFs kräftige Zuflüsse. Anleger reagieren nicht nur auf das stärker als erwartete Nachfragewachstum, sondern auch auf die zunehmenden Probleme bei der Stromversorgung in Südafrika.
Auf den ersten Blick ist bei Platin zumindest seit Jahresbeginn nicht viel passiert. Dennoch zeigte der Preis bereits stärkere Bewegungen. Mitte Februar wechselte das Edelmetall für 925 Dollar den Besitzer, seitdem ging es in der Spitze auf bis zu 1.150 Dollar je Unze. Trotz der Preisrally in den vergangenen Wochen von bis zu 25 Prozent kam es bisher nur zu einer schwachen Konsolidierung oberhalb der Marke von 1000 Dollar.
Besonders in Südafrika ansässige Fonds sind zuletzt stärker in Platin-ETFs eingestiegen. Seit Jahresbeginn waren die Nettozuflüsse in jedem Monat positiv und führten zu einem Anstieg der weltweiten ETF-Bestände von drei auf 3,3 Mio. Unzen. Auch die Nachfrage nach Barren und Münzen sprang im ersten Quartal kräftig um gut 70 Prozent auf den höchsten Stand seit dem dritten Quartal 2021 an.
Stromversorgung wird zum Problem
Anleger reagieren vor allem auf die sich verschärfende Angebots- und Nachfrageentwicklung. So führten die beispiellosen Stromausfälle im vergangenen Jahr in Südafrika bereits zu einem Aufbau von unverarbeiteten Vorräten, die wahrscheinlich auch weiterhin nicht auf dem Markt kommen. Mit Beginn der Wintersaison in der südlichen Hemisphäre zeigt sich, dass die Situation angespannt bleibt, wie auch die veröffentlichen Berichte der großen südafrikanischen Bergbauunternehmen untermauern. So sank in den ersten drei Monaten die veredelte Minenproduktion in Südafrika im Jahresvergleich um 14 Prozent. Aufgrund der unzuverlässigen Energieversorgung nehmen die Betriebsprobleme zu und führen zu einem weiteren Anstieg der nur teilweise verarbeiteten Vorräte.
Auf der anderen Seite zieht derzeit vor allem die industrielle Nachfrage kräftig an. Neuen Schätzungen des World Platinum Investment Council zufolge könnte 2023 der Bedarf so hoch ausfallen wie nie zuvor. Im ersten Quartal sprang bereits die Nachfrage im Automobilsektor um neun Prozent an. Neben der höheren Fahrzeugproduktion erfordern vor allem die strengeren Emissionsvorschriften in China und Europa größere Mengen an Platin. Zudem wird das vergleichsweise teure Palladium zunehmend durch Platin in Benzin-Katalysatoren ersetzt. Perspektivisch dürfte die Nachfrage auch im Zusammenhang mit grünem Wasserstoff steigen. Seltene Rohstoffe wie Platin spielen bei Elektrolyseuren eine wichtige Rolle.
Platindefizit stützt den Preis
Aufgrund der angespannten Angebots- und Nachfragesituation könnte das globale Defizit dieses Jahr bei knapp 1 Millionen Unzen liegen. Fundamental dürfte der Platinpreis daher gut unterstützt bleiben, solange sich die Weltwirtschaft nicht stärker abkühlt. Negative Vorgaben kommen hingegen von den Devisenmärkten. So weist Platin eine hohe negative Korrelation mit dem ZAR/USD-Wechselkurs auf. Wertet der südafrikanische Rand gegen den Dollar ab, fällt meist auch das Edelmetall. Der Rand stand zuletzt wegen der Konjunkturabkühlung in Südafrika unter Druck, während Platin zulegte. Nun könnte sich die Schere wieder schließen, zumal Platin sich in der zweiten Jahreshälfte öfter anfällig zeigt.
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