Karl Schlögel ist einer der besten deutschen Russland-Kenner, viele seiner Bücher sind Standardwerke – beispielsweise „Das sowjetische Jahrhundert“ oder „Die Mitte liegt ostwärts“. Er war Professor an der Universität Konstanz und an der Viadrina in Frankfurt an der Oder – ist aber kein klassischer Studierzimmer-Gelehrter, sondern jemand, der sich sein Wissen über die Regionen, für die er sich interessiert und über die er forscht, durch zahlreiche ausgedehnte Reisen erschlossen hat. In der neuen Folge des Cicero Podcast Politik spricht Schlögel über seine erste Fahrt noch als Jugendlicher in die Sowjetunion und darüber, wie sich das Land im Verlauf der Jahrzehnte verändert hat. Es geht um das Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine, um die Wesensmerkmale des „Putinismus“ sowie um die Frage, ob die russische Vielvölker-Föderation überhaupt zu Europa gehört und wie deren Zukunft nach einem möglichen Kriegsende aussehen könnte. Droht womöglich ein Zerfall – oder kommt es bestenfalls zu einer „Neugründung“ unter demokratischen Vorzeichen? Laut Forsa halten nur 24 Prozent der Deutschen die Europawahl für wichtig. Denn ihr Ergebnis beeinflusst die europäische Politik zwar stark, aber eher auf verschlungenen, vom Wähler nur schwer durchschaubaren Wegen. Das Ergebnis der Europawahlen ist dabei immer auch ein innenpolitisches Signal. Die Ampel-Parteien dürften sich bereits darauf vorbereiten, die Wahlergebnisse am Sonntag schönzureden. Ampel wie CDU werden sich aber schwertun, die Attraktivität radikaler Parteien zu erklären, schreibt Hugo Müller-Vogg. Von null auf hundert: Am Sonntag wird die neue Wagenknecht-Partei ihren ersten Wahlerfolg feiern. Auf der Kandidatenliste zum Europaparlament stehen etliche illustre Personen. Und das Programm dürfte sogar viele Bürgerliche ansprechen – auch zur Freude des Kreml. Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier über eine bunte Truppe für Europa. Der Oppositionsführer fordert den Vizekanzler heraus. Eigentlich wäre das Stoff für einen spannenden Schlagabtausch. Vor allem, wenn sich, wie bei Maybritt Illner am Donnerstagabend, der amtierende Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wiederholt selbst widerspricht. Doch in der öffentlich-rechtlichen Debattensimulationsmaschine wurde aus der nötigen Debatte eine langweilige Plauderrunde. Daniel Gräber hat sich die Sendung angesehen. Wenn Carsten Breuer spricht, ist ihm seine sauerländische Heimat anzuhören: Der ruhige, unaufgeregte, aber bestimmte Tonfall des gebürtigen Westfalen lässt keinen Moment daran zweifeln, dass der Mann es ernst meint: Der Generalinspekteur der Bundeswehr will Deutschland kriegstüchtig machen. Spätestens in acht Jahren könne Russland angreifen, glaubt er. Ludger Möllers hat ihn für unsere Juni-Ausgabe porträtiert. Der euphorische Applaus für Carolin Emckes anti-demokratischen Monolog bei der Republica (Eigenschreibweise: re:publica) ist ein gruseliges Zeugnis woker Doppelmoral. Man will angeblich die Demokratie verteidigen, aber keine zwei Meinungen mehr zulassen. Bernd Stegemann über einen entlarvenden Auftritt der Predigerin der einzigen Wahrheit. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |