Polen und die EU | Corona-Notlage | Volksparteien
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Dorothee Krings

20. Oktober 2021

Liebe Frau Do,

wenn Beziehungen in Schwierigkeiten geraten, geht es oft darum, das Rechthabenwollen sein zu lassen. Weil das verhindert, sich wirklich mal wieder auf die Sicht des anderen einzulassen. Letztlich ist das eine Frage des Respekts. In der Beziehung zwischen Polen und der EU scheint das gerade fast unmöglich. Und natürlich gibt es viele Gründe für den Frust der EU mit Polen. Scheint das Land doch eine Entscheidung nach der anderen zu treffen, die fundamentalen Werten der anderen Mitgliedstaaten widersprechen. Doch gerade dann ist der Blickwechsel nötig, und jeder Ton von Überheblichkeit Gift. Jedenfalls muss auch die EU sich fragen, warum am Horizont der Polexit aufziehen konnte.

Heute wichtig:

Corona-Notlage: Ende November könnte die „epidemische Notlage nationaler Tragweite“, die es der Bundesregierung und den Landesregierungen ermöglicht, ohne Zustimmung von Parlamenten Corona-Maßnahmen anzuordnen, auslaufen. Die Politik diskutiert bereits über ein Ende. Was das konkret bedeuten könnte, haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Migration: Die Migrationsentwicklung an der Ostgrenze zu Polen ist sehr dynamisch. Flüchtlinge aus verschiedenen Nationen folgen dem Konzept des weißrussischen Diktators Alexander Lukaschenko, reisen nach Belarus und versuchen von dort nach Polen und weiter nach Deutschland zu kommen. Heute berät die Bundesregierung über verstärkte Kontrollen. Gregor Mayntz bringt Sie auf den neuesten Stand.

Champions League: Ajax Amsterdam hat dem BVB am Dienstagabend eine Lehrstunde erteilt. Das Team aus den Niederladen schlug die Mannschaft von Marco Rose mit 4:0. Es war eine Rekordniederlage für Borussia Dortmund, die sogar noch deutlich höher hätte ausfallen können. Hier geht es zum Spielbericht.

 

Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast.

Meinung am Morgen:

Parteiensystem: Die Bundestagswahl hat etwas in Zahlen gegossen, was sich vorher schon abgezeichnet hat: das Ende der Volksparteien nach altem (Mehrheits-)Verständnis. Was das für Folgen hat, beschreibt Gregor Mayntz in seiner Analyse. Jedenfalls nicht nur negative.

Gendern: Bei geschlechtergerechter Sprache denken viele Menschen sofort an das umstrittene „Gendersternchen“. Doch das verengt eine wichtige Debatte, findet unsere Kolumnistin Gabriele Pradel, Professorin für Infektionsbiologie. Die tiefe Spaltung in diesen Fragen verrate außerdem, dass es im Kern gar nicht um die Sprache gehe.

Polen: Den jüngsten Auftritt des polnischen Premier Mateusz Morawiecki im EU-Parlament nimmt unser Korrespondent Ulrich Krökel zum Anlass, das Verhältnis zwischen östlichen und westlichen Mitgliedsstaaten in der EU zu beleuchten. Die markigen Worte des Premiers seien vor allem an die Heimat gerichtet gewesen, lautet seine Einschätzung. Ein echter Ost-West-Dialog sei dringend nötig.

So gesehen:

In Frankreich geht eine Frauenrechtsgruppe juristisch gegen das Schönheitsspektakel einer großen Miss-Wahl vor, weil die Auswahlkriterien der Teilnehmerinnen diskriminierend seien. Das wirkt erst einmal wie ein Witz. Schließlich sind Auswahlkriterien ihrem Wesen nach ausschließend, und was sollten Frauen, die – warum auch immer – Schönheitsköniginnen werden wollen, anderes sein als möglichst schön. Doch so einfach ist es nicht. Die Frauenrechtlerinnen zielen darauf, dass die Bewerberinnen auch anderen weiblichen Klischees entsprechen müssen, um teilnehmen zu können. Etwa kinderlos sein. Und dass sie trotz wochenlangen Einsatzes für das Spektakel unzureichend am Geld beteiligt werden, das mit ihnen verdient wird. Es geht also nicht um Barbie-Bashing und die Diskreditierung des Schönen, sondern um den entlarvenden Blick auf einen Machtapparat, der Frauen nicht ernst nimmt. Immer ein Fehler. Ich wünsche Ihnen einen respektvollen Tag!

Herzlich,

Ihre

Dorothee Krings

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