| Predigt vom 09.04.2017 (Markus 14, 3-9) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Sonntag, dem Palmsonntag dieses Jahres. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 14. Kapitel des Markusevangeliums, die Verse 3-9. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Die Salbung in Betanien Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Glas mit unverfälschtem und kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Glas und goss es auf sein Haupt. Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll die Vergeudung des Salböls? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. Jesus aber sprach: Lasst sie in Frieden! Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt für mein Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat. Liebe Gemeinde, es ist sicherlich eine der größten Herausforderungen an uns, Nächstenliebe zu üben. Das machte machte zum Besispiel auch die Frau aus unserem Predigttext, indem sie Jesus salbte, ihn also stark machte für das, was auf ihn zukommen sollte. Lassen Sie uns doch heute Morgen einmal gemeinsam darüber nachdenken, was wir von unserem Predigttext lernen können, wenn es um das Thema der Nächstenliebe geht. 1. Wie kann ICH helfen Wir leben ja in der "Man-Gesellschaft". Man müsste mal etwas tun, um diese Missstände aus dem Weg zu räumen. Man müsste es denen da oben mal so richtig zeigen. Wenn man sich aufraffen könnte, würde auch mal etwas geschehen. Das sind zwar alles gute Vorsätze, allerdings ist die Man-Gesellschaft dafür bekannt, dass "man" immer der andere, aber niemals man selbst ist. Beim Thema der Nächstenliebe geht es aber gerade darum, was ICH und nicht, was man tun kann oder sollte. So hat die Frau aus unserem Predigttext sicherlich auch nicht gedacht: Man müsste Jesus salben." Sie hat es einfach getan. Nächstenliebe hat auch immer etwas mit Spontanität zu tun. Ich muss dann etwas tun, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt und nicht dann, wenn ich irgendwann einmal Zeit dafür habe. Und glauben Sie mir: Gott zeigt uns vielfältige Möglichkeiten, wie wir ganz spontan unserem Nächsten helfen können. Wir müssen nur eines tun; nämlich hinschauen und nicht verstohlen zur Seite blicken, wenn wir in eine Situation geraten, wo unsere Nächstenliebe erforderlich ist. Womit kann ich am besten helfen ? Jeder unter uns verfügt über bestimmte Begabungen, Kenntnisse und Fertigkeiten. Und genau diese sind es, die wir in den Dienst der Nächstenliebe stellen sollen. Nicht mehr und nicht weniger. Viele Projekte der Nächstenliebe scheitern übrigens auch daran, dass man mit Fähigkeiten, die man selber gar nicht hat, versucht, dem anderen zu helfen. Das ist natürlich zum Scheitern verurteilt. Nächstenliebe bedeutet ja im Prinzip nichts anderes, als unseren Nächsten zu stärken. Und das können wir nur mit den Fähig- und Fertigkeiten in denen wir selber stark sind. Gehen wir doch heute Nachmittag einmal in uns und überlegen, was wir am besten können. Und dann lassen Sie uns überlegen, wie wir mit dem, was wir am besten können dem Nächsten helfen können. 2. Die Welt Überall, wo es um das Thema der praktizierten Nächstenliebe geht, da kommen auch Einwände. Im Moment sind unter anderem sehr beliebt: Man hätte das Geld für die Flüchtlinge doch auch armen deutschen Familien geben können. Oder aber: Anstelle von Flüchtlingsunterkünften hätte man lieber unsere Schulen renovieren sollen. Liebe Gemeinde, es wird für Kritiker immer etwas geben, was man hätte anders oder besser machen können. Damit müssen wir einfach leben. Nur mal so nebenbei bemerkt: Diejenigen die mit ihren tollen Alternativen ein herkommen sind meist die, die eh nichts machen. Wir tun jedenfalls noch etwas. Wir müssen als Christen ganz einfach damit leben, dass wir in der Welt anecken. Als Christen leben wir mit unserem Herzen schon im Himmel, mit unserem Körper hingegen noch auf der Erde. Es ist doch klar ersichtlich, dass wir bei Menschen anecken, die mit Herz und Körper noch in dieser Welt leben. Sie können ja unsere Motivation und unseren Motivator gar nicht kennen. So waren es auch einige Menschen aus unserem Predigttext, die unwillig wurden ob der Salbungshandlung wegen. Gleichzeitig steckt aber in dieser Spannung zwischen Himmel und Erde auch eine große Chance verborgen. Wenn Weltmenschen immer wieder mit unseren Akten der Nächstenliebe konfrontiert werden, können sie irgendwann gar nicht mehr anders als sich mit uns und den dahintersteckenden Motiven zu beschäftigen. Wenn es uns nur gelingt, die Menschen neugierig zu machen warum wir das tun, was wir tun, dann haben diese Menschen schon den ersten Schritt in Richtung Jesus getan. Und den Rest können wir dann getrost unserem Herrn überlassen. 3. Hier und Heute Es war ein ganz normaler Tag. Jesus saß zu Tisch, aß mit den Menschen und unterhielt sich sicherlich ganz angeregt mit ihnen über alle möglichen Themen. Und plötzlich taucht da unsere Frau auf und salbt den Herrn. Sie unterbricht also eine ganz normale Lebensssituation um ihre Form der Nächstenliebe zu zeigen. Was bedeutet dies für uns ? Nun, zum einen sollten wir nicht auf unserem Sofa zu Hause liegen und über mögliche Hilfsprojekte nachdenken. Wir sollten aktiv werden und das, was wir vorhaben auch direkt in die Praxis umsetzen. Zum anderen sollten wir uns nicht zu große Projekte auf den Leib schneidern. Die Nächstenliebe fängt nämlich dort an, wo der Nächste sich gerade befindet. Und das dürfte am allernächsten im eigenen Hause der Fall sein. Wenn es uns zum Beispiel gelingt, im eigenen Hause den Familienfrieden wiederherzustellen oder zu erhalten, dann können wir einen Schritt weiter nach draußen gehen und dies zum Beispiel in unserer Nachbarschaft praktizieren. Im kleinen anfangen ist also das erste. Das nächste ist, dahin zu gehen, wo ich gebraucht werde. Nur mal ein kleiner Tipp: Nahezu täglich finden Sie in Ihrer Tageszeitung Mitteilungen über caritative Projekte, die dringend persönliche Hilfe benötigen. Und dann geht es darum, dies auch sofort in die Tat umzusetzen. Nicht lange warten, sondern zu dem Zeitpunkt helfen, wo unsere Hilfe am dringendsten benötig wird. Lassen Sie uns also niemals vergessen: Alle meine Fähigkeiten und Kenntnisse und Fertigkeiten, die ich habe, die habe ich von meinem Herrn geschenkt bekommen. Und von diesem Geschenk darf ich dem, der dies benötigt auch gern etwas abgeben. Wir werden immer auf Kritik stoßen, das Christentum ist kein riesengroßer Spa-Bereich, wo wir uns allezeit wohlfühlen sollen. Die Kritik der Welt zeigt uns aber meist eines, nämlich dass wir auf dem richtigen Wege sind. Lassen Sie uns unsere Spontanität erhalten. Das ist gut und richtig so, weil unser Herr immer direkt neben uns ist. Und wenn spontan mal eben alles nur halb richtig ist, so kann doch unser Herr stets die andere Hälfte hinzutun. Den Weg unsere Lebens, den wir auch im Bereich der Nächstenliebe gehen sollen, den beschreibt uns der Liederdichter Paul Gerhardt sehr schön in dem ersten Vers seines Liedes: "Befiehl du deine Wege..." (EG 361), der da lautet, wie folgt: Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden, gibt Wege Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angeicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |
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