Platin vor nachhaltigem Aufschwung? Liebe Leserin, lieber Leser, für sehr lange Zeit gab es bei den Edelmetallen quasi nur einen Favoriten: Gold. Auch Silber konnte aufgrund seiner hohen Abhängigkeit von der Nachfrage aus der Industrie mit Gold nicht Schritt halten. Viel schlechter jedoch performte im letzten Jahrzehnt Platin – eine massive Enttäuschung für Anleger, die auf dieses Edelmetall gesetzt hatten. In den letzten Tagen gab es jedoch bemerkenswerte Entwicklungen: Während sich bei Gold nicht besonders viel tat, sprangen Silber und auch Platin in die Höhe. In den letzten 10 Jahren blieb Platin massiv hinter der Entwicklung von Gold, aber auch der von Silber zurück. Das Edelmetall pendelte in einer breiten Seitwärtsbewegung. Der größte Verbraucher von Platin – wie sollte es auch anders sein – ist China. Neben Schmuck und dem Anlagebereich kommt Platin auch in einer Vielzahl von industriellen Anwendungen zum Einsatz. Laut den neuesten Daten des World Platinum Investment Council entfielen im 1. Quartal 2025 rund 38 Prozent der Nachfrage auf die Auto-Industrie und 27 Prozent auf andere Industrie-Branchen (z.B. Chemie, Elektro- oder Medizintechnik), zusammen also 65 Prozent industrielle Nachfrage. Weitere 27 Prozent der Nachfrage kommen aus der Schmuck-Branche, während 9 Prozent des Platins von Anlegern nachgefragt wurde. Damit zu den aktuellen News: Im April importierte China 11,5 Tonnen Platin und damit soviel wie seit einem Jahr nicht mehr. Berichten zufolge soll die chinesische Schmuck-Industrie verstärkt nach Platin suchen, da Gold für viele Kunden inzwischen zu teuer ist. Auch chinesische Anleger entdecken offenbar Platin als lohnende Alternative, was im Chart deutlich sichtbar wird: Seit April, als der Platin-Preis kurzzeitig sogar unter 900 US-Dollar je Unze rutschte, gab es einen massiven Kurssprung über 1.220 US-Dollar – eine Preissteigerung von rund 35 Prozent! Doch kann diese Rallye nachhaltig sein oder gar nur der Startschuss für weitere Kursgewinne? Auszuschließen ist dies keinesfalls, prognostizieren die Analysten doch ein Angebotsdefizit 2025. Die Produktion bleibt damit bereits im dritten Jahr in Folge hinter der Nachfrage zurück. In Zusammenwirkung mit dem inflationären Umfeld in den USA und anderen Ländern, steigenden Staatsschulden und geopolitischen Unsicherheiten sind die Voraussetzungen für eine anhaltende Platin-Rallye gegeben. Auch der schwache US-Dollar ist ein Faktor, denn Platin wird dadurch für Käufer aus dem Nicht-Dollar-Raum günstiger, was die internationale Nachfrage antreibt. Auf längere Sicht könnte sich der Preisauftrieb nochmals deutlich verstärken, denn auch die Minengesellschaften sahen für Platin, Palladium & Co. keine glänzenden Aussichten mehr, weswegen es kaum noch Investitionen in Minen und neue Projekte gab. Selbst wenn jetzt wieder mehr investiert ist, dauert es doch Jahre, bis die Produktion in Gang kommt. E-Autos benötigen kein Platin Natürlich gibt es auch Risiken für Platin, vor allem die immer noch starke Abhängigkeit von der Auto-Industrie. Platin hilft in Katalysatoren bei der Umwandlung von Verbrennungsschadstoffen in ungiftige Verbindungen. In der Vergangenheit lag der Bedarf an Platin für diesen Einsatzzweck bei 40 Prozent der gesamten Nachfrage. Beim Platin-Bruder Palladium waren es übrigens sogar rund 80 Prozent. Mit der aufkommenden E-Mobilität entfällt dieser Einsatzzweck, denn E-Autos benötigen so gut wie kein Platin. Auch in den Erneuerbaren Energien kommt Platin kaum zum Einsatz. Zwar gibt es in der Wasserstofftechnik und bei den Brennstoffzellen Bedarf an Platin, doch im Vergleich zu den Mengen, die in der Auto-Industrie benötigt wurden, sind die Mengen, die für diese Anwendungen benötigt werden, kaum der Rede wert. All dies ist lange bekannt und wohl auch der Grund, warum der Platin-Preis sich in den letzten Jahren kaum noch bewegt hat, während Gold und Silber stark zulegen konnten. Kommt die E-Mobilität langsamer? Womöglich wurde der Platin-Bedarf in der Auto-Industrie bislang jedoch unterschätzt, denn die E-Mobilität kommt offensichtlich nicht so schnell, wie prognostiziert. Reine Batterie-Fahrzeuge haben es immer noch schwer, hybride Fahrzeugkonzepte erfreuen sich jedoch einer steigenden Beliebtheit. Selbst beim Vorreiter BYD, der 2024 rund 4,3 Mio. E-Fahrzeuge verkaufte, stieg der Anteil der Hybrid-Fahrzeuge von 47 auf 58 Prozent an. Auch die anderen Auto-Konzerne setzen auf Hybrid-Modelle. Hybrid-Fahrzeuge benötigen zur Abgasreinigung wie herkömmliche Verbrenner Platingruppenmetalle, aus technischen Gründen sogar etwas mehr als als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Der Abgesang auf Platin war also verfrüht.
Mein Fazit Platin zeigte in den letzten Wochen erstmals seit sehr langer Zeit wieder Bullenqualitäten, ausgelöst durch die chinesischen Importe und das steigende Interesse an Platin im Reich der Mitte. Kurzfristig ist ein Einstieg in die Fahnenstange (siehe Chart oben) riskant. Sollte es jedoch eine kleine Korrektur geben, wäre Platin als Beimischung des Edelmetall-Anteils in einem Depot durchaus eine interessante Alternative, da Platin im Vergleich zum Gold immer noch recht günstig erscheint. Für deutsche Anleger jedoch ärgerlich ist die steuerliche Behandlung von Platin. Wer Platin-Münzen oder -Barren kaufen möchte, unterliegt der Mehrwertsteuer von aktuell 19 Prozent. In bestimmten Fällen können Händler die Differenzbesteuerung anwenden, dann wird es etwas günstiger. Wer auf die physische Präsenz „seines“ Platins verzichten kann, kann auch auf ETFs zurückgreifen. Der größte der in Deutschland zugelassenen ETFs ist der WisdomTree Physical Platinum ETC (ISIN: JE00B1VS2W53) mit einer Fondsgröße von 629 Mio. Euro. Und wer noch mehr Nervenkitzel braucht, kann auf die Zertifikatebranche zurückgreifen, die Platin auch als gehebelte Spekulation im Angebot hat. Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten investiert: - - - Die Informationen in diesem Newsletter stellen keine Empfehlungen im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes dar.  Mein Podcast-Tipp: 100% mit meiner Silber-Spekulation! – mit neuer Aktie In Folge 513 vom 14. März 2024 mit dem Titel „10.000 € – meine neue Silber-Spekulation“ sprach ich über 3 ausgewählte Silber-Aktien, in die ich auch privat investiert war. Bereits kurz nach der Veröffentlichung der Episode verzeichneten einige dieser Titel Kursgewinne von über 100%. Seitdem hat sich auf dem Silber-Markt einiges getan. Spätestens jetzt, wo der Silber-Preis einen bedeutenden Widerstand überwinden konnte, ist es an der Zeit, erneut einen genaueren Blick auf die Lage zu werfen. Was steckt hinter diesem dynamischen Kursverlauf? Was bedeutet der charttechnische Ausbruch – und vor allem: Kommt das Beste womöglich erst noch? Höre Dir jetzt meinen Podcast dazu an: → Hier findest Du meinen Podcast auf Apple → Hier findest Du meinen Podcast auf Spotify → andere Plattformen Und bitte nicht vergessen eine positive Bewertung/konstruktive Rezension abzugeben, vielen Dank ;-)

Herzliche Grüße und bis kommende Woche Dein Lars |