Editorial des Chefredakteurs Lieber Herr Do, immer wieder können wir uns dabei ertappen, wie wunderbar leicht es ist, sich einem Vorurteil hinzugeben. In der Gruppe fühlt man sich stark und sicher. Wie schnell werden Minderheiten aufgrund ihrer Kleidung oder Hautfarbe an den Rand der Gesellschaft gedrängt? Die Berlinerin Margot Friedländer musste dies auf die grausamste Weise erleben. Ihre gesamte Familie wurde Opfer des Holocaust. Im KZ Theresienstadt lernte sie ihren Mann kennen. Wie durch ein Wunder überlebten beide, wanderten in die USA aus. Im Alter von 89 Jahren kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück. „Ich bin zurückgekommen, um mit euch zu sprechen“, sagt sie.
Sie mahnt, dass sich die Verbrechen des Nazi-Regimes nicht wiederholen dürfen. Für ihr Engagement wurde die 103-Jährige jetzt mit dem Medienpreis BAMBI in der Kategorie „Mut“ geehrt. Ihr Appell: „Wir sind gleich – es gibt kein christliches, jüdisches oder muslimisches Blut. Es gibt nur Menschenblut! Schaut nicht auf das, was euch trennt, sondern schaut auf das, was uns verbindet. Seid Menschen!“ Jeder ist woanders der andere. |