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Liebe/r Leser/in,

Sie wollen mir ein Geheimnis anvertrauen? Nur zu. Was auch immer Sie haben – intime Chatprotokolle, brisante Ermittlungsakten oder erschütternde Papiere aus dem Pentagon –, ich nehme es. Na ja, vielleicht bis auf die Pentagon-Chose. Die kriegt jeder. Ich glaube nicht, dass da noch irgendetwas zu holen ist. Ansonsten aber: Ich bin Ihr Mann. Geheimnis ist mein zweiter Vorname.

Oh! Sie kennen mich nicht: Sie wissen nicht, ob Ihr Geheimnis bei mir gut aufgehoben ist? Da kann ich Sie beruhigen. Diskretion ist Ehrensache. Indiskretion auch. Ihr Name bleibt draußen. Die Geschichte aber (solange sie wahr, wichtig und exklusiv ist) wird veröffentlicht. So ist das mit Geheimnissen. Sie werden irgendwann enthüllt. Gelüftet. Verraten. Der Verrat droht jedem Geheimnis. Mag es noch so gut verborgen sein. Der Verrat begleitet es. Er ist sein Schatten. Der Verrat gehört zum Geheimnis.

Der Fall des 21-jährigen waffen- und spielsüchtigen Narren aus Dighton, Massachusetts, der über Monate streng geheime Militärdokumente auf Onlineforen verbreitete, mag bizarr, ja abstrus erscheinen. Er verweist aber auf ein klassisches Dilemma. Wir sind – auch und gerade in freien, rechtsstaatlichen und demokratischen Gesellschaften – auf Geheimnisse angewiesen. Und wir müssen damit leben, dass wir kein Geheimnis (auch nicht die wichtigsten) vor Verrat sicher schützen können.

Woran das liegt? Das Fundament freier Gesellschaften ist gegenseitiges Vertrauen. Meist ist dieses Vertrauen gerechtfertigt. Meist.

Totalitäre Systeme tun sich da leichter. Ihr Fundament ist das Misstrauen. Der Staat misstraut jedem. Weil jeder unter totalem Verdacht steht, steht jeder unter totaler Kontrolle. Einen chinesischen oder russischen Jack Teixeira wird es wohl nicht geben.

Und wenn doch? Dann würde eine Diktatur ins Wanken geraten. Mit Geheimnissen, die verraten werden, könnte sie auf Dauer nicht existieren.

Wir schon. Mag der Schaden, den Jack Teixeira angerichtet hat, noch so schwerwiegend sein. Freie Gesellschaften leben damit. Das gehört zum Geheimnis ihres Erfolges.           

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche!

Herzlich grüßt

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Markus Krischer,
stellvertretender Chefredakteur FOCUS Magazin

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