Die Wandersalamander Aneides vagrans leben in den Kronen der Küstenmammutbäume im kalifornischen Redwood-Nationalpark, den mit bis zu 115 Metern höchsten Bäumen der Welt. Umso verblüffender ist es, dass gerade sie bereitwillig von den Ästen springen, wenn sie sich gestört fühlen. Dabei nehmen die Amphibien eine Haltung an, die einem Gleitsegler ähnelt, wie Christian Brown von der University of South Florida und seine Kollegen mithilfe von Windkanaltests herausfanden.
„Während des Sprungs verfügen sie über eine hervorragende Manövrierfähigkeit“, erklärt Brown. Die Salamander seien in der Lage, die Fallschirmsprunghaltung beizubehalten und den Schwanz auf und ab zu bewegen, um horizontale Manöver auszuführen. Sie könnten sich umdrehen, wenn sie auf den Kopf zu fallen drohten oder etwa gezielt in einer Kurve gleiten. „Der Grad der Kontrolle ist einfach beeindruckend.“
Die gespreizte, auf maximalen Luftwiderstand ausgelegte Haltung ermöglicht es den Tierchen, ihren Fall um bis zu zehn Prozent abzubremsen, wie die Windkanalmessungen ergaben. Das Gleiten sei ein Novum in einer ansonsten gut untersuchten Tiergruppe, schreiben die Autoren der soeben in „Current Biology“ veröffentlichten Studie. „Es veranschaulicht die Dringlichkeit, wie auf Bäumen lebende Tiere die Fähigkeit zum Fliegen entwickeln müssen, selbst wenn sie keine Flügel haben.“ Die Biologen vermuten, dass möglicherweise auch andere baumlebende Salamanderarten die Fähigkeit zum gebremsten Fall besitzen könnten.
Sonja Fröhlich, Wissen & Gesundheit |