Putin fordert den Westen heraus
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Dorothee Krings

16. Februar 2022

Liebe Frau Do,

nun war Bundeskanzler Olaf Scholz also zum Gespräch mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin in Moskau und hat seinen Teil zur diplomatischen Kriegsvereitelung beigetragen. So sieht es die Leiterin unseres Parlamentsbüros in Berlin. In der gemeinsamen Pressekonferenz nach dem Gespräch wurde allerdings etwas deutlich, das womöglich hinter dem aktuellen Konflikt um die Ukraine steht. „Für meine Generation ist Krieg in Europa undenkbar geworden“, sagte Scholz da und schloss fast trotzig an, es sei „unsere verdammte Pflicht, dass es so bleibt“. Die barbarische Wirklichkeit eines Krieges mit alten Mitteln, mit Panzern und Schützengräben, mit Verwundeten und Toten, ist ein furchtbares Szenario, dem sich die Länder in der EU glaubten, nicht mehr stellen zu müssen. Gekämpft wurde woanders, in der EU über Flüchtlinge gestritten. Dass Putin diese Sichtweise für borniert hält, ließ er den deutschen Kanzler auch gleich wissen, indem er ihn  an die Jugoslawienkriege erinnerte, die schließlich auch in Europa stattgefunden hätten.  Putin gab sich  einmal mehr als ein abgebrühter Stratege, der sich überlegen wähnt, weil er die Lehren der Geschichte zu kennen glaubt und  sich nicht scheut, mit nackter Gewalt zu drohen. Der russische Präsident fordert den Westen also gerade auch zu einem mentalen Kräftemessen heraus. Und hält sich schon jetzt für den Sieger.

Heute wichtig:

Corona: „Das Land wird wieder geöffnet“: Die Niederlande heben die meisten Corona-Maßnahmen auf. Zunächst dürfen ab Freitag Fußballstadien, Theater, Kinos und Gaststätten wieder fast uneingeschränkt Besucher empfangen – und auch wieder bis 1 Uhr geöffnet sein, statt wie bisher 22 Uhr. Am 25. Februar soll dann die Maskenpflicht abgeschafft werden.

Arbeitsreform: Belgiens Regierung arbeitet an einer bedeutenden Reform des Arbeitsmarktes: Arbeitnehmer sollen ihre Wochenarbeitszeit künftig auf vier Tage verteilen können. Vollzeit-Arbeitnehmer sollen am Tag länger arbeiten dürfen, damit alle erforderlichen Stunden in vier Tagen geleistet werden können. Die Änderung solle der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben zugutekommen.

Sturm: NRW stehen regnerische und stürmische Tage bevor – stellenweise sind auch Orkanböen möglich. In den Hochlagen des Sauerlands können heute Sturmböen mit bis zu 85 km/h auftreten. In der Nacht stellt sich dann laut Deutschem Wetterdienst eine Unwetterlage ein. Jörg Isringhaus hat die Details.

Meinung am Morgen:

USA: Dem früheren amerikanischen Präsidenten wurde schon öfter der Untergang prophezeit. Darum ist Thomas Spang vorsichtig damit, jetzt schon das Ende von Donald Trump zu beschwören. Dass seine Wirtschaftsprüfer und Steuerberater ihm nun aber die Zusammenarbeit aufgekündigt haben, sei allerdings schon ein Zeichen für den Verfall seiner Macht.

Frankreich: Vier Frauen wollen dieses Jahr französische Präsidentin werden – ernsthafte Chancen hat nach den Umfragen keine von ihnen. Das Problem wurzele tief in Geschichte und Kultur des Landes, schreibt Korrespondentin Christine Longin in ihrer Analyse. Das Wahlrecht erhielten die Französinnen erst 1944. Außerdem seien Frauen selbst im Parlament Sexismus ausgesetzt.

Rührung: Im Augenblick großer Emotionen zeigen Menschen, wie verletzlich sie sind. Darum fließen gerade etwa auf den Siegerpodesten von Olympia so viele Tränen. Mein Kollege Martin Bewerunge hat sich Gedanken über die Rührung gemacht. Und ist in seiner  Analyse beim Dichter Friedrich Hölderlin angelangt – und bei James Bond.

So gesehen:

Eigentlich ist er an der Nordsee zuhause und genießt dort die Weite und Brandung des Meers. Doch nun wurde ein Seehund im Rhein entdeckt – in den Fluten vor Duisburg. Und diesmal hat er sich nicht, wie sonst schon mal, als Biberratte entpuppt, schreibt meine Kollegin Claudia Hauser. Diesmal ist der Badegast  tatsächlich ein Seehund. Also maximaler Niedlichkeitsfaktor, die Spaziergänger sind entzückt, und wenn sich der Seehund noch ein paar mal den Uferfotografen zeigt, wird er um einen Kosenamen nicht herumkommen. Ennatz ist in Duisburg schon vergeben fürs Zebra des MSV. Bliebe als Namenspatron noch der große Kartograf der Stadt: Mercator. Für einen Seehund vielleicht angemessener Meercator. Dann klappt es bestimmt auch mit dem Weg zurück. Ihnen jedenfalls gute Peilung für diesen Tag!

Herzlich,

Ihre

Dorothee Krings

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RP Online


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