| | Donnerstag, 30. November 2023 |
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| R.I.P. Charlie Munger â (M)ein Nachruf auf eine Legende... |
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| Liebe Leserinnen, liebe Leser, Charles Thomas Munger ist verstorben, der Mann, den alle immer nur âCharlieâ nannten. Er ist am 28. November 2023 friedlich von uns gegangen und hat damit seinen 100sten Geburtstag am 01.01.2024 knapp verpasst. Munger war zeitlebens eine Legende und ein Vorbild. Und natürlich einer der besten Investoren der Welt und er wird immer der Mensch bleiben, der Warren Buffett am meisten geprägt hat. Legendär sind die Aktionärs-Versammlungen von Berkshire Hathaway, die Charlie Munger jahrzehntelang an der Seite Warren Buffetts bestritten hat und unvergessen sind seine berühmten Worte: âIch habe dem nichts mehr hinzuzufügenâ. Dabei war es keine Selbstverständlichkeit, dass Munger zum Milliardär wurde und ganze Generationen von Investoren prägte. Der 1924 geborene Charlie stammte aus einer Juristen-Familie, studierte aber erstmal Mathematik und wechselte 1943 zur US Airforce, wo er als Meteorologe ausgebildet wurde. Nach Kriegsende entschied er sich erneut um und schloss schlieÃlich 1948 an der Havard Law School sein Jura-Studium ab â mit magna cum laude. Er gründete dann die Anwaltskanzlei Munger, Tolles & Olson und war viele Jahre lang als Anwalt für Immobilienrecht tätig. In Mungers Privatleben lief es hingegen nicht immer rund. 1955 verstarb sein ältester Sohn mit 9 Jahren an Leukämie und Munger war zu diesem Zeitpunkt frisch geschieden und pleite, da er die Krankenhausrechnungen seines Sohnes allesamt privat bezahlte und der Rest für die Abfindung seiner Exfrau draufging. Später verlor er infolge einer fehlerhaften Operation ein Auge. Munger krempelte die Ãrmel hoch und stürzte sich in seine Arbeit als Immobilien-Anwalt und aufgrund seiner groÃen Sparsamkeit wuchs sein Geldvermögen schnell wieder an und floss dann in Investments. 1956 heiratete er erneut, doch schon 1959 musste Munger auch seinen Vater beerdigen und reiste deshalb zurück in seine Geburtsstadt Omaha in Nebraska. Ein Freund machte ihn dort auf einen interessanten jungen Mann aufmerksam, mit dem sich Munger dann zum Essen traf: Warren Buffett. Beide verstanden sich auf Anhieb und entdeckten den verwandten Geist im anderen. Buffett war es dann auch, der Munger davon überzeugte, den Anwaltsberuf an den Nagel zu hängen und sich fortan vollständig auf das Investieren zu konzentrieren. Von 1962 bis 1975 leitete Munger die Investment-Partnerschaft Wheeler, Munger & Co., deren Ergebnisse auÃergewöhnlich waren: Sie erzielte eine jährliche Rendite von 19,8% (vor Gebühren), während der Dow Jones Industrial Average in diesem Zeitraum lediglich 5% gutmachte. 1975 löste Munger die Partnerschaft auf und engagierte sich ab 1978 bei Berkshire Hathaway, einer strauchelnden Textil-Firma, die sich sein Freund Warren Buffett ans Bein gebunden hatte, und deren schwindende Cashflows er zum Aufbau einer Investment-Holding nutzte. Es war der Beginn einer atemberaubenden Erfolgsgeschichte, die die Aktien von Berkshire bis auf 550.000 US-Dollar ansteigen lieà und damit seit Buffetts Ãbernahme Mitte der 1960er Jahre eine Rendite von 4.000.000% (ja, 4 Millionen Prozent!!!) hinlegte. Keine Frage, die A-Aktie von Berkshire ist die teuerste Aktie der Welt und der Wert der Firma beläuft sich auf rund 800 Mrd. US-Dollar. |
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| Munger war mehr als Buffetts Vize Charlie Munger wurde stets als Buffetts kongenialer Sparringspartner bei Berkshire Hathaway wahrgenommen, aber er war noch viel mehr. So leitete Munger die Wesco Financial Corporation, eine Tochter von Berkshire Hathaway. Dort hatten Buffett und Munger sich unabhängig voneinander eingekauft und ihre Aktien schlieÃlich in Berkshire zusammengefasst. In den folgenden drei Jahrzehnten benutzte Munger Wesco als Investmentvehikel nach dem Vorbild von Berkshire und zwar bis zur endgültigen Ãbernahme durch das Mutterunternehmen im Jahre 2011. Bis hierhin lieà die den S&P 500 deutlich hinter sich, so wie Berkshire selbst auch. Des Weiteren kaufte sich Munger im Laufe der Jahre privat in einen Zeitungsverlag ein, die The Daily Journal Corp., deren Kapital er ebenfalls in Aktien investierte und den Verlag und die Zeitung so am Leben erhielt. Zudem kaufte er sich in das GroÃhandelsunternehmen Costco Wholesale ein und übernahm dort jeweils Führungspositionen, die er bis 2013 innehatte. Munger â Der Generalist  Munger liebte das Lesen und verbrachte täglich viele Stunden damit. Er beschränkte sich nicht alleine auf Finanz- und Wirtschaftsthemen, sondern las einfach alles querbeet. Er sortierte die vielen Informationen in Denkmodellen (âMental Methodsâ) und empfahl jedem diesen Weg. Von Spezialisten hielt er wenig, weil er sie für beschränkt hielt. |
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| Denke über den Tellerrand hinaus. Hast du nur einen Hammer, sieht jedes Problem mehr oder weniger wie ein Nagel aus. â Charlie Munger â |
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| Sicherlich kam ihm seine schnelle Auffassungsgabe zugute und seine Fähigkeit, komplexe Sachverhalte treffsicher auf den Punkt zu bringen. Auf Fragen reagierte er bisweilen erstmal nicht, doch nach einer Denkpause formulierte er dann druckreife und klare Aussagen.  Vom Value-Investing zum Quality-Investing Sowohl Charlie Munger als auch Warren Buffett begründeten ihre frühen Investmenterfolge auf Benjamin Grahams Lehren, dem Urvater des Value Investings. Dessen berühmter âZigarrenstummelansatzâ hatte sich bewährt und beide agierten mit einer hohen Sicherheitsmarge. Doch die Lehren Philip A. Fishers brachten Munger auf eine andere Spur: Er setzte frühzeitig auf qualitativ hochwertige Unternehmen und wandte sich von den vermeintlichen Superschnäppchen ab. Und auch Buffett brachte er mit der Zeit auf diesen Weg, der später freimütig bekannte, Charlie habe die Vorteile sofort verstanden, während er, Buffett, viel langsamer dahintergekommen sei. Im Grunde geht es darum, Unternehmen mit Preissetzungsmacht zu kaufen, mit einem ökonomischen Burggraben und möglichst nicht allzu viel für sie auszugeben. Diese Unternehmen sind über viele Jahre hinweg erfolgreich und steigern Umsatz, Margen und Gewinn und überstehen auch konjunkturelle Abschwünge und Krisen. |
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| Die Kunst des Investierens in Aktiengesellschaften ist... einfach, zu einem vernünftigen Preis ein Unternehmen mit hervorragender Wirtschaftlichkeit und einem fähigen, ehrlichen Management zu erwerben. Danach braucht man nur noch zu kontrollieren, ob diese Eigenschaften bewahrt werden. (â¦) Wir versuchen, Unternehmen mit nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen zu einem günstigen oder zumindest fairen Preis zu kaufen. â Charlie Munger â |
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| Anstatt Aktien von Unternehmen möglichst billig zu kaufen und darauf zu hoffen, dass der Markt irgendwann den wahren Wert entdecken wird und man die Aktien dann mit Gewinn verkaufen kann, setzte Munger auf die beinahe sichere Steigerung des Unternehmenswertes in der Zukunft und dafür bezahlte er gerne einen höheren Preis. |
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| Du machst kein Geld, wenn du Aktien kaufst. Du machst kein Geld, wenn du Aktien verkaufst. Du verdienst Geld, wenn du abwartest. (...) Jedes intelligente Investieren ist das Investieren in Werte â mehr bekommen als das, wofür Du bezahlst. Investieren ist, wenn Du einige groÃartige Unternehmen findest und dann auf Deinem Hintern sitzt. â Charlie Munger â |
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| Qualitäts-Aktien günstig zu kaufen bedeutete für Munger, Geld anzusammeln und auf den richtigen Zeitpunkt zu warten, um zuzuschlagen. Auch wenn dies Jahre des Abwartens bedeutete. Doch wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war, oft während Finanzkrisen und/oder eines Börsen-Crashs, dann setzte er hohe Summen ein. |
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| Es erfordert Charakter, auf so viel Geld zu sitzen und nichts zu tun. Aber ich bin nicht deshalb so erfolgreich, weil ich mich mit mittelmäÃigen Gelegenheiten abgegeben habe. (â¦) Man muss sehr geduldig sein, man muss warten, bis sich etwas ergibt, was einfach ist bei dem Preis, den man zahlt. Es widerspricht der menschlichen Natur, den ganzen Tag nur herumzusitzen, nichts zu tun und zu warten. Für Warren und mich ist das einfach, wir haben eine Menge anderer Dinge zu tun. Aber können Sie sich vorstellen, dass ein normaler Mensch 5 Jahre lang einfach nur dasitzt und nichts tut? Man fühlt sich nicht aktiv, man fühlt sich nicht nützlich, also tut man etwas Dummes. â Charlie Munger â |
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| Doch Munger stellte sich auch gegen die allgemeingültigen Lehren, wenn sie sich als fehlerhaft erwiesen hatten. So hatte er für die oft empfohlene breite Diversifikation nicht viel übrig, sondern hielt sie stets für einen Garanten mittelmäÃiger Ergebnisse. Er war stattdessen ein strikter Anhänger des âFocus Investingâ und setzte nur auf einige wenige Unternehmen, bei denen er einen wirklichen Vorteil auf seiner Seite sah. Ob dies nun der Kaufpreis war oder das Verständnis für das Geschäftsmodell oder was auch immer. |
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| Die Idee exzessiver Diversifikation ist verrückt. Wir glauben nicht, dass starke Risikostreuung zu guten Resultaten führt, sondern dass fast alle guten Anlagen einen relativ niedrigen Grad an Diversifikation erfordern. Wenn man von unseren besten 15 Entscheidungen absieht, haben wir eine relativ durchschnittliche Historie. Wir haben Hyperaktivität vermieden und stattdessen viel Geduld bewiesen. Man muss gemäà seiner Prinzipien handeln und wenn sich gute Möglichkeiten auftun, diese mit aller Energie verfolgen. (â¦) Man schlieÃt besser einige wenige groÃe Wetten ab und lehnt sich dann zurück und wartet ab. Mathematisch betrachtet bringt Nichtstun hier viele Vorteile. Wenn du ein paar groÃartige Firmen gekauft hast, dann kannst du getrost auf deinem Hintern sitzen bleiben. â Charlie Munger â |
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| Geduld und Gleichmut waren Charlies Grundwerte, und ohne diese sah er wenig Chancen für Aktienanleger, dauerhaft erfolgreich zu sein oder gar den Markt zu schlagen. Er war ein strenger Verfechter von âBuy & Holdâ und dachte lieber lange Zeit nach, bevor er handelte, als dass er ständig aktiv seine Positionen umschichtete. |
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| Es liegt in der Natur der Sache, dass die Aktien-Märkte von Zeit zu Zeit stark fallen. Es gibt kein System, um schlechte Märkte zu vermeiden. Das kann man nur, wenn man versucht, den Markt zu timen, was eine wirklich dumme Sache ist. â Charlie Munger â |
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| Markttiming sah Munger als Garant für Verluste an und hielt an seinen Unternehmen auch in Baissen fest. Er missverstand Buy & Hold aber nie als Buy & Forget, sondern prüfte stets, ob seine ursprünglichen Erfolgskriterien vom Unternehmen noch erfüllt wurden. Und nur wenn dies nicht mehr zutraf, verkaufte er die entsprechenden Aktien, unabhängig von ihrem aktuellen Kurs. |
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|  Unser Fazit  Diese Grundprinzipien haben Charlie Munger zu einem der besten Investoren aller Zeiten gemacht und zum Mentor einer Börsenlegende wie Warren Buffett. Mungers Erfolgsprinzipien sind so simpel, dass jeder sie befolgen kann. Oder könnte, denn die meisten Anleger gehen einen anderen Weg. Denn wenn es zu einfach aussieht, kann es ja nicht gut (genug) sein. Und vor allem geht es vermeintlich nicht schnell genug. |
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| Wir wissen nicht, wie wir schnell reich werden können, aber wir wissen, wie es langsam geht. â Charlie Munger â |
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| Charlie Mungers Tod ist ein groÃer Verlust für die Börse, die Gesellschaft und für mich persönlich. Ich habe ihn nie persönlich kennengelernt und doch verfolge ich sein Wirken schon seit vielen Jahren. Charlie Mungers Lehren und seine vielen Weisheiten haben mich geprägt, meinen Charakter geformt und meinen Investmentstil über die Jahre geprägt. Durch ihn habe ich mich vom Markttiming abgewendet, von der Idee, schnell reich werden zu wollen, ich nehme dank Charlie Munger Aktien nicht mehr als Wettscheine auf steigende Kurse wahr, sondern als Anteile an Unternehmen â und ich bewerte diese Unternehmen, um die besten herauszupicken, während mir der Kursverlauf zunehmend gleichgültig wird. Zudem fokussiere ich mich immer stärker auf einige wenige herausragende Unternehmen, die ich mit immer gröÃerer Sorgfalt auswähle. Charlie wird mir fehlen, nicht nur seine frotzeligen Kommentare, seine bisweilen rüpelhaften Rempler, die er gegen Trader, Krypto-Währungen oder Hasardeure aus Wirtschaft und Politik ablässt, sondern vor allem das Gefühl, dass er immer da ist und ich mich an ihm und seiner ruhigen gelassenen Art aufrichten kann. Das hat mir durch die Globale Finanzkrise geholfen, durch den schweren Börsenherbst 2018, den Corona-Crash Anfang 2020 und auch durch das Börsenseuchenjahr 2022 mit dem alten neuen Inflationsgespenst. Und erst durch Charlie Munger bin ich auf Costco Wholesale aufmerksam geworden, das wohl genialste Unternehmen auf unserem Planeten. Langweilig, beständig, dauererfolgreich. Und ein echter Renditebringer. Neben Berkshire Hathaway für mich ein Must-have in jedem Investment-Depot, das den Anspruch hat, langfristig überdurchschnittliche Renditen einzufahren. Ruhe in Frieden, Charlie. Ich werde Dich nie vergessen... |
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| | Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig.  Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor/Redakteur ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars investiert: Berkshire Hathaway & Costco Wholesale |
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| | Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen & ein schönes Wochenende wünscht Dir  Dein Armin Brack Chefredakteur Geldanlage-Report |
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