keine Ahnung, wie es Ihnen geht – aber ich selbst kann bald keine Talkshows zum Thema Corona mehr ertragen. Es scheint nichts anderes mehr zu geben als immer und immer wieder irgendwelche Runden mit Experten, Pseudo-Experten, Politikern oder Betroffenen zusammenzutrommeln, um immer und immer wieder Fragen zu erörtern wie „Gefahr durch neue Corona-Mutanten – wie viel ,Zumutung‘ braucht es jetzt?“ (gestern bei Anne Will) oder „Lockdown und kein Ende – wie geht es Ihnen in der Krise?“ (heute bei Frank Plasberg). Um letztere zu beantworten: Es würde mir wahrscheinlich besser gehen, wenn nicht permanent nur noch über Corona gesprochen würde. Manchmal frage ich mich, wie die Sender wohl reagieren würden, wenn plötzlich der Dritte Weltkrieg ausbräche. Säßen dann ein Oppositionspolitiker, die Verteidigungsministerin und eine Friedensaktivistin bei Maybrit Illner auf dem Sofa sowie zwei Ex-Generäle, die sich über die aktuellen Frontverläufe streiten? Wahrscheinlich schon. Mit Ramelow im „Clubhouse“ Bekanntlich verlaufen im digitalen Zeitalter die Fronten vor allem durch die Sozialen Medien, und wer sich auf dieses Schlachtfeld wagt, kommt selten ohne Blessuren zurück. Diese Erfahrung durfte soeben auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow machen, der sich bei einer neuen App namens „Clubhouse“ zu allerlei Nickligkeiten hinreißen lassen, die er inzwischen bitter betreuen dürfte. Clubhouse ist so etwas wie ein Live-Talkformat vor kleinerem Publikum, eine Art gesprochenes Facebook. Und Ramelow war so frei, in diesem Umfeld über die Kanzlerin als „das Merkelchen“ zu räsonieren sowie zu bekennen, dass er während mancher Corona-Schaltkonferenz auch schon mal auf seinem Handy daddelt. Ist das nun ein Skandal? Mein Kollege Bastian Brauns hat die Geschichte aufgeschrieben und kommt jedenfalls zu einem anderen Ergebnis. Ich neige übrigens deutlich dazu, mich seiner Meinung anzuschließen. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |