Liebe Leserinnen und Leser,
 

Oskar Lafontaine hatte es immer schon gewusst: Der unpassende Zeitpunkt kann in manchen Momenten auch der passende sein. Das war schon 1999 so: Die damalige rot-grüne Regierung war gerade 142 Tage im Amt, als der damalige SPD-Politiker seinen Rücktritt als Finanzminister bekanntgab. Zwölf Tage später begann die Operation Allied Force, der Krieg der Nato gegen Slobodan Milošević. Passender hätte Lafontaine seinen Rückzug am 11. März 1999 nicht terminieren können. Noch Jahre später stand er dank dieses Schachzugs als aufrechter Pazifist und Friedenspolitiker da – und das, obwohl sich niemand aus der damaligen rot-grünen Regierung je daran erinnern konnte, dass Lafontaine zuvor Bedenken gegen den anstehenden Kosovokrieg geäußert hätte.

 

Es ist eben alles eine Frage des richtigen Timings: Während besonders die Grünen hernach als Kriegstreiber gebrandmarkt waren, beförderte Lafontaine sein Image als Wandler auf dem Pfad des Friedens. Dieser Strategie ist er auch gegenüber dem Cicero treu geblieben. Im Interview mit Cicero-Volontär Ulrich Thiele unterstreicht der jetzige Linken-Politiker zunächst die ideelle Verwandtschaft mit dem einstigen Koalitionspartner, um ihn anschließend moralisch abzumeiern:  „Wir demonstrierten gemeinsam gegen die atomare Rüstung […]. Heute befürworten die Grünen Waffenexporte an Kriegsparteien, weitere Aufrüstung und völkerrechtswidrige Kriege. Eine erstaunliche Wandlung“, sagt Lafontaine, der sich geradezu empört darüber zeigt, dass sich nun ausgerechnet die Grünen den Einsatz bewaffneter Drohnen in Kriegseinsätzen vorstellen können. Für den Oppositionsführer im saarländischen Landtag ein Unding. Die Außenpolitik der Grünen nennt er daher „die gefährlichste“ von allen. Ein schlechter Moment für die Grünen, der perfekte Moment aber für Lafontaine, der im Interview nicht müde wird, sich und die Linke als die einzige politische Kraft darzustellen, die im Deutschen Bundestag „gegen völkerrechtswidrige Kriege stimmt“.

 

Man muss eben schon beizeiten die wichtigen Pflöcke einhauen. Diesen Gedanken hatten vielleicht auch jene 27 Wissenschaftler, unter ihnen der deutsche Virologe Christian Drosten, die im März 2020 ein Statement in der Fachzeitschrift The Lancet abgaben, in welchem sie beteuerten, dass das damals noch neue Corona-Virus auf jeden Fall einen natürlichen Ursprung gehabt habe. Wer fortan noch Gegenteiliges behauptete, war schlecht beleumundet. Nun haben sich in der Zwischenzeit aber unzählige Indizien angesammelt, die dafür sprechen, dass SARS-CoV-2 möglicherweise doch aus einem Labor in Wuhan stammt. In den USA wird diese Möglichkeit wieder ernsthaft in Betracht gezogen. In der Titelgeschichte der heute erschienenen Juli-Ausgabe sind wir den unterschiedlichsten Spuren und Hinweisen nachgegangen. Die komplette Geschichte können Sie im aktuellen Heft nachlesen.
 

Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur

 
 
 
 
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