Interview Die Spitzenkandidatin der Berliner Grünen für die Wiederholung der Abgeordnetenhauswahl, Bettina Jarasch, hat im Umgang mit den jugendlichen Straftätern "kurzfristigem Aktionismus" eine Absage erteilt.
Im rbb24 Inforadio mahnte Jarasch am Freitag, die Debatte nicht auf den Migrationshintergrund zu verengen. Alle sollten sich schon mal daran "gewöhnen", dass die nächste Generation überwiegend einen Migrationshintergrund habe, so die Grünen-Politikerin.
Jarasch betonte, dass es "gut" sei, wenn die Jugendgewalt nun angegangen werden. "Da gibt es ein paar Dinge, die passieren müssen. Aber nichts davon geht schnell", so ihre Einschätzung. Beim Umgang mit dem Phänomen seien zwei Dinge entscheidend: "Klare Grenzen und Perspektiven".
Dazu gehöre nicht die Debatte über das Strafmaß, die jetzt wieder geführt werde, sondern dass Strafen sofort auf die Tat folgen müssten. Dazu müssten die Gerichte entsprechend ausgestattet werden, verlangte die Grünen-Politikerin. Das Thema "Respekt" müsse schon in der Schule vermittelt werden. Das sei aber eine Aufgabe, die sich nicht "von einem Tag auf den anderen" lösen lasse, sagte die Verkehrssenatorin.
Vorstöße seitens der AfD jugendlichen Gewalttätern mit doppelter Staatsbürgerschaft die deutsche Staatsangehörigkeit zu entziehen, gingen aus ihrer Sicht ins Leere. Die Täter hätten zu zwei Dritteln einen Migrationshintergrund. Diese Größenordnung entspreche aber auch in etwa ihrem Anteil an der Gesamtzahl junger Menschen in Berlin. "Wenn die Jugendlichen insgesamt einen immer stärkeren Migrationsanteil haben, dann sind das unsere Jugendlichen", sagte Jarasch und fügte hinzu: "Das ist die nächste Berliner Generation."
Im Übrigen hätten auch viele hunderttausend Jugendliche, die friedlich gefeiert haben, einen Migrationshintergrund. Jetzt zu sagen, diese Jugendlichen gehörten nicht dazu und seien "nicht unser Problem" halte sie für "ziemlich absurd". Alle sollten sich daran gewöhnen, dass die nächste Generation überwiegend Migrationshintergrund habe, so die grüne Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahl. Das sei der "Normalfall".
Ausdrücklich bekannte sich Jarasch zum rot-grün-roten Regierungsbündnis. "Ich möchte diese Koalition gern fortsetzen." Allerdings wiederholte sie ihren Anspruch, nächste Regierende Bürgermeisterin zu werden.
Zu den Erfolgschancen des von der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) angekündigten Jugend-Gipfels äußerte sich Jarasch skeptisch. So einen Gipfel könne man machen, sie prophezeie aber, dass Lösungen herauskämen, die nicht ganz neu seien. So müssten Schulen, Jugendarbeit und Streetworker gestärkt werden. |