Interview Nach dem Veröffentlichen von Protokollen des RKI-Krisenstabs unterstützt der Medizinstatistiker Gerd Antes die Forderung, die Corona-Maßnahmen in einer Enquete-Kommission im Bundestag aufzuarbeiten. Der Mathematiker Gerd Antes sagte im rbb24 Inforadio am Dienstagmorgen, bisher fehle die nüchterne Erkenntnis, dass einzelne Maßnahmen weit übers Ziel hinausgeschossen sind. "Die Panikreaktion am Anfang (der Pandemie) habe ich auch immer gerechtfertigt. (...) In der ersten Minute (der Pandemie) hätte aber aufgestellt werden müssen, wie beschaffe ich die Daten, die ich als Entscheidungsgrundlage brauche. Das ist bis heute versäumt worden. (...) Jetzt ist der Zeitpunkt, das zu machen." Viele Corona-Maßnahmen seien kontraproduktiv gewesen und man könne "ein verrücktes Kabinett" an kuriosen Maßnahmen aufzählen, die damals beschlossen worden seien. Als Beispiel nannte er die Pflicht, Masken in Restaurants auf dem Weg zum Tisch zu tragen. Außerdem kritisiert Antes, der auch Gründungsmitglied im Netzwerk Evidenzbasierte Medizin ist, die Reaktion des Bundesgesundheitsministers auf die RKI-Protokolle. "Die Aussage, dass das RKI unabhängig arbeitet, ist absurd. Das ist eine ganz klare Hierarchie. Das RKI ist unter dem BMG (Bundesministerium für Gesundheit). Der Chef ist der Bundesgesundheitsminister und auch die Stiko, von der andauernd die Rede ist, ist formal und verwaltungsmäßig angesiedelt im RKI." |