Interview Nach den Ausschreitungen in der Silvesternacht in Berlin hat der Bezirksbürgermeister von Neukölln, Martin Hikel (SPD), vor einem Generalverdacht gegen Migranten gewarnt. Im rbb24-Inforadio sagte er am Dienstag, die Ausschreitungen zum Jahreswechsel seien die Taten einzelner Jugendgruppen gewesen: "Daraus zu schlussfolgern, dass alle Menschen mit Migrationsgeschichte ein Gewaltproblem haben, wäre wirklich falsch. Denn es leiden ja vor allem auch die Menschen aus der Community darunter. Die Gewerbetreibenden in der Sonnenallee sind alles andere als erfreut darüber, dass einzelne marodierende Jugendbanden durch die Gegend laufen, ihre Geschäfte beschädigen und den öffentlichen Raum faktisch für sich einnehmen und mit Gewalt füllen. Dementsprechend: Daraus pauschal eine Integrationsdebatte zu machen, halte ich für verkürzt." Hikel teilt die Ansicht der Neuköllner Integrationsbeauftragten Güner Balci, dass es sich bei den Tätern um "hoffnungslos Abgehängte" handelt: "Das sind einzelne junge Männer, die wenig Perspektiven haben, bei denen sämtliche Möglichkeiten der Teilhabe überhaupt nicht gegriffen haben. Das Einzige, was ihnen bleibt, ist die Gewalt. Wir müssen uns die Frage stellen, wie gehen wir mit diesen Menschen um. Es ist auch wichtig, dass diese Menschen sehr schnell Konsequenzen spüren. Denn sie gefährden den sozialen Frieden im Quartier." Auch ein Großteil der Menschen in Neukölln fordere einen stärken Staat, der sie schütze, so Hikel weiter: "Es ist tatsächlich so, dass der Justizapparat an vielen Stellen sehr überfordert ist, dass sich Verfahren Ewigkeiten in die Länge ziehen und die Straftäter in der Zwischenzeit weitere Straftaten begehen. Ich glaube, da sieht man, wo wir tatsächlich noch Nachbesserungsbedarf haben."
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