gestern handelte der Newsletter von einer Überraschung, heute schon wieder. Nur, dass es gestern eine erfreuliche war – ein Politiker namens Bodo Ramelow im zutiefst selbstkritischen Modus –, und heute eine sehr unerfreuliche. Grundsätzlich schätze ich die Frankfurter Allgemeine Zeitung nämlich über die Maßen, auch wenn ich aus diversen Gründen eher mit und von der Süddeutschen Zeitung sozialisiert und geprägt worden bin. Aber dieser Tage staune ich über die ehrwürdige FAZ. Warum legt sie bei dem offensichtlichen Impfstoffdebakel die Hände so an die Hosennaht und verkündet in den Kommentaren wie in jenem des ebenso hoch geschätzten Kollegen Jasper von Altenbockum Regierungspropaganda? Übernimmt dort die billigsten Ausreden aus Berlin für etwas, das offenkundig in die Hose gegangen ist. Mehr noch: Warum knüppelt sie in Person von Michael Hanfeld auch noch in bester 68er-Manier auf die Springerpresse ein, die da angeblich irreführende Berichterstattung betreibt. Seit wann ist es geboten, statt die Regierung kritisch unter die Lupe zu nehmen, deren Kritiker zu beschimpfen und sie so in Schutz zu nehmen? Irgendwo, ich glaube es war in der Welt, habe ich gelesen, das wäre in etwa so, als hätte die Konkurrenz seinerzeit beim „Bedingt abwehrbereit“ Scoop des Spiegel über den desolaten Zustand der Bundeswehr das Nachrichtenmagazin der Wehrkraftzersetzung geziehen, anstatt die Geschichte weiterzuverfolgen. Sonderbar ist das. Und es wird auch nicht besser dadurch, dass meine ebenso geliebte Süddeutsche Zeitung ins gleiche Horn stößt. Ihr Christoph Schwennicke, Chefredakteur |