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| | | | | Guten Tag, als wir im Sommer 2014 nach einer Wohnung in München suchten, hatten wir klare Prioritäten: Hell sollte sie sein, einen Aufzug sollte sie haben, eine zentrale Lage war uns wichtig und ein drittes Zimmer, wir erwarteten schlieÃlich unser erstes Kind. Einen Garten wollte ich nicht, meine hausfraulichen Ambitionen halten sich schon innerhalb geschlossener Räume sehr in Grenzen â Blumen zu pflanzen oder gar einen Rasen zu mähen, erschien mir als überflüssige Zusatzaufgabe. (Dass ich keinen grünen Daumen habe, kann Ihnen mein Mann jederzeit bestätigen â seine sorgsam gepflegten Basilikumpflanzen sterben grundsätzlich in just der Minute, in der er auf dem Weg zu einer Dienstreise zu Hause in den Fahrstuhl steigt). Wir fanden jedenfalls eine helle Dreizimmerwohnung mit Aufzug in zentraler Lage ohne Garten und waren sehr zufrieden. Nun ja, Sie ahnen es vermutlich, ich habe meine Haltung zu Gärten in den vergangenen Wochen ein wenig überdacht. Wer mit seinen Kindern zwar das Haus verlassen darf, um sich an der frischen Luft zu bewegen, aber nirgends mit ihnen verweilen soll, dem erscheinen ein paar eigene Quadratmeter auÃerhalb der Wohnung plötzlich doch ziemlich verlockend. Vor allem wenn die groÃen Gärten der GroÃeltern im Münchner Umland, in die wir bei warmem Wetter sonst gerne fliehen, plötzlich zu No-go-Areas erklärt werden. Diesen Brief hier widme ich deshalb meinem Kollegen M., dem stillen Helden unserer Corona-Zwangsferien. M. wohnt im selben Stadtteil wie wir und schrieb mir vor circa vier Wochen eine kurze Mail, in der er eher nebenbei fragte, ob wir vielleicht seinen Münchner Schrebergarten ausleihen wollen. Er und seine Familie saÃen schon vor Beginn der Ausgangsbeschränkungen auf dem Land und sind gleich dortgeblieben. Wir sagten natürlich Ja. Dank M., seiner Frau und des nie enden wollenden Sonnenscheins im April hatten wir trotz dieses ganzen Mists fast schon unverschämt schöne Tage. Wir haben Rasen gemäht, Blumen gegossen, Unmengen von Löwenzahn aus der Erde gegraben, Zwiebelchen ins Bett gerammt und fast an jedem Gartentag Würste auf den Gasgrill gelegt. Am Karsamstag hatte mein Mann einen Sonnenbrand auf der Nase und mein Sohn auf den Segelohren und ich eine Blutblase am Daumen. Wir waren sehr zufrieden. Wenn mir das vor einem Jahr jemand erzählt hätte, ich wäre in schallendes Gelächter ausgebrochen. Vielleicht brauchen wir doch irgendwann mal einen eigenen Garten oder zumindest einen Balkon, den haben wir nämlich auch nicht. Denn auch dort kann man sich gärtnerisch austoben, wie meine Kollegin Claudia Fromme in ihrem Text âNeue Ernteâ für den Stil-Teil beschreibt. Sie erklärt, was die Selbstversorger auf ihren GroÃstadtbalkonen beachten müssen, damit aus Tomaten und Erdbeeren auch etwas wird â und ich ahne beim Lesen, dass ein echter Gemüsebalkon doch etwas mehr Wissen erfordert als der morbide Basilikumstrauch auf unserem Fensterbrett. Möglicherweise würde ich, wenn ich einen Garten hätte, dort doch zuallererst ein Planschbecken und einen Liegestuhl aufstellen. Was man sonst an diesem Wochenende in der SZ lesen sollte? Auf jeden Fall das Buch Zwei. In einer groÃen Recherche haben die Kollegen zusammengetragen, wie Deutschland in den ersten Wochen auf das Coronavirus reagiert hat. Wer hat wann welche politischen Entscheidungen getroffen, was war los im Kanzleramt, im bayerischen Kabinett, beim RKI und der Lufthansa? In zahlreichen Anekdoten wird diese Phase beschrieben, die jetzt schon historisch ist. Unbedingt lesenswert ist auch das Interview, das meine Kollegin Kathrin Zinkant mit Christian Drosten geführt hat. Der Virologe an der Berliner Charité ist der wahrscheinlich bekannteste Corona-Erklärer des Landes und in rasender Geschwindigkeit zu einer öffentlichen Figur geworden. Er spricht über den medialen Umgang mit wissenschaftlichen Aussagen, die umstrittene Heinsberg-Studie und erklärt, welche gesellschaftlichen Entwicklungen ihm derzeit am meisten Angst machen. Und zum Schluss noch ein virenfreier Lesetipp: GroÃartig finde ich den Text meiner Kollegin Karoline Meta Beisel, die früher in meinem Nachbarbüro saà und heute als SZ-Korrespondentin aus Brüssel berichtet. Für den Gesellschaftsteil ist sie nach Holland gefahren, in das Haus der Journalistin und Juristin Roxane van Iperen. Sie hat das Haus gekauft und erst danach erfahren, welch unglaubliche Geschichte sich hier während des Zweiten Weltkriegs abspielte. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende, Katharina Riehl Ressortleiterin, Gesellschaft+Wochenende
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| | | | | | | NEU | | Der SZ-Podcast mit Axel Milberg | | Milbergs literarischer Balkon: Der Schauspieler, "Tatort"-Kommissar und vielfach ausgezeichnete Hörbuch-Interpret Axel Milberg liest in unserem neuen SZ-Podcast seine Lieblingstexte und ergänzt sie um persönliche Kommentare â passend zur Lage, immer heiter und gelegentlich melancholisch. Montag bis Freitag erscheint eine neue Folge auf SZ.de, in Spotify, iTunes und allen gängigen Podcast-Apps. | | |
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