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Sehr geehrte Damen und Herren,
Pia Heinemann
Pia Heinemann
Ressortleiterin Wissen
eine hochrangige Forscherin, Biologin und Hygienemedizinerin, erzählte kürzlich: „Wenn ich als Mikrobiologin etwas über Bakterien sage, dann glauben mir alle sofort. Wenn ich als Hygieneärztin etwas sage, dann wissen es alle sofort besser.“ Das klingt erst einmal lustig. Tatsächlich glaubt jeder zu wissen, welche Masken gut sind, wie sich Viren übertragen, wie man Flächen oder Räume von ihnen befreit, welcher Abstand drinnen oder draußen der beste ist.  

Aber Hygiene ist eine Kunst mit langer Tradition – und wissenschaftlichem Fundament. Und sie beschäftigt sich nicht nur damit, wie man Erreger abtötet, sondern sie prüft auch, wie man Menschen dazu bekommt, Erregern aus dem Weg zu gehen. Hygiene ist die Disziplin, die uns gegen die neuen Mutationen aus Großbritannien, Südafrika und Südamerika helfen muss. Die neuen Varianten sind keine unbekannten Killer – und echte Hygieneexperten kennen wirksame Werkzeuge gegen sie. 

Das liegt auch daran, dass der Gesetzgeber vor zehn Jahren das Infektionsschutzgesetz erweitert hat. Seither gibt es in jedem größeren Krankenhaus einen Hygienebeauftragten. Er ist dafür zuständig, die Abläufe zu prüfen und beispielsweise zu verstehen, warum sich resistente Bakterien auf einer Station verbreiten konnten. Er ist der Detektiv, der die Schwachstellen im System entdecken muss. 

Wissenschaftliche Studien von Hygienefachleuten haben gezeigt: Verbote und Hinweisschilder sind nicht der entscheidende Faktor. Die besten Vorsätze bringen nichts, wenn Menschen nicht immer wieder davon überzeugt werden, wie effektiv Hygiene bei der Eindämmung von Infektionsketten ist. Und die besten Vorsätze können nichts bringen, wenn die Strukturen nicht passen. Wenn zu wenige Menschen auf einer Station arbeiten, dann ist keine Zeit dafür, zum Desinfektionsspender am anderen Ende des Flures zu laufen. Wenn einer alles machen muss, dann ist keine Zeit dafür, regelmäßig die Handschuhe zu wechseln. 

Hygienefeindliche Strukturen sieht man derzeit in den Pflegeheimen: Es gibt zu wenig Personal, Hygiene kann nicht eingehalten werden. Die Zeit ist nicht da, und sie wurde in den vergangenen Wochen noch knapper, weil Kollegen krank wurden und plötzlich auch noch Coronatests durchgeführt werden sollten. Die Bundeswehrsoldaten, die künftig beim Testen in den Heimen mithelfen sollen, können dieses seit Langem bekannte, strukturelle Problem nicht auffangen. Das müssen Heimbetreiber und Politik nachhaltiger lösen. 

Den Rat, den die Mikrobiologin und Hygieneexpertin für die nächsten Wochen der Pandemie hat: Sich regelmäßig zu überlegen, wo man die eigenen Strukturen verbessern könnte. Das kann entscheidend sein. Muss man das Mittagessen im überfüllten Pausenraum einnehmen? Kann man die Maske direkt neben dem Haustürschlüssel aufhängen? Kann man nicht doch mal das Fahrrad anstatt der U-Bahn nehmen? Das Coronavirus ist kein übermächtiger Feind. Aber es nutzt jede Chance, um sich zu verbreiten. Und die sollte man ihm nicht geben. 

Was den Tag heute bestimmt, darüber berichtet für Sie jetzt aus dem WELT-Newsroom meine Kollegin Judith Mischke.
WAS HEUTE SCHLAGZEILEN MACHT
Franziska Giffey
Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa 
Giffey warnt vor Lockdown-Folgen für Kinder

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD, im Foto) hat vor den Lockdown-Folgen für Kinder und Jugendliche gewarnt. Durch die Schließung von Kitas oder Schulen würden immer mehr Kinder vereinsamen. Aufgrund von Bewegungsmangel käme auch die Sorge vor Übergewicht hinzu. „Wenn wir über Lockerungen reden, müssen Kitas und Schulen die Ersten sein", so die Ministerin im ARD-„Morgenmagazin. „Wir müssen nach dem 14. Februar auch Öffnungsperspektiven und Öffnungsschritte für Kitas und Schulen machen." Bis Mitte Februar gilt der verlängerte Lockdown, auf den sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten am Dienstag verständigt hatten. Laut Giffey sei eine Ausweitung von Coronatests denkbar, solange wie das Impfen für Lehrpersonal noch nicht möglich sei.

Ab Februar: Medizinische Masken auch im Flieger

Die Fluggesellschaften und Airports setzen die neuen Bund-Länder-Beschlüsse um und passen die Maskenpflicht zum nächsten Monat an. „Ab dem 1. Februar gilt auch für Reisende und sonstige Gäste ab dem sechsten Lebensjahr im Flughafen und an Bord der Flugzeuge die Pflicht, eine medizinische Maske zu tragen“, teilte der Branchenverband BDL mit. Erlaubt sind dann sowohl OP-Masken als auch FFP2-Masken oder Masken mit dem Standard KN95/N95 ohne Ausatmungsventil. Einfache Stoff- oder Alltagsmasken sind ab Februar auf Flügen verboten. „Ebenfalls unzulässig sind weiterhin Gesichtsvisiere sowie einfache Mund-Nasen-Bedeckungen wie Schals.“ Bisher ist gefordert, dass Passagiere die Masken selbst mitbringen müssen.

Japan dementiert Absage von Olympischen Spielen

Die japanische Regierung hat einen Medienbericht dementiert, wonach sie intern zum Schluss gekommen sei, dass die Olympischen Spiele in Tokio wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden müssen. „Wir weisen den Bericht vollständig zurück“, sagte ein Regierungssprecher am Freitag in Tokio. Natürlich müsse die Situation im Ausland berücksichtigt werden und entschieden werden, ob die Veranstaltung im Juli stattfinde. „Aber bis dahin wird die japanische Regierung das tun, was getan werden muss“, so der Sprecher. Die englische „Times“ hatte unter Berufung auf ein nicht näher genanntes Mitglied der japanischen Regierungskoalition berichtet, dass die Olympische Spiele im Sommer abgesagt werden müssten. Das Ereignis war ursprünglich für 2020 geplant, wurde aufgrund der Pandemie aber bereits um ein Jahr verschoben.
WORÜBER HEUTE DISKUTIERT WIRD
Wieler und Spahn in der Bundespressekonferenz
Quelle: FABRIZIO BENSCH/POOL / AFP
„Bitte lassen Sie sich impfen, wenn Sie die Möglichkeiten dazu haben. Die Impfstoffe sind sicher“ – diesen Appell richtete der Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI) Lothar Wieler (im Foto links) heute in einer Pressekonferenz an die Bevölkerung. Die aktuellen Corona-Infektionen in Deutschland würden zwar leicht sinken, sie seien aber insgesamt noch „zu hoch.“ Das RKI registrierte am Freitag 17.862 neue Corona-Fälle innerhalb von 24 Stunden – rund 4500 Fälle weniger als noch vor einer Woche. Jedoch sind von Donnerstag auf Freitag 859 Menschen an oder mit dem Coronavirus gestorben. „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen", so Wieler. Besonders besorgt sei er über die Gefahr für ältere Menschen: „Wir wissen aktuell von 900 Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheimen.“

Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist auch auf den Intensivstationen in Deutschland „immer noch eine ziemliche Belastung“ zu spüren. Gerade auch durch die neu aufgetretenen Virus-Mutationen sei es nun wichtig, sich weiterhin an die strengen Lockdown-Maßnahmen zu halten. Spahn befürwortet daher die neue Pflicht zum Tragen von „medizinischen Masken" in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Geschäften. „Das Risiko solcher Mutationen zwingt uns, unseren Umgang mit der Pandemie zu ändern“, so der Gesundheitsminister.

Sollte sich die mutierte Virusform weiter ausbreiten, würde dies zu einer weiteren „extremen Belastung der Intensivmedizin“ führen, warnte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gernot Marx. „Wir behandeln Patienten, die beatmet werden müssen, im Schnitt 25 Tage.“ Einige auch zwischen 60 und 90 Tagen. Dies führe dazu, dass die Betten länger belegt sind – und das Personal auf den Intensivstationen immer mehr erschöpft ist. „Bitte bedenken Sie, dass wir diese Teams auch noch nach der Pandemie weiter brauchen – und zwar fit und motiviert“, so Marx. Das einzige „Rezept“ nun laute: „Kontakte vermeiden und impfen.“

Jedoch steht der Impfstoff in Deutschland nach wie vor nicht allen Menschen zur Verfügung – und auch die bisher georderten Bestellungen von BioNTech und Pfizer kommen nicht vollständig an. Dies hat laut Spahn damit zu tun, dass am europäischen Produktionsstandort in Belgien derzeit Umbauarbeiten durchgeführt werden, damit die Impfstoffproduktion dort auf lange Sicht erhöht werden kann. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass es eine eigene BioNTech-Abfüllung in Deutschland gibt“, so Spahn.

Zugleich wurde heute deutlich, dass immer mehr Menschen die Corona-Maßnahmen der Regierung als Belastung empfinden. Laut ARD-„Deutschlandtrend“ nimmt fast jeder zweite Bürger (49 Prozent) die Einschränkungen als sehr starke beziehungsweise starke Belastung wahr. 42 Prozent empfinden ihre persönliche Belastung durch die bestehenden Auflagen als weniger stark. Nur neun Prozent fühlen sich durch die Einschränkungen gar nicht belastet.
IN EIGENER SACHE 
Der neue Newsletter: Corona – der Lagebericht
Quelle: WELT
Seit über einem Jahr lebt die Welt mit dem Coronavirus. Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen sind immens. Immens ist aber auch, was möglich wurde: in der Impfstoffforschung, im Gesundheitssystem und im Miteinander. Der neue Newsletter „Corona – der Lagebericht“ gibt Ihnen einmal in der Woche mit Interviews, Analysen und Daten einen kompakten Überblick. Wenn Sie mögen, dann landet „Corona – der Lagebericht“ schon heute Nachmittag in Ihrem Postfach.
WAS HEUTE NOCH WICHTIG WIRD
Ein Foto vom CDU-Parteitag: Armin Laschet (li.) und Friedrich Merz (re.)
Quelle: Michael Kappeler/dpa
Gegen 16:30 Uhr gibt die CDU das Ergebnis der Briefwahl zum neuen Vorsitzenden bekannt. Bei dem digitalen Parteitag am 16. Januar hatte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (im Foto links) die Stichwahl gegen Friedrich Merz (rechts) gewonnen. Ohne die Auswertung der Briefstimmen ist das Ergebnis jedoch nicht endgültig.
ZAHL DES TAGES
Zahl des Tages
Quelle: WELT
Die Mehrheit der Deutschen bezweifelt, dass in den Osterferien Urlaub im europäischen Ausland ohne Quarantäne oder Testpflichten möglich sein wird. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov erwarten 79 Prozent der Befragten massive Einschränkungen. Zwölf Prozent zeigen sich optimistischer und glauben, dass ein unbeschwerter Osterurlaub im Ausland möglich sein wird. Zehn Prozent machten keine Angaben. Momentan hat die Bundesregierung fast ganz Europa als Corona-Risikogebiet eingestuft: Nur in Griechenland, Finnland, Norwegen und Österreich gibt es einzelne Regionen, die ausgenommen sind. 
 
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Pia Heinemann
Ressortleiterin Wissen
MEINE WELTPLUS-EMPFEHLUNGEN FÜR SIE
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