Liebe Leserinnen und Leser,
 

uns reicht’s! Nach monatelangem Warten verklagt Cicero nun das Wirtschaftsministerium auf Akteneinsicht. Dort nämlich wurde die AKW-Laufzeitverlängerung gezielt ausgebremst. Das zeigen regierungsinterne Dokumente, die Cicero aus dem Umweltministerium erhalten und gemeinsam mit Welt am Sonntag ausgewertet hat. Robert Habeck gerät seitdem zunehmend unter Druck. Doch die eigenen Akten zur Atomkraftfrage hält sein Ministerium weiterhin geheim, obwohl ein gesetzlicher Anspruch auf Einsicht besteht. Deshalb haben wir nun Klage eingereicht. Worum es genau geht, das erklärt mein Kollege Daniel Gräber in einem lesenswerten Text aus der Werkstatt der engagierten Publizistik.

 

Unserem Gastautor Rudolf Scharping reicht’s auch. Dem geht es indes mehr um die China-Reise von Olaf Scholz. Die sei wichtig für die deutschen und europäischen Interessen. Gleichzeitig werde die Beteiligung des chinesischen Staatskonzerns Cosco an dem Terminal Tollerort im Hafen Hamburg zum Symbol hochgejazzt. Laut Scharping ist es peinlich, wie unsere Außenministerin und andere an den Tatsachen vorbeireden – das spreche nicht für besonnene politische Führung, die einem strategischen Kompass folgt. Plattes Bashing ersetze keine Strategie, so der einstige SPD-Vorsitzende in einem Gastbeitrag für Cicero.

 

Durchwurschteln ersetzt übrigens auch keine Strategie. Und doch scheint das die Methode zwischen Kanzler und Ministerpräsidenten zu sein. Energiepreisbremse und 49-Euro-Ticket: Darauf konnten sich Kanzler Scholz und die Länderchefs auf der gestrigen Ministerpräsidentenkonferenz einigen. Das aber ist eher Gehampel als verantwortliches Regierungshandeln, meint Cicero-Autor Hugo Müller-Vogg. Die Ampel hat es versäumt, sich schon im Sommer Gedanken über zielgenaue Maßnahmen in der Energiekrise zu machen. Jetzt werden die Bürger abwechselnd be- und entlastet, so Müller-Vogg in seinem Kommentar

 

Das wäre eigentlich die beste Zeit für die Opposition. Und in der Tat: An scharfer Kritik an der Politik der Ampelkoalition lässt es die CDU im Bundestag nicht mangeln. Die Wähler würden aber gern erfahren, was die Union etwa in der Sozial-, Migrations- oder Energiepolitik konkret anders machen würde. Programmatische Positionierungen jedoch scheuen CDU und CSU, um ihre Koalitionsfähigkeit nicht zu gefährden und vor allem zu den Grünen anschlussfähig zu sein, glaubt Cicero-Gastautor Markus Karp, der eine Opposition ohne Position am Werke sieht.

 

Apropos Opposition: Die scheint in Brasilien noch auf Selbstfindungskurs zu sein. Nach der Präsidentschaftswahl wollen viele Anhänger von Jair Bolsonaro dessen Niederlage nicht anerkennen, blockieren Straßen und fordern einen Militärputsch. Im Kongress sind Bolsonaros Verbündete in der Abgeordnetenkammer und im Senat die stärkste Kraft. Für Luis Inácio Lula da Silva wird es eine schwere Amtszeit, prophezeit Andrzej Rybak, der den „Bolsonarismo“ noch nicht geschlagen sieht.

 

Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur

 
 
 
 
 
 
 
 
Habecks Atomkraft-Verhinderung
 
Cicero verklagt Wirtschaftsministerium auf Akteneinsicht
 
VON DANIEL GRÄBER
 
 
Die AKW-Laufzeitverlängerung wurde im Bundeswirtschaftsministerium gezielt ausgebremst. Das zeigen regierungsinterne Dokumente, die Cicero aus dem Umweltministerium erhalten und gemeinsam mit „Welt am Sonntag“ ausgewertet hat. Robert Habeck gerät seitdem zunehmend unter Druck. Doch die eigenen Akten zur Atomkraftfrage hält sein Ministerium weiterhin geheim, obwohl ein gesetzlicher Anspruch auf Einsicht besteht. Deshalb haben wir nun Klage eingereicht.
 
 
 
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Chinas Präsident Xi Jinping und Olaf Scholz geben sich die Hand
 
Olaf Scholz in China
 
Plattes Bashing ersetzt keine Strategie
 
EIN GASTBEITRAG VON RUDOLF SCHARPING
 
 
Bundeskanzler Olaf Scholz reist nach China. Die Gespräche in Peking sind wichtig für die deutschen und europäischen Interessen. Gleichzeitig wird die Beteiligung des chinesischen Staatskonzerns Cosco an dem Terminal Tollerort im Hafen Hamburg zum Symbol hochgejazzt. Es ist peinlich, wie unsere Außenministerin und andere an den Tatsachen vorbeireden – das spricht nicht für besonnene politische Führung, die einem strategischen Kompass folgt, meint unser Gastautor Rudolf Scharping.
 
 
 
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Hendrik Wüst
 
Ministerpräsidentenkonferenz
 
Durchwurschteln beim Gaspreisdeckel
 
VON HUGO MÜLLER-VOGG
 
 
Energiepreisbremse und 49-Euro-Ticket: Darauf konnten sich Kanzler Scholz und die Länderchefs auf der Ministerpräsidentenkonferenz einigen. Das ist eher Gehampel als verantwortliches Regierungshandeln. Die Ampel hat es versäumt, sich schon im Sommer Gedanken über zielgenaue Maßnahmen in der Energiekrise zu machen. Jetzt werden die Bürger abwechselnd be- und entlastet.
 
 
 
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Programmatik der CDU
 
Opposition ohne Position
 
GASTBEITRAG VON MARKUS KARP
 
 
An scharfer Kritik an der Politik der Ampelkoalition lässt es die CDU-Opposition im Bundestag nicht mangeln. Die Wähler würden aber gern erfahren, was die Union etwa in der Sozial-, Migrations- oder Energiepolitik konkret anders machen würde. Programmatische Positionierungen jedoch scheuen CDU und CSU, um ihre Koalitionsfähigkeit nicht zu gefährden und vor allem zu den Grünen anschlussfähig zu sein.
 
 
 
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Brasilien
 
Der „Bolsonarismo“ ist noch nicht geschlagen
 
VON ANDRZEJ RYBAK
 
 
Nach der Präsidentschaftswahl in Brasilien wollen viele Anhänger von Jair Bolsonaro dessen Niederlage nicht anerkennen, blockieren Straßen und fordern einen Militärputsch. Im Kongress sind Bolsonaros Verbündete in der Abgeordnetenkammer und im Senat die stärkste Kraft. Für Luis Inácio Lula da Silva wird es eine schwere Amtszeit.
 
 
 
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Franziska Giffey
 
Irreguläre Verläufe
 
VON RAINER BALCEROWIAK
 
 
Franziska Giffey muss sich wahrscheinlich schon gut ein Jahr nach Amtsantritt erneut zur Wahl stellen. Denn das Berliner Verwaltungsgericht hat entschieden, dass die Wahlen in der Hauptstadt wegen zahlreicher Pannen wiederholt werden müssen. Für die Regierende Bürgermeisterin könnte es eng werden.
 
 
 
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Wolf Biermann
 
Wolf Biermann
 
Wann wird er je verstehn?
 
VON ULRICH THIELE
 
 
Wolf Biermann ist ein schlecht gealtertes Requisit, das sich in drolligen Rebellionsposen räkelt. Ein Interview, das der Liedermacher jüngst der „Zeit“ gegeben hat und das für Aufsehen sorgte, ist zwar über weite Teile entsprechend belanglos angesichts Biermanns ausufernder Selbstbeweihräucherung – doch es sagt auch viel aus über die narzisstische Kriegsbegeisterung gelangweilter Deutscher.
 
 
 
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Idealisten an der Macht
 
Deutschlands desorientierte Wertepolitik
 
VON RALF HANSELLE
 
 
Außenministerin Annalena Baerbock mahnt Bundeskanzler Olaf Scholz vor dessen China-Reise, seine Gesprächspartner in Peking an die Einhaltung der Menschenrechte zu erinnern. Pikant ist nur, dass sie sich zu diesem gesinnungsethischen Gipfel ausgerechnet von Usbekistan aus aufschwingt, wo Folter und Kinderarbeit an der Tagesordnung sind. Die „wertegeleitete Außenpolitik“ geht beim Zeigen klarer Kanten höchst selektiv vor.
 
 
 
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„Verharmlosung" von Kriegsverbrechen
 
Kriminalisierung des politischen Gegners
 
VON GERHARD STRATE
 
 
Indem der Bundestag am 20. Oktober den Volksverhetzungsparagraphen dahingehend verschärfte, dass nun bestraft werden kann, wer Kriegsverbrechen „billigt, leugnet oder gröblich verharmlost“, hat er der Gesinnungsjustiz Tür und Tor geöffnet. Schon die öffentlich gestellte Frage, ob sich ein Kriegsgeschehen so oder anders abgespielt hat, könnte künftig zu einer Verurteilung führen.
 
 
 
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Karikatur
 
Scholz auf dem Weg zur Ministerpräsidentenkonferenz
 
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