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26. November 2020
Szene aus "Roubaix, une lumière". Zum Streamingangebot aufs Bild klicken.
Guten Tag,
so bedauerlich es ist, dass die Kinos nun doch nicht zum 1. Dezember öffnen können, wie es der sogenannte "Wellenbrecher-Lockdown" von Ende Oktober vorsah, einen kleinen Lichtblick für Kinoliebhaber gibt es diese Woche doch.

Die 20. Französische Filmwoche in Berlin zum Beispiel. Sie bietet bundesweit eine Auswahl ihres Programms als Stream für 3,95 Euro pro Film – ohne, dass man sich dafür nach Berlin bemühen müsste. Gezeigt wird etwa die Liebeskomödie "Zimmer 212 – In einer magischen Nacht" mit Chiara Mastroianni, die vergangenes Jahr in Cannes lief, und in Deutschland erst am 7. Januar 2021 ins Kino kommen soll.

Auch das Kriminaldrama "Roubaix, une Lumìere" von Regisseur Arnaud Desplechin ist im Streaming-Angebot. Der Film begleitet Oberkommissar Yakoub Daoud, für dessen Verkörperung Roschdy Zem in diesem Jahr mit dem Filmpreis César ausgezeichnet wurde, bei seinem Dienst im nächtlichen Roubaix. Nach dem Zusammenbruch der Textilindustrie in den Siebzigerjahren weist die nordfranzösische Stadt eine der höchsten Armutsraten Frankreichs auf. Für Daoud bedeutet das, dass er viel zu tun bekommt: Ein Typ behauptet, ein paar Araber hätten sein Auto abgefackelt (bei der Beschreibung der Tat verfängt er sich aber in Widersprüchen), ein Mädchen ist von zu Hause abgehauen, ein Familienstreit muss aufgelöst werden, ein Vergewaltiger geht um. Stoisch hakt Daoud eine Sache nach der anderen ab, bis sich ein besonders dramatischer Fall auftut: Die zwei jungen Frauen Claude (Léa Seydoux) und Marie (Sara Forestier) haben womöglich im Dachstuhl des Nachbarhauses einen Brand gesteckt und vielleicht sogar die alte Frau umgebracht, die darin wohnte. In endlosen Einzelverhören der Verdächtigen werden Daouds Kollegen immer wieder laut, er selbst bleibt immer ruhig: "Ich verliere meine Fassung nie", sagt er an einer Stelle des Films. Daoud spürt mit seiner guten Menschenkenntnis, dass die Lösung des Falls nur eine Frage der Zeit ist: Welche der Frauen wird dem Druck der Verhöre zuerst nachgeben? Welche wird die andere belasten? Und wie lässt sich aus diesen Puzzleteilen die Tat rekonstruieren? Das ist bis zum Ende hochspannend, auch von Zuhause aus.

Wie sehr die Grenzen zwischen Streaming und Kino coronabedingt verschwimmen, zeigt auch die Vorgehensweise von Warner Brothers beim sehnlichst erwarteten Blockbuster "Wonder Woman 1984“. Denn der soll in den USA an Weihnachten zeitgleich als Stream bei HBO Max und in den Kinos starten, zumindest in denen, die gerade geöffnet sein dürfen. Das Zeitfenster, in dem Kinos den Film exklusiv zeigen können, verkürzt sich also auf null. Wer wird sich bei dieser Wahlmöglichkeit Gal Gadot als "Wonder Woman" im Kalten Krieg der Achtzigerjahre auf der großen Leinwand ansehen - und wer abonniert lieber HBO-Max, um sich das Ganze auf dem heimischen Sofa reinzuziehen? "Von den Antworten….", schreibt unser Kritiker Tobias Kniebe, "wird für die Filmindustrie viel abhängen." 

Für Deutschland, wo HBO Max bislang nicht angeboten wird, kündigte Warner Bros. den Kinostart von "Wonder Woman 1984" für den 23. Dezember an, denn nach derzeitiger Planung könnten deutsche Filmtheater am 20. Dezember wieder aufmachen dürfen. Hoffen wir für die Fans von Gal Gadot, dass dieser Termin nicht auch wieder dem Virus zum Opfer fällt.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß und interessante Erfahrungen beim Lesen und Schauen!

Ihr Paul Katzenberger
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