Der einstige Dividenden-König steht vor großen Herausforderungen... Liebe Leserin, lieber Leser, im November 2020 erlebte der Öl-Preis gemeinsam mit den Aktien-Märkten noch einen Schwächeanfall. Doch anschließend ging es kräftig nach oben, der Preis je Barrel Rohöl verdoppelte sich. Diese Dynamik haben viele Branchen-Experten nicht erwartet. Es ist durchaus nicht selbstverständlich, dass die Nordsee-Sorte Brent Oil so schnell wieder bis auf 70 US-Dollar je Barrel, dem Hoch von Anfang 2020, steigen würde. Ein Grund dafür ist natürlich der Anstieg der Nachfrage, denn die Weltwirtschaft hat sich trotz der anhaltenden Shutdowns in vielen Ländern erholt. Doch das reicht als Erklärung nicht aus, denn das weltweite Angebot könnte ohne weiteres mit diesem Nachfrage-Anstieg mithalten. Dass dem nicht so ist, liegt vor allem an Saudi-Arabien. Die politisch führende Kraft in der OPEC hat es geschafft, das Kartell auf Linie zu halten und sogar Russland dauerhaft ins Boot zu holen ("OPEC+"). Die vor Monaten vereinbarten Produktions-Kürzungen um 8 Mio. Barrel (etwa 8% des globalen Angebots) wurden trotz des gestiegenen Öl-Preises durchgehalten. Die Öl-Einnahmen sind für viele Länder überlebenswichtig Das war nicht immer so, häufig haben in den letzten Jahren einzelne Mitglieder des Kartells solche Vereinbarungen zum eigenen Vorteil unterlaufen. Möglicherweise sorgt der Schreck über den extremen Einbruch des Öl-Preises im April 2020 für Disziplin. Denn für die meisten Öl-Exportländer sind die Öl-Einnahmen lebenswichtig, auch für die reichen Golfstaaten. Beim OPEC-Treffen in der letzten Woche bröckelte allerdings – für die meisten Experten überraschend – die Koalition. Obwohl es Saudi-Arabien gerne anders gesehen hätte, wurde beschlossen, die Förderung ab Mai wieder um 350.000 Barrel je Tag zu erhöhen. Russland z.B. verwies auf die sich erholende Welt-Konjunktur. Der aktuelle Nachfrage-Rückgang wegen der anhaltenden oder sogar verschärften Shutdowns in vielen Ländern wurde als temporär angesehen. Der Öl-Markt reguliert sich selbst Man darf gespannt sein, ob es so gelingt, die laut OPEC immer noch bestehenden weltweiten Lager-Überschüsse abzubauen. Zumal der wieder deutlich höhere Öl-Preis an sich dafür sorgen wird, dass die nicht der OPEC angehörenden Länder ihre Produktion erhöhen werden. Besonders die US-Schieferöl-Produzenten werden ihre Produktion schneller als erwartet wieder ausweiten, darauf deuten bereits erste Daten hin. Zudem besteht die Möglichkeit, dass der Iran wieder mehr Öl auf den Weltmarkt bringt, sollten die in dieser Woche laufenden Gespräche über die Wiederbelebung des Atom-Abkommens erfolgreich verlaufen. Es gibt also Markt-Einflüsse, die den Ölpreis-Anstieg stoppen, zumindest aber mittelfristig bremsen dürften. Von der Entwicklung des Öl-Preises wird es maßgeblich abhängen, ob sich die Aktien der Öl-Konzerne weiter erholen. Viele haben bereits wieder das Niveau von Anfang 2020 erreicht – ähnlich dem Öl-Preis. Das gilt z.B. für die Aktien der US-Konzerne ConocoPhillips und Chevron und auch für die französische Total, nicht aber für Royal Dutch Shell. Hat die nicht zuletzt wegen ihrer hohen Dividenden-Rendite bei vielen Anlegern beliebte Aktie Nachhol-Potenzial? Shell-Aktie wieder stärker gefragt? Eigentlich ist Shell in der Öl- und Gas-Förderung hervorragend positioniert und hat sich zu einem vertikal integrierten Konzern entwickelt, der die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt. Im sogenannten Upstream sucht und fördert Shell die Energieträger, im Midstream werden diese transportiert und gelagert und letztlich im Downstream werden die Rohstoffe veredelt, also raffiniert und anschließend verkauft. Hierfür hat Shell eine riesige Infrastruktur aufgebaut, doch diese verschlingt Unsummen für die Wartung und Erneuerung. Ganz zu schweigen von neuen Projekten. Seit Jahren kämpft Shell mit relativ konstanten Kosten, während die Einnahmen sinken. Seine aktuellen Öl-Lagerstätten reichen noch etwa 8 Jahre. Shell hat im Jahr 2020 so viel Öl gefördert wie noch nie und wird künftig jedoch immer weniger fördern. Jährlich 1-2 Prozent weniger, auch aufgrund von Desinvestitionen. Damit soll der CO2-Ausstoß ab 2023 um jährlich 3 Prozent gesenkt werden. Grüner Strom ist die Zukunft Des Weiteren schichtet Shell seine Gelder um und lässt sie künftig viel stärker in den Bereich der regenerativen Energien fließen. Shell möchte ein großer Spieler im Strom-Markt werden mit Lösungen für das Laden von Elektro-Fahrzeugen, Stromhandel, Biokraftstoffen und Wasserstoff. Bis 2050 will Shell sämtliche Netto-Emissionen aus seiner eigenen Produktion eliminieren. Darüber hinaus sollen die Emissionen aus den an die Kunden gelieferten Produkten um 65 Prozent reduziert werden. Dabei will die Firma mehr Strom aus Erneuerbaren Energien, Biokraftstoffen und Wasserstoff verkaufen, um die Kohlenstoff-Intensität seiner Produkte zu senken. So will Shell mit Daimler ein Umfeld für einen Massen-Markt von Wasserstoff-LKWs in Europa schaffen. Höherer Öl-Preis hilft beim Konzern-Umbau Das Corona-Jahr war schwierig. Trotz Erholungstendenzen im 4. Quartal fielen auch dort erneut größere Abschreibungen an, die das Ergebnis zusätzlich belasten. Insgesamt wurde 2020 mit einem Verlust abgeschlossen, was auch zur Kürzung der Dividende um zwei Drittel führte. Der Ölpreis-Anstieg hilft Shell gleich doppelt. So erholen sich die Gewinne und Abschreibungen auf die Förder-Infrastruktur können unterbleiben. Des Weiteren kann Shell auf bessere Preise bei weiteren Desinvestments hoffen. Je länger der Öl-Preis über 50 US-Dollar steht, desto mehr Geld kann Shell aus seinem Cashflow in die Transformation stecken. Noch erzielt man mit den Erneuerbaren Energien aber nur geringe Umsätze und muss sich kräftig ins Zeug legen, um seine ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Kennzahlen: Royal Dutch Shell | WKN / ISIN: | A0D94M / GB00B03MLX29 | Marktkapitalisierung: | 112,53 Mrd. GBP | KGV 2021e / 2022e: | 12,2 / 8,9 | Dividendenrendite 2021e: | 3,5% |
Die früher hohe Dividenden-Rendite ist wegen der Reduzierung der Ausschüttungen stark geschrumpft, beträgt aber für 2020 immer noch 3,3%. 2021 soll wieder mehr ausgeschüttet werden, wodurch die erwartete Dividenden-Rendite auf 3,5% steigt. Für die nächsten Jahre gehen die Prognosen der Aktien-Analysten nur von relativ geringen Zuwächsen aus, so dass auch im Jahr 2023 die Dividende gerade einmal 40% der Ausschüttung für 2019 betragen soll. Mein Fazit Der Vorstand von Shell hat die Zeichen der Zeit erkannt, der Umbau ist notwendig. Allerdings kostet er auch viel Geld, das – vernünftigerweise – für Dividenden-Zahlungen fehlt. Ob Shell in Zukunft wieder zur Geldmaschine wird oder die Zeit der großen integrierten Öl-Konzerne vorbei ist, muss sich zeigen. Wer jetzt auf die Aktie setzt, handelt jedenfalls spekulativ, wie immer bei Investments in Unternehmen, die sich im Umbau befinden. Zudem könnte der Anstieg beim Öl-Preis erst einmal vorbei sein, von dieser Seite nimmt der Rückenwind ab.
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