Der Morgenüberblick am Freitag, 1. April
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Der Morgenüberblick am Freitag, 1. April
von Rieke Havertz
Redaktionsleiterin ZEIT ONLINE

Guten Morgen! Russlands Präsident Wladimir Putin verfügt, dass EU-Länder russisches Gas ab sofort über Konten bei der Gazprombank bezahlen müssen. In der Ukraine sollen seine Truppen Busse vor Mariupol aufgehalten haben, die Menschen aus der eingekesselten Stadt bringen sollten, im Osten des Landes verstärkt die russische Armee ihre Angriffe. In Leipzig ist Anklage wegen Verleumdung gegen den Sänger Gil Ofarim erhoben worden. Und: eine Lobhudelei auf die Bahn. 

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Die Lage in der Ukraine

© Bulent Kilic/AFP via Getty Images
© Bulent Kilic/AFP via Getty Images

EU-Länder müssen russisches Gas ab sofort über Konten bei der Gazprombank bezahlen. Ansonsten würden die Lieferungen eingestellt, sagte Wladimir Putin. Bundeskanzler Olaf Scholz sagte, dass Deutschland weiterhin in Dollar oder Euro bezahlen werde. Putins Dekret zufolge ist dies möglich, die Zahlungen werden dann in Rubel konvertiert. Innenpolitisch ist es ein Propaganda-Erfolg für Putin, analysiert unser Autor Maxim Kireev.(Z+)

Eine Evakuierung von Bewohnern aus Mariupol ist offenbar wieder gescheitert. Ein Konvoi mit 45 Bussen sei von russischen Soldaten aufgehalten worden, teilte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk mit.

Die russischen Truppen verstärken ihre Angriffe in der Ostukraine. Warum der Donbass für Wladimir Putin so wichtig ist, analysiert Hauke Friederichs. Die Fronten im Norden und Süden der Ukraine sind hingegen wie eingefroren. Die russische Armee bleibt mit ihrem Eroberungsfeldzug stecken. Über die Gründe dafür schreibt Jörg Lau. (Z+) 

Auch Wolodymyr Selenskyj hat seine Landsleute davor gewarnt, den Rückzug russischer Truppen aus mehreren Gebieten vorschnell als Sieg zu werten. Das sei bloß eine Taktik, sagte der Präsident und forderte die Ukrainer auf, weiterhin Widerstand zu leisten.

Die EU-Parlamentspräsidentin ist auf dem Weg nach Kiew. Sie wolle eine Botschaft der Hoffnung in die Ukraine bringen, sagte Roberta Metsola.

Nach Einschätzung der US-Regierung hat Wladimir Putin womöglich einige seiner Berater von ihren Aufgaben entbunden. Laut Geheimdienstinformationen soll Putin von seinen Beratern getäuscht werden.

Dividenden sind in unruhigen Zeiten Gold wert – sagt unsere Kolumnistin Christiane von Hardenberg. Die seien zwar nicht aufregend, aber gerade deshalb perfekt. (Z+) 

Ausgerechnet Mariupol, “eine erneut sterbende, eine schon fast tote Stadt”, ist jetzt am stärksten vom Krieg betroffen, schreibt die Schriftstellerin Natascha Wodin, deren Familie aus Mariupol stammt. (Z+)

© Iva Zimova/Panos Pictures/Visum
© Iva Zimova/Panos Pictures/Visum

Die ukrainische Sängerin Mariana Sadovska hat im Kanzleramt eine Rede gehalten, obwohl sie zunächst nicht zu Wort kommen sollte. "Ich erwarte von der deutschen Bundesregierung denselben Mut, wie ihn derzeit die Ukrainer zeigen, die ihr Land verteidigen", sagt sie meinem Kollegen Dirk Peitz im Interview. (Z+)

In Cherson wartet die 29-jährige Julia darauf, dass die ukrainische Armee die Bürger befreit. “Ironischerweise fürchte ich mich mittlerweile eher vor der Stille, denn die bedeutet, dass es keine Kämpfe zwischen unserer Armee und den Besatzern gibt”, schreibt sie uns.

Der britische Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng plädiert für härtere Sanktionen gegen Russland. “Wir ermutigen Deutschland, noch einmal über Swift nachzudenken”, sagt er im Gespräch mit meinem Kollegen Zacharias Zacharakis.

Der französische Philosoph Bernard-Henri Lévy reiste in diesen Tagen nach Odessa. Mit Iris Radisch spricht er über das Gesehene und den erhofften Sieg der Ukraine. (Z+)

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Bei einer Geberkonferenz für Afghanistan haben Staaten mehr als zwei Milliarden Euro für humanitäre Hilfe zugesagt, die Hälfte der geforderten Summe. Deutschland beteiligt sich mit 200 Millionen Euro. 

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Im Fall Gil Ofarim wird Anklage erhoben, jedoch nicht gegen den Leipziger Hotelmitarbeiter, dem der Sänger Antisemitismus vorwarf, sondern gegen Ofarim selbst, wegen Verleumdung. Die Wendung war unvorhersehbar, dennoch hätten Journalisten und Politiker den Beschuldigten nicht vorverurteilen dürfen, kommentiert meine Kollegin Anne Hähnig. (Z+)

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Das Robert Koch-Institut sieht den Gipfel der aktuellen Corona-Welle erreicht. Der weitere Verlauf hänge davon ab, wie eigenverantwortlich sich die Menschen verhalten. Nach Plänen des Bundesgesundheitsministeriums soll die Quarantänedauer auf fünf Tage verkürzt werden. Damit sollen Personalengpässe verhindert werden.

Die wichtigsten Corona-Zahlen

Nach unseren Daten sind 258.574 Neuinfektionen erfasst worden, etwa 46.000 weniger als vor einer Woche. Außerdem wurden 312 Todesfälle registriert, acht mehr als in der Vorwoche.

Bemerkenswert

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Nur heiße Luft, oder können Airfryer wirklich mehr als ein Umluftofen? Ferdinand Dyck hat es mit Pommes und Brathähnchen für Sie ausprobiert. (Z+) 

© Ferdinand Dyck
© Ferdinand Dyck

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Im Schwester-Podcast dieses Newsletters Was jetzt? sprechen wir heute darüber, wie der Ukraine-Krieg das Verhältnis zwischen der EU und China beeinflusst. Außerdem: "Z" wie Zensur – wie Russland mit Zeichen und Worten Kriegspropaganda betreibt.

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Die nächtliche Vorrecherche und frühe Produktion hat heute Andrea Schneider in San Luis Potosí übernommen. In Berlin ist es pünktlich zum April morgens wieder winterlich kalt, schnell noch eine zweite Tasse Tee.