Liebe Frau Do, in dieser Woche dürften mehr Flüchtlinge in Deutschland eintreffen als in den Jahren 2015/16, die als Flüchtlingskrise in die Geschichte eingegangen sind. Wie damals erleben wir eine Welle der Hilfsbereitschaft, die Menschen aus der Ukraine werden willkommen geheißen. Aber die Stimmung darf nicht in Feindseligkeit umschlagen. Damals zeigten sich die Behörden überfordert, das muss diesmal besser gelingen. Deutschland solle „in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen“, sagte Angela Merkel einst, als sie die Grenze nicht abriegelte, sonst sei „das nicht mein Land“. Heute regiert sie zwar nicht mehr, und ihre Russland-Politik ist in die Kritik geraten, aber ein „freundliches Gesicht“ sollte Deutschland den Kriegsflüchtlingen zeigen – und das auch noch, wenn sie länger bleiben müssen. Aber jetzt zum aktuellen Stand in der Ukraine. Heute wichtig: Kämpfe: Die ukrainische Armee hat in der Nacht zu Montag wieder heftige Luftangriffe auf die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw gemeldet. Außerdem berichtet der ukrainische Generalstab davon, dass sich russische Truppen nördlich und östlich von Kiew für einen Großangriff sammeln. Hier gibt es die Details. Flüchtlinge: Von der Versorgung der Flüchtlinge war schon die Rede. Aber wer soll die Kosten tragen? Die kommunalen Spitzenverbände jedenfalls fordern Bund und Länder zu einer schnellen steuernden und finanziellen Hilfe für die Geflüchteten auf. Die Menschen müssten gerecht auf alle Kommunen in Deutschland verteilt werden. Bund und Länder müssten alle Kosten tragen. Birgit Marschall hat die Hintergründe recherchiert und Stimmen eingeholt. Zucker: Abseits der Geopolitik treibt die SPD ein Gesundheitsthema um: Vor allem Kinder und Jugendliche stehen auf Süßes. Zu viel davon, birgt aber jede Menge gesundheitliche Risiken, wie Experten schon lange warnen. Die SPD will deshalb Softdrinks verteuern. Eine „Zuckerabgabe“ soll den Griff zur Limo unattraktiver machen. Hagen Strauß fasst den Stand zusammen. Meinung am Morgen: Israel: Ministerpräsident Naftali Bennett ist überraschend nach Moskau zu Wladimir Putin gereist. Warum die diplomatische Initiative ein Lichtblick an dem ansonsten tiefschwarzen Wochenende war, schreibt Birgit Marschall in ihrem Leitartikel. Finnland: Der Ukraine-Krieg hat auch Auswirkungen auf den Nachbarn Russlands im Nordwesten. Dort scheint sich ein Antrag für eine Aufnahme in die Nato anzubahnen. Ähnlich ist es in Schweden, wie unser Korrespondent Jens Mattern in seiner Analyse aufzeigt. Denn einen größeren Schutz bietet das transatlantische Bündnis ohne Zweifel. Cyberkrieg: Im Ukraine-Krieg erlangen soziale Medien eine nie dagewesene Bedeutung. Richard Gutjahr beleuchtet in seiner Digital-Kolumne die Zukunft des Krieges im Netz. So gesehen: Am Wochenende habe ich an der Autobahn getankt und für den Liter Diesel 2,19 Euro bezahlt. Ich war auf dem Weg zu meiner Schwester, die vor der Frage steht, wann sie ihren Öltank das nächste Mal füllen soll. Aktuell kostet das Heizöl dreimal so viel wie beim letzten Mal. Solche Erfahrungen machen wir alle gerade. Und doch gilt, was die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer in einem Interview sagt, das Antje Höning und Martin Kessler geführt haben: „Uns kostet dieser Krieg nur Geld, vielen Ukrainern kostet er das Leben.“ Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die Folgen des Ukraine-Kriegs nicht soziale Not verursachen. Aber wir sollten uns vergegenwärtigen, dass wir in Deutschland nicht nur schon ungewöhnlich lange in Frieden und Freiheit leben, sondern im internationalen Vergleich besonders wohlhabend sind. Diese Demut zu empfinden und das anfangs erwähnte „freundliche Gesicht“ zu zeigen: Darum geht es jetzt. Starten Sie gut in die neue Woche, bis morgen! Herzlich, Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |