wann immer autoritäre Kräfte ein Land in Fesseln legen, ist auch die jeweilige Kulturszene betroffen. Bücher und Filme werden verboten, kritische Geister und ihre Kunst diskreditiert, aufmüpfige Kreative entweder gekauft oder weggesperrt und Schlimmeres. Für die Kulturschaffenden selbst bleibt da häufig nur eine Wahl: Entweder sie stellen ihre Kunst ganz in den Dienst staatlicher Propaganda oder sie verlassen ihr Land, lassen Freunde und Familie hinter sich, und gehen in eine ungewisse Zukunft. Der russische Schriftsteller Dmitry Glukhovsky hat sich für Letzteres entschieden, um dem System Putin zu entfliehen. Mit weitreichenden Konsequenzen. In Russland ist Glukhovsky wegen seiner oppositionellen Haltung zur Fahndung ausgeschrieben. Im Exil wechselt er regelmäßig seinen Wohnort, um dem langen Arm des Kreml, der weit über die Grenzen Russlands hinausreicht, zu entgehen. Clemens Traub hat mit ihm gesprochen. Über seine Kritik an Putin und das Leben im Exil. Aber auch über sein neues Buch und langjährige Freundschaften, die am russischen Überfall auf die Ukraine zerbrochen sind. Gleiches Thema, ganz andere Vorzeichen: Das Russische Haus in Berlin unterliegt indirekt der Zuständigkeit des russischen Außenministeriums. Nach langer Pause hat es nun wieder geöffnet, bietet Russischkurse und Filmabende. Doch wie viel russische Kultur ist erlaubt, während der Kreml Bomben auf die Ukraine fallen lässt? Und wie unabhängig ist die Einrichtung wirklich? Liudmila Kotlyarova von der Berliner Zeitung hat sich mit dem Direktor des Russischen Hauses, Pavel Izvolskiy, getroffen. Hier lesen Sie ihre Eindrücke. Internationale Handelsbeziehungen galten lange als der beste Garant für Frieden. Denn welche Nation gefährdet schon freiwillig ihren Wohlstand? Der Ukrainekrieg, aber auch die Taiwankrise widersprechen dieser These diametral. Dale C. Copeland, Professor für Internationale Beziehungen an der University of Virginia und Autor des Buches „Economic Interdependence and War“, fragt in einem Gastbeitrag für unsere Oktober-Ausgabe: Wie konnte es so weit kommen? Seine Antworten lesen Sie nun auch online. Viele Gedanken macht sich auch Cicero-Autor Rainer Werner – allerdings zu einem ganz anderen Thema. Werner unterrichtete an einem Berliner Gymnasium Deutsch und Geschichte und ist Verfasser des Buches „Fluch des Erfolgs. Wie das Gymnasium zur ,Gesamtschule light‘ mutiert“. In seinem Beitrag setzt er sich kritisch mit einem Berliner Relikt aus der Nachkriegszeit auseinander: mit dem Gymnasium ab Klasse 7. Er fordert: Zeit für einen Wandel. Denn im neuen IQB-Bildungstrend schneiden Berliner Schüler am schlechtesten ab. Abschließend noch zu Olaf Scholz. Denn selten war ein Sprechakt so effektiv: Mit einem Machtwort hat der Bundeskanzler den Atom-Streit in der Ampel-Koalition beendet. Doch kann man mit starken Worten allein schon regieren? Und was hat unsere Sehnsucht nach klaren Entscheidungen mit diskursiven Zeitgeist-Gedöns zu tun? Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur von Cicero, über ein „Wumms-Wort“ des Kanzlers. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Bleiben Sie optmistischt. Ihr Ben Krischke, Redakteur |