Ausgabe vom 16.04.2020

S&P 500 überdurchschnittlich hoch bewertet

S&P 500 überdurchschnittlich hoch bewertet
von Sven Weisenhaus

Heute mussten die Anleger die Arbeitsmarktdaten aus den USA ohne „Retter“ verarbeiten (siehe „Dieses Mal rettet die Fed den Markt vor den Arbeitsmarktdaten“ und „Nachrichten zur OPEC+ können US-Arbeitsmarktzahlen heilen“). Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe beliefen sich in der vergangenen Woche auf 5,245 Millionen, nach revidiert 6,615 Millionen in der Woche davor.

Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA

Zwar hat sich die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe erneut etwas reduziert, doch einerseits haben in den vergangenen vier Wochen nun schon insgesamt rund 22 Millionen Menschen finanzielle Unterstützung beantragt und andererseits wurde „nur“ ein Wert von 5,105 Millionen erwartet. Die Erwartungen haben sich auch hier also wieder als zu optimistisch entpuppt, wenn auch nur leicht. Und prompt ging es mit den Aktienkursen abwärts.

Kursrückgang vs. Gewinnrückgang

Die Marktreaktion sollte nicht verwundern. Erst gestern hatte ich geschrieben, dass das aktuelle Kursniveau des S&P 500 schon wieder recht ambitioniert und nicht ausreichend begründet erscheint, ähnlich wie Mitte Februar. Zu dieser Aussage möchte ich noch Folgendes erläutern:

Der S&P 500 notiert aktuell rund 16 % unter seinem Allzeithoch vom 19. Februar (3.393,52 Punkte). Ceteris paribus wäre der Index damit nun fundamental günstiger bewertet als im Februar, als der Index ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von fast 18,8 erreicht hatte (siehe auch Börse-Intern vom 07. Februar). Geht man von dem damaligen KGV aus und reduziert man dieses um den Kursverlust von 16 %, so käme man auf ein neues KGV von 15,8.

Doch da die Unternehmensgewinne im S&P 500 voraussichtlich in diesem Jahr laut aktuellen Analystenerwartungen unter dem Strich um 8,5 % sinken werden, reduziert sich der durch die Kursverluste erfolgte Bewertungsabschlag. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt nun bei 17,3 und somit nur um rund 8 % unter dem Wert von Mitte Februar. – Auf die -8 % kommt man übrigens auch in etwa, wenn man von den Kursverlusten (16 %) den Rückgang der Unternehmensgewinne abzieht (-8,5 %).

Überdurchschnittlich hoch bewertet

Allerdings ist der S&P 500 mit einem aktuellen KGV von 17,3 immer noch alles andere als günstig bewertet. Denn dieser Wert liegt noch über dem 10-Jahres-Durchschnitt (15,0) und sogar über dem 5-Jahres-Durchschnitt (16,7).

S&P 500: Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Der S&P 500 ist also zwar günstiger geworden, aber für die aktuelle Zeit, in der wir eine der schlimmsten Rezessionen der Weltgeschichte erleben, erscheint das Kursniveau durch die Kurserholung schon wieder „ambitioniert und nicht ausreichend begründet“.

Analysten sind zu optimistisch

Interessant ist dabei auch, dass der S&P 500 laut Analysten in den nächsten zwölf Monaten auf 3.238,62 Punkte steigen soll, was einen Anstieg von mehr als 17 % gleichkäme.

S&P 500: Kursentwicklung vs. Kursziel der Analysten

Und damit bin ich auch wieder bei meiner Aussage von gestern, dass selbst Experten die Dimension der aktuellen Krise scheinbar immer noch nicht so recht realisiert haben. Den hohen Optimismus sollte man wohl eher als Kontraindikator heranziehen.

Dazu passt auch, dass Branchenanalysten den Zielkurs des Index in den letzten 5 Jahren um durchschnittlich 3,3%, in den letzten 10 Jahren um durchschnittlich 2,3% und in den letzten 15 Jahren sogar um durchschnittlich 9,8% überschätzt haben.


Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de


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