Schaut auf Heinsberg | Altmaier über die Chancen der Krise | Vom Sinn der Solidarität
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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

01. April 2020

Liebe Frau Do,

im Landkreis Heinsberg ging die Corona-Pandemie los, und deswegen ist es gut, dort noch einmal ganz genau hinzuschauen. Mein Kollege Philipp Jacobs, der schon früh in die Corona-Berichterstattung eingestiegen ist, berichtet über eine Untersuchung, die der Virologe Hendrik Streeck mit 40 Mitarbeitern vor Ort gestartet hat. Am Ende des vierwöchigen Einsatzes soll eine Studie stehen, die Handlungsempfehlungen für künftige Pandemien liefert. Denn wir gehen in Deutschland zwar einen sehr klaren Weg (auch wenn es am Anfang in Heinsberg noch nicht so war), aber es gibt immer Handlungsalternativen. Ein Extrembeispiel ist Schweden, wo man auf Freiwilligkeit setzt und wenig von Verboten hält, wie unser Korrespondent André Anwar aus Stockholm berichtet.

Zur Wahrheit gehört: Der im Vergleich laxe Umgang mit dem Virus kostet wahrscheinlich Menschenleben. Bei uns nimmt die Mehrheit der Menschen Einschränkungen in Kauf, um eine besonders gefährdete Minderheit vor einer lebensgefährlichen Erkrankung zu schützen. Man kann das Nächstenliebe, Gemeinsinn oder eben auch Solidarität nennen. Mit diesem etwas aus der Mode gekommenen Begriff hat sich mein Kollege Jörg Isringhaus daher in einem Essay beschäftigt. Auch wir bei der Rheinischen Post wollen in diesen Zeiten mehr tun und haben die Aktion #rpgemeinsamstark gestartet, um Hilfesuchende und Helfer zusammenzubringen. Mir ist das eine Herzensangelegenheit, schauen Sie doch mal rein. Auf unserer eigens programmierten Internetseite können entsprechende Angebote aufgegeben werden. Dazu zählt, für andere einzukaufen, den Hund Gassi zu führen oder Medikamente aus der Apotheke abzuholen. Die Plattform dient auch als Marktplatz für die gebeutelten kleinen Unternehmen aus Handel, Handwerk und Gastronomie.

Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sieht die Not vor allem bei den kleinen und mittleren Firmen, die als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft gelten. Trotzdem erkennt er auch Chancen in der Krise, wie er meinen Berliner Kolleginnen Eva Quadbeck und Birgit Marschall in einem – telefonisch geführten – Interview berichtet hat. „Nach der Krise wird es nicht mehr so sein, wie es vorher war.“ Übrigens spricht sich Altmaier für die Kürzung von Manager-Gehältern in Unternehmen aus, die in der Corona-Krise gerettet werden müssen. „Dort, wo der Staat Unternehmen helfen muss, werden wir deshalb auf Kürzungen oder Streichungen zum Beispiel von Boni bestehen.“ Dass die Krise nicht nur schlechte Seiten hat, zeigen auch die Lichtblicke, von denen uns Leserinnen und Leser erzählt haben. So hatte die Meerbuscherin Gudrun Broock ihre Tochter Bettina, die in Kanada lebt, nur für eine Stippvisite erwartet, jetzt verbringen die beiden unerwartet viel Zeit miteinander – und genießen es.

Alle aktuellen Nachrichten rund um Corona finden Sie gratis in unserem ständig aktualisierten Liveblog. Wenn Sie die Entwicklung nicht ständig verfolgen wollen, kann ich Ihnen einen Ableger dieses Newsletters empfehlen, der heute startet: „Stimme des Westens – Der Abend“ erscheint künftig immer werktags um 17.30 Uhr als Zusammenfassung der Nachrichtenlage zum Feierabend. Wenn Sie sich anmelden möchten, können Sie das hier tun. Und dann habe ich noch ein schönes neues Angebot: Von heute an lesen wir Ihnen vor. Exklusiv für Abonnenten gibt es die RP-Audio-Artikel: täglich fünf unserer interessantesten und besten Analysen, Kommentare, Reportagen und vieles mehr zum Hören. Ein Dankeschön für alle, die unsere Arbeit durch ein Abo möglich machen – und hoffentlich ein Weg, Ihnen ein wenig den Alltag zu erleichtern. Sie finden die Audio-Artikel auf unserer Internetseite und in unserer E-Paper-App auf der Startseite unter „Audio-Artikel“. Sie können sie aber auch manuell in Ihrer Podcast-App abonnieren.

Heute ist der 1. April. Trotzdem stimmt in der „Stimme des Westens“ alles. Aber ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei, jemanden in den April zu schicken – Lachen hält gesund!

Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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