Liebe Frau Do, es ist die Woche der Wahrheit für Deutschland. Die Bundeskanzlerin muss nach ersten zarten Kompromisssignalen gestern beim Mini-Asylgipfel in Brüssel in den nächsten Tagen Abkommen mit den Mittelmeer-Anrainerstaaten zur Rücknahme von Asylbewerbern voranbringen, will sie die CSU besänftigen. Der Bruch der Koalition, und damit das Ende der Ära Merkel, bleibt eine realistische Option. Denn die CSU beharrt weiter auf ihrer Maximalforderung, alle Flüchtlinge, die schon zuvor in einem EU-Staat ein Asylverfahren begonnen haben (und sei es nur die Abnahme von Fingerabdrücken), an der Grenze zurückzuweisen zu können. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat das Endspiel um Merkels Kanzlerschaft angepfiffen, ohne zu ahnen, dass wohl auch der bayerische Wähler kaum verstehen wird, dass eine Regierung in unruhigen Zeiten scheitert, obwohl es zwischen CDU und CSU angeblich in 62 von 63 Punkten im Masterplan Migration Übereinstimmung gibt. CDU-Chefin Angela Merkel soll im bayerischen Landtagswahlkampf nicht einmal auftreten, das gab es noch nie in der Geschichte der „Schwesterparteien“. Jan Drebes blickt auf schwere Tage für Merkel. „Wer immer unzufrieden ist, der taugt nichts“, hat Theodor Fontane über die Deutschen gesagt. Meckern, maulen, mosern, darin sind wir Weltmeister. Das sieht man auch an der Kritik an der Fußball-Nationalmannschaft, die nach einem (tatsächlich grottenschlechten) Spiel gegen Mexiko mit Häme und Härte kritisiert wurde wie selten zuvor. Nach dem Sieg gegen Schweden sollten alle den Ball flach halten. Es war ein später, aber sehr verdienter Sieg eines beherzt und zielstrebig auftretenden (runderneuerten) Teams. Fehler passieren, Glück muss man haben. Aber Leidenschaft, Ideen und Wille waren da. Vielleicht sollten die Bedenkenträger eine Besinnungspause einlegen oder in den kommenden Tagen einer anderen Sportart zuschauen (auch Tom Bartels, bitte!). Nur zur Einordnung: Seit 1982 stand die deutsche Nationalmannschaft bei jeder Weltmeisterschaft mindestens im Viertelfinale, fünf Mal erreichte sie das Finale, zwei Mal wurde sie in dieser Zeit Weltmeister. Nicht so schlecht. Am Mittwoch muss nun ein klarer Sieg gegen Südkorea her, dann geht es ins Achtelfinale. Robert Peters schaut auf die wichtigsten elf Sportler des Landes. Es droht ein neuer schwerer Konflikt in der Türkei nach dem Militärputsch im Sommer 2016. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldet bei den Präsidentschaftswahlen gestern Abend eine absolute Mehrheit für Amtsinhaber Erdogan, doch die oppositionelle CHP wittert Wahlbetrug. RP Online hält Sie auf dem Laufenden. Herzlichst, Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |