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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 06.09.2021 | Sonniger Spätsommer bei bis zu 22°C. | ||
+ Bezirke verschleppen Sondergenehmigungen für Wirte + Ab Dezember wieder Fernzüge am Bahnhof Zoo + Beginn der Weihnachtsferien auf Heiligabend verschoben + |
von Lorenz Maroldt |
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Guten Morgen, aus Anlass des „Anti-Prokrastinationstags“ schauen wir uns zu Beginn gleich mal an, was in der Berliner Verwaltung (Motto: Was du heute kannst besorgen, das verschieb‘ auf übermorgen) im Sommer so alles liegen geblieben ist… ah ja, hier zum Beispiel, die „Anträge auf gebührenfreie Genehmigungen für die Sondernutzung öffentlicher Straßenflächen”, die Kneipen und Restaurants besser durch die Pandemie bringen sollten (wegen der Ansteckungsgefahr in den Innenräumen). In Pankow wurden von 217 Anträgen bisher gerade mal 89 bearbeitet (bei 52 Genehmigungen). Und in Mitte liegt der älteste, nicht bearbeitete Antrag bereits seit dem 29. Juni vor – da ist inzwischen das Bier schal und die Suppe kalt. Die Anträge zur Corona-bedingten Sondernutzung haben übrigens ein Verfallsdatum: Sollten sie genehmigt werden, gelten sie bis maximal zum 31.10. (Q: Anfrage Pankow Roland Schröder, Mitte Taylan Kurt). | |||
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Bloß gut, dass Heiligabend auch in diesem Jahr auf den 24. Dezember fällt – denn der Senat hat den Beginn der Weihnachtsferien kurzfristig umgeplant und auf genau diesen Tag verschoben (nur die bayerischen Feiertagskönige und NRW machen es ebenso). Damit komprimiert der Senat den kompletten Weihnachtsreiseverkehr zwischen Schulende und Bescherung auf gerade mal 24 Stunden. Warum das so ist, erklärt hier per Mail eine Mitarbeiterin der Bildungsverwaltung: „Die Weihnachtsferien beginnen im Schuljahr 2021/2022 erst am 24.12.2021. Dies ist für alle Personen, die zu Heiligabend ihre Familie außerhalb Berlins besuchen möchten, zugegebenermaßen nicht optimal. In der Regel werden Gesichtspunkte wie Reisezeiten für Familienbesuche bei der Planung der Ferien auch berücksichtigt. So war ursprünglich der Beginn der Weihnachtsferien auch für den 23.12.2021 festgelegt, jedoch musste dieser nachträglich noch einmal verschoben werden. Dies liegt darin begründet, dass erst nach Abschluss der Ferienplanung für 2021/2022 mit der Einführung des Feiertages am 8. März der 7. März 2022 als Brückentag zum Ferientag erklärt wurde. Um die Gesamtzahl von 75 Ferientagen entsprechend den Vorgaben des Hamburger Abkommens einzuhalten, wurde der Beginn der Weihnachtsferien deshalb nachträglich vom 23.12.2021 auf den 24.12.2021 verschoben.“ Da haben wir also Glück gehabt, dass die Frauentagsbrücke nicht noch länger geworden ist. Ein Weihnachtsferienbeginn am 25., 26. oder gar 27. Dezember hätte allerdings auch einen gewissen Stadtmarketingwert („Berlin bleibt anders“), so dass in dieser Hinsicht nichts auszuschließen ist – unsere Vorschläge für zusätzliche schul- und arbeitsfreie Feiertage in Berlin (auf Grundlage der Liste internationaler Aktionstage): Tag der indigenen Völker (09.08.), Tag des Fahrrads (03.06.) und der Tag der Jogginghose (21.01.). Apropos Jogginghose: Heute beginnt die Fashion Week. Übrigens: Der 1. und der 2. Weihnachtsfeiertag fallen in diesem Jahr auf Sonnabend und Sonntag. Dafür enden die Ferien aber auch schon offiziell am 31.12. Da können wir es zum 1. Feiertag des Jahres, praktischerweise auch das ein Sonnabend, mal wieder so richtig krachen lassen (und am lautesten feiert die Feiertags-allergische IHK). | |||
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Der Einkauf beim Discounter kann in Berlin ganz schön teuer werden – diese Erfahrung machte gerade eine Checkpoint-Leserin. Sie hatte ihr Auto um 10 Uhr auf dem Netto-Parkplatz in der Heilbronner Straße abgestellt, das Mineralwasser eingeladen – aber war dann nicht gleich wegfahren. Das ist nicht erlaubt, der Parkplatz ist privat. Als sie am Nachmittag zurückkam, war der Wagen weg. Naheliegende Vermutung: abgeschleppt. Was dann geschah, klingt allerdings nicht einfach nur wie das ärgerliche Ende eines Einkaufs, sondern eher wie die Lösegeldübergabe inklusive Schnitzeljagd nach einer Entführung. Bei Netto gab man ihr die Nummer eines anonymen Abschleppdienstes, von dort schickte ihr ein ebenso anonymer Mitarbeiter einen Barcode aufs Handy, mit dem sie an der Kasse ausgewählter Supermärkte (u.a. Rewe, dm, Penny, nicht aber bei Netto in der Heilbronner Straße) eine Summe von 238 Euro zahlen sollte. Erst, wenn das Geld eingegangen sei, würde ihr der Standort des Autos verraten. Die Kundin verzichtete darauf, die Polizei einzuschalten (davon raten Entführer ja immer ab), lief innerhalb von 12 Minuten zu Rewe am Kurfürstendamm (wo ihr gesagt wurde, dass sie da heute nicht die erste sei), zahlte dort das Lösegeld, rief wieder beim anonymen Abschleppunternehmen an und bekam daraufhin eine SMS mit einer Adresse zugeschickt (Johannaplatz in Grunewald, 22 Min. Fußweg). Wir haben bei Netto nachgefragt, dort wurde das Vorgehen „nach 5 bis 6 Stunden“ als „branchenüblich“ bezeichnet, und: „Die Abwicklung über viacash dient der Beschleunigung des Zahlungsverkehrs und bietet den Vorteil, dass Personen, die ihr Auto widerrechtlich abgestellt haben, ohne großen zeitlichen Aufwand an ihr Fahrzeug gelangen.“ Die Rechtsprechung dazu ist übrigens klar: Das Vorgehen ist legal (BGH V ZR 102/15). | |||
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Nach dem Motto „Wenn wir hier schon nicht gewinnen, treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt“ (Rolf Rüssmann) ziehen Grüne und Linke in den Bildungswahlkampf – sie wollen die beliebten 5. und 6. Gymnasialklassen schließen. Arnd Niedermöller, Vorsitzender des Verbands der Oberstudiendirektoren (VOB) und Leiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Rummelsburg, hält das für fatal: „Werden die Gymnasien gestutzt, ist dies ein Förderprogramm für Privatschulen, bei denen der Geldbeutel der Eltern über den Zugang entscheidet.“ Und das bleibt auch so: Die überfällige Reform der Privatschulfinanzierung, die auch weniger wohlhabenden Familien den Zugang erleichtern sollte, scheiterte am Koalitions-Hickhack. Immerhin bleibt für Rot-Rot-Grün so das alte Feindbild erhalten – und am Berliner Bildungsdesaster sind damit immer die anderen schuld. | |||
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Trotz des Wahl-O-Mats wissen viele immer noch nicht, wen oder was sie wählen sollen – aber vielleicht hilft ja der Chatbot des Bundestags weiter („Ich beantworte gerne Ihre Fragen“). Hier das Ergebnis unseres Versuchs, etwas mehr Klarheit zu schaffen (Antworten alle original): Wer ist Armin Laschet? „Armin ist, soweit ich weiß, ein Vorname.“ Hm, so kommen wir ja nicht weiter – dann also gleich mal ins Volle: Welcher Kandidat ist am sympathischsten? „Ach ja, die Kandidaten – ein faszinierendes Gesprächsthema.“ Oje… ok – na dann: Wäre Söder der bessere Mann für die Union gewesen? „Wie kommen Sie jetzt auf das Thema ‚Männer‘?“ Pfff… Und was ist mit Habeck, wäre der besser für die Grünen gewesen? „Als neutraler Berater möchte ich mich nicht zu politischen Fragen äußern.“ Na gut, aber wem soll ich denn jetzt meine Stimme geben? „Keine Ahnung, ehrlich gesagt.“ Na dann, letzter Versuch: Wie lautet die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest? „Hihi.... Der Informatikertest, aber darauf falle ich nicht rein... Die Antwort auf die allumfassende Frage ist ... 42.“ | |||
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Seit Jahren nervt es, dass sich bestimmte Websites der Bezirke nicht richtig verlinken lassen – das Klickergebnis ist rot, der Text immer derselbe: „Die Seite wurde nicht gefunden.“ Wenn es nur um Anfragen und Drucksachen geht, ist das allenfalls lästig. Wenn das Bezirksamt allerdings wegen positiver Corona-Tests per Mail Quarantäne anordnet, und der Link zum Merkblatt, das als „Bestandteil der Anordnung“ klassifiziert wird, bekanntlich so nicht funktioniert („Die gewünschte Seite wurde möglicherweise entfernt oder umbenannt, oder sie ist vorübergehend nicht erreichbar“), dann ist das schon grob gefährliche Fahrlässigkeit. Sollte sich irgendwer verantwortlich fühlen in der Hauptstadt der organisierten Unzuständigkeit: Das wäre jetzt ein guter Zeitpunkt zum Handeln. | |||
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