Olaf Scholz hat von seiner Amtsvorgängerin eine marode Bundeswehr und eine fragwürdige Russlandpolitik geerbt. Aber nicht nur deshalb steckt der Bundeskanzler in einer schier unerträglichen Situation: Er muss jetzt fürchten, keine parlamentarische Mehrheit zu haben. Sein Schweigen aber erschwert die Lage, denn es ist unsicher, ob Scholz seine Zeitenwende überhaupt selbst transatlantisch ausdefinieren will. Thomas Jäger analysiert die Lage. Mit seiner Skepsis gegenüber Waffenlieferungen isoliert sich der Bundeskanzler, getrieben von seiner Partei, nicht nur in der westlichen Staatengemeinschaft, sondern auch in seiner eigenen Koalition. Denn Deutschland könnte sehr wohl Panzerhaubitzen und Panzerfahrzeuge liefern, tut es aber nicht. Völlig unklar, wie lange die Verteidigungslinie von Scholz noch hält. Volker Resing kommentiert. Mit seiner Null-Covid-Strategie und den massiven Abriegelungen hat sich China in eine Sackgasse manövriert. Die wirtschaftlichen Folgeschäden sind enorm, es droht eine politische Destabilisierung. Hinzu kommen Lieferkettenprobleme und Engpässe bei der Versorgung mit Kohle. Auch Pekings Haltung gegenüber Russland könnte Nachteile mit sich bringen. Eine gefährliche Mischung, analysiert Antonia Colibasanu. In der Corona-Krise hat es angefangen, in den Debatten über den Ukraine-Krieg geht es weiter: Wie in der Vergangenheit mit Krankheiten und Kriegen umgegangen wurde, zählt nicht mehr; welche Folgen für die Zukunft das derzeitige Handeln hat, soll keine Rolle mehr spielen. Wir scheinen in einer endlosen Gegenwart gefangen, in der wir nur mehr in Pawlow’scher Manier auf Reize reagieren. Ein philosophisches Streiflicht von Ralf Hanselle. Der Gründer von Wikileaks sitzt schon seit drei Jahren in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis. Nun hat ein Gericht Julian Assanges Auslieferung in die USA genehmigt. Innenministerin Priti Patel muss formell noch zustimmen. Die Entscheidung über die Auslieferung könnte bereits in einem Monat fallen. Tessa Szyszkowitz berichtet aus London. Der größte Wirtschaftsskandal der Bundesrepublik wird immer mehr zum Agentenkrimi: Jan Marsalek, schillernder Hauptverdächtiger im Wirecard-Fall und ausgestattet mit besten Kontakten in Politik und Sicherheitsbehörden, soll nach Moskau geflohen sein. Und der deutsche BND weiß schon seit Monaten davon. Daniel Gräber mit den Einzelheiten. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |