Liebe Leserin, lieber Leser,
die SPD hat ihre Chaostage vorerst hinter sich. Zurück bleibt ein Kanzler und Kandidat, dessen Autorität in den letzten fünf Tagen mehr gelitten hat, als in drei Jahren Regierungszeit zusammen. Es ist ein Unterschied, ob Medien, Koalitionspartner und Opposition Kritik üben, oder die lieben Parteifreunde. Denn wenn selbst die eigenen Leute Scholz nicht wollen – wieso sollten es dann die Wähler tun? Der Kanzler glaubte zwar unbeirrbar an sich, er war aber zu schwach, um die Debatte um seine Person zu beenden. Das taten andere. Erstaunlich spät. Rückblick: Die Wahl 2021 haben die Sozialdemokraten auch gewonnen, weil sie die Union in ihrer Parade-Disziplin vorgeführt haben. Geschlossenheit und Korpsgeist – konservative Tugenden, in Reinstform präsentiert. Nur nicht von CDU und CSU, sondern vom Olaf-Wahlverein SPD. Scholz hat es zuvor nie zum Genossen des Monats gebracht, vorsichtig ausgedrückt, doch seine Kritiker rissen sich zusammen. Kein böses Wort. Fast ein Jahr lang. Nicht, weil sie an seinen Sieg glaubten. Sondern weil niemand schuld an seiner Niederlage sein wollte. |