Hallo John Do,

hat dieser Hitzesommer Sie auch so geschockt? Ich habe nachts oft schlaflos im Bett gelegen und mich gefragt: Wird dies das neue Normal? Oder wird das irgendwann sogar als kühler Sommer gelten?! Gedanken wie diese machen mir Angst und lähmen mich. Doch dann schießen mir die Bilder von vor einem Jahr durch den Kopf. Wie wir mit Fridays for Future mit Hunderttausenden auf den Straßen waren. Und dann kommt die Hoffnung und die Zuversicht trotz allem wieder zurück.

Mir fällt auf, Sie wissen noch gar nicht, wer ich bin! Ich heiße Merit, bin 21 Jahre alt und komme aus Ulm. Seit drei Jahren organisiere ich hier vor Ort mit Fridays for Future Klimastreiks. Und seit Wochen bin ich zusammen mit Mitstreiter*innen an vielen anderen Orten mega gestresst. Denn am Freitag in zwei Wochen, am 23. September, wollen wir das nächste große Ding hinstellen – den bundesweiten Klimastreik. Mit dem vor allem einer ein Problem bekommen soll: Christian Lindner.

Denn was die Ampel auch an Maßnahmen gegen die Klimakrise plant – es endet immer gleich: Der Finanzminister steht auf der Bremse. Beim Tempolimit oder dem Abbau des Dienstwagenprivilegs. Beim Klima-Sofortprogramm oder Geld für ein 365-Euro-Ticket und den Nahverkehr. Bei der Übergewinnsteuer und den sozialen Entlastungen, die es jetzt auch so dringend braucht.

Ich bin realistisch: Wenn wir mit Hunderttausenden die Straßen füllen, juckt das Lindner herzlich wenig. Womöglich drückt er noch doller auf das Gaspedal seines Porsches und weiß, dass genau dies bei seinen Wähler*innen gut ankommt. Deshalb sehe ich jemand anderes in der Verantwortung: den selbsternannten „Klimakanzler“ Olaf Scholz. Ich hoffe, dass er vorgestern aufgewacht ist. Da hat er im Bundestag der CDU/CSU nämlich um die Ohren gehauen: „Sie haben Abwehrkämpfe geführt gegen jede einzelne Windkraftanlage. Das waren Sie!“[1] Das war mal richtig stark.

Genau da müssen wir ihn jetzt abholen und ihn in die Pflicht nehmen. Er muss als Klimakanzler endlich die Führung zeigen, die er im Wahlkampf versprochen hat. Und Lindner zur Vernunft rufen. Die Ampel muss die Forderungen, für die wir und die Klimabewegung kämpfen, endlich umsetzen.

Und das ist der Plan für den großen Tag, den Klimastreik: In über 150 Orten gehen am Freitag, den 23. September, Schüler*innen mit und ohne ihre Eltern, mit Menschen aus allen Generationen und allen Teilen der Gesellschaft auf die Straße. Mal bemalen wir eine Hauptverkehrsstraße, mal organisieren wir eine Fahrrad-Demo, mal klappern wir erst überall die Schulen ab. Aber überall wird es bunt und laut, hoffnungsfroh und entschlossen.

Ganz viel haben wir vorbereitet, aber gerade für die Bühnen und Lautsprecheranlagen in den Großstädten fehlt es noch an einem: dem nötigen Geld. Zudem wollen wir Anzeigen in Tageszeitungen und den sozialen Medien schalten, damit ganz viele vom Streiktag erfahren und kommen. Schon in den letzten Jahren hat Campact in solchen Situationen geholfen – weil wir den Unterstützer*innen schreiben konnten und viele Tausende Menschen spendeten. Und deshalb bin ich so dankbar, dass ich heute Sie bitten darf: John Do, unterstützen Sie den großen Protesttag von uns Schüler*innen. Jede Spende zählt – unterstützen Sie den Klimastreik mit 5 Euro.

Unser Klimastreik kommt zu einer Zeit, die für immer mehr Menschen richtig krass ist. Sie haben Angst vor der nächsten Gas- und Stromrechnung, wissen nicht, ob sie sich demnächst noch ihre Wohnung leisten können. Gleichzeitig verdienen andere gerade super viel: Mineralöl- und Energiekonzerne, die Übergewinne einfahren. Die Reichsten der Reichen, deren Vermögen weiter wachsen. In dieser Situation müssen wir verdammt aufpassen, dass Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit nicht gegeneinander ausgespielt werden. Sondern die Regierung sie zusammen denkt.

Deswegen treten wir am 23. September dafür ein, dass die Regierung mit einer Übergewinnsteuer Extraprofite abschöpft, um damit gezielte Entlastungen für alle zu finanzieren. Dass sie die Schuldenbremse aussetzt und richtig investiert: in den Ausbau der Erneuerbaren Energien, in die energetische Gebäudesanierung und die Verkehrswende. Und klimaschädliche Subventionen wie das Dieselprivileg abbaut. Drei Jahre Fridays for Future haben mir gezeigt: Laut sein lohnt sich – und jede Stimme zählt. Gemeinsam können wir Politik und Gesellschaft verändern, wenn wir im richtigen Moment mit Tausenden auf die Straße gehen.

Jetzt ist wieder so ein Moment. Darum lass ich jetzt wieder alles stehen und liegen und organisiere mit meinen Freund*innen den nächsten großen Klimastreik. Alleine können wir den Protest nicht auf die Beine stellen. Deshalb hoffen wir auf die Hilfe der Campact-Unterstützer*innen, die sich immer wieder mit uns beim Klimastreik engagiert haben. Bitte sorgen Sie mit Ihrer Spende dafür, dass unser Klimastreik im September gelingt. Schon mit 5 Euro machen Sie einen Unterschied!

Herzliche Grüße
Merit Willemer

PS: Den ganzen Sommer war ich nur mit dem 9-Euro-Ticket unterwegs. Über Wochen hat Finanzminister Lindner versucht, ein Anschlussticket zu verhindern. Wir protestierten zusammen mit Campact – und die FDP musste ihr Veto aufgeben. Jetzt kommt das günstigere Ticket für Bus und Bahn doch.[2] Das zeigt mir: Unser Protest wirkt. So viele Stimmen kann die Ampel-Koalition einfach nicht ignorieren. Deswegen zeigen wir beim Klimastreik am 23. September, wie viele Menschen für sozial gerechten Klimaschutz sind.

Falls Sie das bevorzugen, können Sie auch direkt auf unser Aktionskonto überweisen:

Campact e.V.
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN DE98 2512 0510 6980 0518 41
BIC BFSWDE33HAN

[1]„Duell von Kanzler und Oppositionschef: ,Scholz on fire’“, Tagesschau Online, 7. September 2022

[2]„Verkehrsminister Volker Wissing: Nachfolge für 9-Euro-Ticket soll Anfang 2023 kommen“, Der Spiegel Online, 3. September 2022