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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 30.05.2024 | bewölkt und regnerisch bei 14 bis 20°C. | ||
+ Liebe in Berlin gesucht + Rentenbeiträge dürfen unbegrenzt steigen + Tausende Integrationskurse vor dem Aus + Antisemitismus-Eklat im Bezirksparlament + Verspätungsansagen der Bahn + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, wir beginnen mit dem Wichtigsten im Leben: der Liebe. Wie findet man in der großen Stadt jenen Menschen, der einen auch mit dem Herzen versteht – und was tut man, wenn dieser Mensch endlich entdeckt ist, aber wieder verloren geht? Hanne aus Pankow sucht Hannes. Beide lernten sich am 1. Mai im Park kennen, quatschten und flirteten, aber tauschten keine Telefonnummern aus. „Stattdessen notierte sich Hannes Hannes Adresse und versprach, ihr eine Postkarte zu schicken mit seinen Kontaktdaten darauf“, berichtet ihre Mutter in einem viel geteilten Post auf Instagram. „Als Pfand gab er ihr seine Sonnenbrille. Beim nächsten Treffen, so die Verabredung, gibt sie sie ihm zurück.“ Doch eine Karte von Hannes kam nie an, Hanne trug täglich seine Sonnenbrille. Nun sprach eine Nachbarin sie an, ob sie Post bekommen habe; ein Mann habe sie gesucht, weil er noch die Adresse, aber nicht mehr ihren Nachnamen kannte. Er klebte einen Brief „Für Hanne“ an die Hauseingangstür, der dort wohl auch einige Tage hing. Doch Hanne nahm immer den anderen Eingang. Nun ist der Brief weg und die Sonnenbrille immer noch da – und mit ihr die Hoffnung, dass es vielleicht doch noch ein kleines Happy End geben kann in der großen Stadt. Wenn jemand also die Sonnenbrille erkennt (zu sehen hier) oder Hannes - Anfang 20, etwa 1.80 Meter groß und tätig beim Film – sich hier wiedererkennt, dann bitte melden unter liebe@tagesspiegel.de. Wir vermitteln gern. Als Finderlohn gibt es unser Buch „Erzähl mir von der Liebe“ mit anderen verrückten, aber wahren Liebesgeschichten. Und vielleicht auch den Menschen, der einen mit dem Herzen versteht. | |||
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Wenn ein Mensch lange Zeit lebt, sagt die Welt: Es ist Zeit, dass er geht. Frei nach den DDR-Rockern der Puhdys muss man wohl feststellen: Das gesamtdeutsche Rentensystem hat sich inzwischen überlebt. Das Land ist schlicht zu alt für einen gerechten Generationenvertrag. Deshalb hat die Bundesregierung am Mittwoch das Rentenpaket II beschlossen, nach dem zwar das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent des Durchschnittsgehalts fallen darf, aber die Beitragssätze grenzenlos steigen dürfen. Diese könnten sich für Jüngere laut Prognosen von derzeit 18,6 auf mehr als 24 Prozent summieren und auch die Arbeitskosten verteuern. „Das ist eine völlige Abkehr von der Vorstellung einer fairen Lastenverteilung zwischen den Generationen“, beklagt Jochen Pimpertz vom Institut der deutschen Wirtschaft. Zumal mit der nächsten Finanznot auch die Garantie der stabilen Renten fallen könnte. Dann müssten viele Menschen womöglich länger arbeiten als sie eigentlich wollen, um nicht in Altersarmut zu fallen. Oder frei nach den Puhdys: Es ist keine Ente – wie spielen bis zur Rockerrente. | |||
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Sie schreibt Geschichten über die deutsche Geschichte und über Menschen, die kaum sichtbar sind oder sich selbst verloren haben. Sie lebt in einer Altbauwohnung in Mitte, in der sich Erinnerungen und Bücher stapeln. Sie ist die derzeit beste deutsche Literatin, vor einer Woche in London geehrt mit dem renommierten International Booker Prize. Jenny Erpenbeck empfängt gut gelaunt zum Gespräch, das am Wochenende im Tagesspiegel nachzulesen sein wird. Einen Auszug für den Checkpoint hat sie heute Nacht schon freigegeben. Denn die 57-Jährige aus einer Ost-Berliner Schriftstellerfamilie hat einiges zu sagen zu ihrer Heimatstadt und zum Erbe der deutschen Einheit. Frau Erpenbeck, wann ist Ihnen aufgefallen, dass eine neue Zeit beginnt? Bei meiner ersten Mieterhöhung. In der DDR habe ich 40 Mark 25 für meine zwei Zimmer bezahlt, ein Jahr später schon 400. Das war mein erster Moment von Panik. Inzwischen ist es noch viel extremer. Ich halte es für ein zentrales Problem, dass Berliner in ihrer eigenen Stadt keine bezahlbare Wohnung mehr finden. Aber von 40 Mark 25 kann man kein Haus instandhalten. So sahen die Innenstädte der DDR auch aus. Das stimmt. Aber es gab immerhin ein staatliches Wohnungsbauprogramm, das die Wohnungsfrage als soziales Problem lösen wollte. Das ist ein ganz anderer Ansatz. Wilhelm Busch hat einmal gesagt: Mit einer Wohnung kann man einen Menschen genauso erschlagen wie mit einer Axt. Trauern Sie der DDR nach? Nein. Aber auch Freiheit zieht Zwänge nach sich. Dem Konkurrenzkampf, der zur Existenzerhaltung notwendig ist, ist nicht jeder Mensch gewachsen. Und in mancher Hinsicht ist die Freiheit auch eine Gummiwand. Man kann zwar alles sagen, aber es bewirkt oft nichts mehr. Es gibt die viel gerühmte Bürgerbeteiligung, trotzdem wird am Ende oft das gemacht, was am billigsten ist. Was fehlt Ihnen im vereinten Berlin? Die Grauzonen, die Baulücken, die struppigen Wiesen. Es gibt kaum noch undefinierte Räume. Am Mauerpark soll das Jahnstadion neu gebaut werden, obwohl das alte DDR-Stadion noch ganz gut aussieht und überall Geld fehlt. Da denke ich: Finanziert doch lieber ein paar mehr Frauenhäuser! Und ich vermisse, auch bei mir selbst, meinen Berliner Dialekt. Wenn ich alte Freunde treffe, fangen wir wie selbstverständlich wieder an zu berlinern. In der DDR haben ja auch die Intellektuellen Mundart gesprochen, die Standesunterschiede waren in der Sprache aufgehoben. Dieser Klangraum verschwindet. Wir beide reden jetzt hier auch Hochdeutsch, obwohl wir das nicht müssten. Wat wär so jut am Berlinern? Dialekte gibt es ja überall. Das Besondere am Berlinern oder am Sächseln aber ist, dass die Zeit, in der wir alle so gesprochen haben, versunken ist. Wir haben sie gemeinsam verloren. | |||
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Antisemitismus darf sich nicht lohnen, weil er geduldet wird. Das gilt für pro-palästinensische Demonstrationen mit Gewaltaufrufen (gestern wieder zu sehen und zu hören in Kreuzberg und Neukölln), für das Liken von antisemitischen Inhalten durch die amtierende Präsidentin der Technischen Universität („ein Fehler, für den ich mich aufrichtig entschuldigen möchte“, wie Geraldine Rauch auf Druck aus der Politik und ihrer eigenen Unileitung am Mittwoch eingestand) und erst recht für die Kinder- und Jugendarbeit. Wie im Checkpoint berichtet, hat Bezirksstadtrat Martin Kindler (CDU) zwei Zentren für junge Frauen in Friedrichshain-Kreuzberg geschlossen, nachdem die Spitze des Trägervereins Frieda e.V. mit antisemitischen Ausfällen aufgefallen war und sich nicht vom offenen Israelhass ihrer Unterstützer distanzieren wollte. In der Bezirksverordnetenversammlung kam es gestern zum nächsten Eklat in dem Fall. Was genau geschah und warum nun auch die Landesförderung für den Verein gestrichen werden soll, lesen Sie in der Vollversion des Checkpoints, und zwar hier. | |||
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Hertha BSC – das sind doch die Westend Boys, oder? Von wegen! Gegründet wurde der Verein 1892 in Prenzlauer Berg, groß geworden ist er am Gesundbrunnen. Im steilen Stadion „Plumpe“ bejubelten Nordberliner 1930 und 1931 die einzigen Meisterschaften. Der Vorplatz am Bahnhof Gesundbrunnen ist heute nach Stürmer Hanne Sobek benannt. Bis vor kurzem stand hier eine Schautafel zur bewegten Berliner Fußballhistorie. Nun wurde die Tafel abmontiert – „da der Zustand der Stele aufgrund von Vandalismus leider nicht mehr repräsentabel war“, wie die Bahn auf Checkpoint-Anfrage schreibt. Nebenan an der Behmstraße wurde nun auch Herthas altes Vereinsheim abgerissen, das zuletzt als Hostel Berlin-Fans beherbergte. Das Bezirksamt Mitte lässt zu dem zertrümmerten Gebäude wissen, dass Stadtplanungsamt und Denkmalschutzbehörde „keine Versagensgründe“ geltend gemacht hätten gegen den Abriss durch den Eigentümer. Über eine Neubebauung des Grundstücks ist bisher nichts bekannt. Aber sucht der Zweitligist nicht noch einen Platz für ein eigenes Stadion? Nebenan auf einem Bolzplatz trainieren sie schon, die Frauen und Männer vom Nordkreuz. | |||
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